Sion-Präsident Constantin über Lindners Krebs-Schock
«Er war am Boden zerstört und konnte es uns nicht selber sagen»

Und der nächste und schlimmste Schock in Sion: Goalie Heinz Lindner hat Hodenkrebs! Der österreichische Nationalgoalie will nächste Saison wieder angreifen.
Publiziert: 17.05.2023 um 08:12 Uhr
|
Aktualisiert: 17.05.2023 um 08:22 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_718.JPG
Alain KunzReporter Fussball

Vielleicht erklärt ein Kabinenbesuch den ganz schwachen Auftritt des FC Sion in Genf. Denn ein paar Tage vor dem Spiel bei Servette (0:5) stattet Goalie Heinz Lindner (32) dem Team einen Besuch ab. Nicht um mitzuteilen, dass sein Mittelhandbruch mittlerweile verheilt sei und er bald wieder spielen könne. Die Botschaft ist eine ganz andere. Eine niederschmetternde.

Linder legt seinen Teamkollegen offen, dass er an Hodenkrebs erkrankt sei. Ein Schock!

Am Dienstag nun machte es Lindner publik. In einem ausführlichen Instagram-Post schreibt er: «Leider muss ich euch mitteilen, dass diese Saison für mich beim FC Sion und im Nationalteam vorbei ist. Vor kurzem wurde bei mir ein Tumor im linken Hoden entdeckt. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass mich diese Diagnose hart ge­troffen hat.»

Heinz Lindner, der Torhüter des FC Sion, ist an Krebs erkrankt.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus
1/10

Fassungsloser Constantin

Schon länger Bescheid weiss die Vereinsführung. «Wir wissen es seit rund zwei Wochen», sagt Sion-Präsident Christian Constantin. «Heinz war derart am Boden zerstört, dass er es uns nicht selber sagen konnte. Es war Goalietrainer Massimo Colomba, der Heinz seit seiner gemeinsamen Zeit beim FC Basel sehr nahesteht, der uns die Hiobsbotschaft überbrachte.»

Und CC hatte nur eine grosse Sorge, als er von der Erkrankung hörte. Dass der Krebs möglicherweise bereits Metastasen gebildet hatte. CC: «Da können wir nur Gott danken, dass dem nicht so ist. Das ist im Moment das Wichtigste.» CC selber hat noch nicht mit Lindner gesprochen. Sein Sohn und Sportchef Barthélémy hingegen schon. Wie geht es Lindner? Barth: «Wie soll es einem gehen, wenn man eben Vater wird und drei Monate später diese Diagnose kriegt? Das ist im Kopf doch kaum auszuhalten.»

Operation ist gut verlaufen

Lindner selber legt sehr viele Details bewusst offen. Er habe sich entschlossen, offen und ehrlich mit seiner Erkrankung umzugehen, schreibt er. Gerade auch, um Spekulationen über seinen Gesundheitszustand zu verhindern. Lindner teilt mit: «Ich habe mich vor wenigen Tagen einer Operation unterzogen, die sehr gut verlaufen ist. Für das rechtzeitige Erkennen, Diagnostizieren, Behandeln und für die erfolgreiche Operation möchte ich mich beim Team des Hôpital Riviera-Chablais Vaud et Valais in Rennaz und ganz besonders bei Dr. Joëlle Deriaz und Dr. Thomas Tawadros bedanken. Der bösartige Tumor wurde Gott sei Dank rechtzeitig erkannt und hatte noch nicht gestreut.»

Weitere Sportler, die an Hodenkrebs erkrankt sind

Lance Armstrong (50), Rad

Es war am 2. Oktober 1996, als der damalige steil aufstrebende Rad-Profi Lance Armstrong im alter von 25 Jahren die Diagnose Hodenkrebs erhielt. Beim Ami hatten sich bereits Lymphknotenmetastasen im Bauchraum und der Lunge sowie zwei Tumoren im Gehirn gebildet. Bei Armstrong wurde der rechte Hoden operativ entfernt. Mit einer zusätzlichen OP und einer aggressiven, vier Zyklen beinhaltende Chemotherapie konnte er den Krebs letztlich besiegen.

Marco Russ (36), Fussball

2016 wurde im Rahmen einer Dopingkontrolle beim damaligen Frankfurter Innenverteidiger Marco Russ zufällig ein bösartiger Tumor im Hoden entdeckt. Die Diagnose Hodenkrebs warf Russ zurück, doch er kam neun Monate später wieder zurück auf den Platz. Russ spielte bis 2020 für die Eintracht – und ist dort eine Legende.

Jim Koleff (†55), Eishockey

Er wollte gerade als Assistent beim SC Bern anheuern, da ereilte den Kanadier Jim Koleff die niederschmetternde Diagnose Hodenkrebs. Zwei Jahre später fühlet er sich wieder gesund, als ihn ein Rückfall heimsucht. Metastasen des Hodenkrebses drangen in den Bauchraum vor, worauf er 1994 während seiner Zeit als Trainer beim EV Zug notfallmässig nach New York reisen musste, wo er dem Tod von der Schippe sprang. Koleff überwand auch diese Hürde, bis der Krebs 2003 zurückkehrte und Koleff den Kampf verlor.

Marc Kämpf (31), Eishockey

2017 erhielt der ehemalige SCB-Profi Marc Kämpf die Diagnose Hodentumor. «Das war ein Schock. Ich wusste nicht, was das bedeutet», erzählt er später im Blick. Noch am gleichen Tag wurde der Stürmer operiert, ihm wurde ein Hoden entfernt. Kämpf, der heute für den SC Langenthal spielt, damals: «Ich wurde gefragt, ob ich eine Prothese wolle. Das lehnte ich ab. Man kann auch mit einem Hoden leben.»

Jonas Gutierrez (39), Fussball

Bei Newcastle United ist Jonas Gutierrez eine Legende. Sieben Jahre spielte der Argentinier für die Magpies und erlebte dort den Höhepunkt – aber auch den Tiefpunkt seiner Karriere. 2013 erkrankte Gutierrez an Hodenkrebs, weshalb er sich einer Operation unterzog. Im Sommer 2014 folgte zusätzlich eine Chemotherapie, womit der Krebs letztlich besiegt werden konnte. Am letzten Spieltag der Saison 2014/15 dann der Höhepunkt: Gutierrez bewahrte Newcastle mit einem Tor und einem Assist beim 2:0 gegen West Ham vor dem Abstieg.

Lance Armstrong (50), Rad

Es war am 2. Oktober 1996, als der damalige steil aufstrebende Rad-Profi Lance Armstrong im alter von 25 Jahren die Diagnose Hodenkrebs erhielt. Beim Ami hatten sich bereits Lymphknotenmetastasen im Bauchraum und der Lunge sowie zwei Tumoren im Gehirn gebildet. Bei Armstrong wurde der rechte Hoden operativ entfernt. Mit einer zusätzlichen OP und einer aggressiven, vier Zyklen beinhaltende Chemotherapie konnte er den Krebs letztlich besiegen.

Marco Russ (36), Fussball

2016 wurde im Rahmen einer Dopingkontrolle beim damaligen Frankfurter Innenverteidiger Marco Russ zufällig ein bösartiger Tumor im Hoden entdeckt. Die Diagnose Hodenkrebs warf Russ zurück, doch er kam neun Monate später wieder zurück auf den Platz. Russ spielte bis 2020 für die Eintracht – und ist dort eine Legende.

Jim Koleff (†55), Eishockey

Er wollte gerade als Assistent beim SC Bern anheuern, da ereilte den Kanadier Jim Koleff die niederschmetternde Diagnose Hodenkrebs. Zwei Jahre später fühlet er sich wieder gesund, als ihn ein Rückfall heimsucht. Metastasen des Hodenkrebses drangen in den Bauchraum vor, worauf er 1994 während seiner Zeit als Trainer beim EV Zug notfallmässig nach New York reisen musste, wo er dem Tod von der Schippe sprang. Koleff überwand auch diese Hürde, bis der Krebs 2003 zurückkehrte und Koleff den Kampf verlor.

Marc Kämpf (31), Eishockey

2017 erhielt der ehemalige SCB-Profi Marc Kämpf die Diagnose Hodentumor. «Das war ein Schock. Ich wusste nicht, was das bedeutet», erzählt er später im Blick. Noch am gleichen Tag wurde der Stürmer operiert, ihm wurde ein Hoden entfernt. Kämpf, der heute für den SC Langenthal spielt, damals: «Ich wurde gefragt, ob ich eine Prothese wolle. Das lehnte ich ab. Man kann auch mit einem Hoden leben.»

Jonas Gutierrez (39), Fussball

Bei Newcastle United ist Jonas Gutierrez eine Legende. Sieben Jahre spielte der Argentinier für die Magpies und erlebte dort den Höhepunkt – aber auch den Tiefpunkt seiner Karriere. 2013 erkrankte Gutierrez an Hodenkrebs, weshalb er sich einer Operation unterzog. Im Sommer 2014 folgte zusätzlich eine Chemotherapie, womit der Krebs letztlich besiegt werden konnte. Am letzten Spieltag der Saison 2014/15 dann der Höhepunkt: Gutierrez bewahrte Newcastle mit einem Tor und einem Assist beim 2:0 gegen West Ham vor dem Abstieg.

Mehr

Und jetzt schaut Lindner bereits wieder in die (Fussball-)Zukunft. In den kommenden Wochen wolle er sich voll und ganz darauf konzentrieren, ­wieder gesund zu werden. «Ich drücke fest die Daumen, dass sowohl das österreichische Nationalteam als auch der FC Sion die kommenden Spiele ohne mich positiv bestreiten und werde als Fan mitfiebern. Ich freue mich, in der nächsten Saison wieder komplett fit und einsatzbereit zu sein.» Das hofft auch ÖFB-Teamcoach Ralf Rangnick: «Ich bin sehr erleichtert, dass die Operation gut verlaufen ist, und wünsche Heinz für seine weitere Genesung alles Gute.» Er sei fest davon überzeugt, «dass Heinz schon bald wieder der Alte sein wird. Ich freue mich, wenn er im Herbst wieder in den Kreis des Nationalteams zurückkehren kann.»

Lindner denkt schon wieder ans Training

Trainieren wolle Lindner aber schon viel früher wieder, sagt CC: «Uns hat er gesagt, dass er in vier Wochen wieder mit dem Training beginnen wolle.» Und das soll nach Möglichkeit in einem Super-League-Klub sein. Der einfachere Weg für Sion wäre, Winterthur zu überholen und die Barrage abzuwenden.

Und da gibts einen ersten Silberstreif am Horizont: Lindners Back-up Kevin Fickentscher (34), der die letzten beiden Spiele wegen einer Wadenverletzung gefehlt hatte, trainiert seit Dienstag wieder und sollte am Sonntag gegen YB spielen können. CC hofft nun eines: dass sich Lindners Mitspieler diesmal richtig ins Zeug legen. Für Heinz!

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?