Sion-Spieler Matteo Tosetti über seine schwierige Saison
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Halbzeit in der Barrage:Sion-Spieler Matteo Tosetti über seine schwierige Saison

Sion will den Job gegen Thun zu Ende bringen
Tosetti weinte schon Tränen des Abstiegs

Matteo Tosetti hatte mit der Super League schon fast abgeschlossen. Zum zweiten Mal in Serie. Es flossen erste Tränen. Jetzt kann er wieder lachen.
Publiziert: 30.05.2021 um 10:50 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2021 um 16:09 Uhr
Alain Kunz

Klar, es hätte ein anderer Gegner sein sollen als «sein» FC Thun. Als der Klub aus dem Berner Oberland, wo der heute 29-Jährige seine fussballerisch besten Jahre hatte. Vier Saisons lang Stammspieler. Aber am Ende steht der bittere Abstieg. Diese unsägliche Barrage gegen Vaduz, von der man nicht geglaubt hatte, sie verlieren zu können.

Doch die Geschichte wiederholt sich für den Mann aus Losone bei Locarno. Ein Jahr später heisst es wieder Barrage. Wieder glaubt niemand in Reihen des FC Sion, dass man sie verlieren kann. «Ich habe lange gehofft, dass Thun direkt aufsteigt, um dieser Situation zu entgehen», so Tosetti. Doch das Leben ist kein Wunschkonzert. Und so kann es am Ende nur einen in der Super League geben. Nach dem 4:1 in der Stockhornarena mit einem Tor und einem zweiten Assist von Tosetti stehen die Zeichen auf Sion. Der Jubel nach seinem Tor? Verhalten. «Ich wollte mich nur bei Gaëtan Karlen für den Assist bedanken, denn ein so einfaches Tor habe ich selten gemacht.»

Der zweite Abstieg in Folge drohte

Mindestens aber ist die Gemütslage des sensiblen U17-Weltmeisters von 2009 nun eine komplett andere. Denn es ist nicht lange her, genau zwei Wochen, da bricht für Tosetti eine Welt zusammen. Sion verliert in Lugano, Tosettis zweiter ehemaliger Destination, sang- und klanglos 1:3. Danach fliessen Tränen. «Ich dachte mir damals: Das wars. Ich sah uns vor dem geistigen Auge bereits als Absteiger, weil wir unser Schicksal nicht mehr in den eigenen Händen hatten. Das war enorm schwierig zu akzeptieren. Speziell für mich, weil es der zweite Abstieg in Folge gewesen wäre. Das wäre brutal gewesen!»

Nach dem 1:3 in Lugano fliessen bei Matteo Tosetti bittere Tränen, weil er nicht mehr an den Ligaerhalt glaubt.
Foto: freshfocus
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Doch dann rettet der FCZ mit dem klaren Sieg gegen Vaduz die Haut des FC Sion. «Nun ist alles wieder in Ordnung. Fussball ist verrückt», sagt Matteo. Um aber sofort hinzuzufügen: «Aber noch müssen wird den Job zu Ende bringen! Wir haben die ganze Saison schlecht gespielt und haben dennoch immer noch die Chance oben zu bleiben, was an ein kleines Wunder grenzt. Das lassen wir uns nun nicht mehr nehmen. Niemals!»

«Ein Cupsieg? Das wäre genial»

Und so malt man sich im Wallis wieder schönere Szenarien aus. «Der Ligaerhalt ist bloss das Minimum, mit diesem Kader. Und dann greifen wir nächste Saison an. Wir wollen oben mitspielen! Um den Titel wirds mit YB und Basel schwierig. Aber dahinter ist alles möglich.»

Dennoch soll es dann um einen Titel gehen. Tosetti hat noch keinen nationalen, da er seine total 71 Einsatzminuten verteilt auf sechs Spiele für YB zu einer Zeit hatte, als die Berner noch weit vom Serienmeister entfernt waren: 2011. «Oder gilt der U17-Weltmeister als Titel?», fragt Tosetti rhetorisch. Klar doch, schliesslich ist es der einzige für die Schweiz – aller Zeiten. «Aber ein Cupsieg? Das wäre genial.»

Zuerst aber heisst die Realität: Thun eliminieren. Nach dem 4:1 ist der Weg geteert. «Und danach teilen wir das ein bisschen mit unseren Fans, die unglaublich waren. Sie standen uns immer bei, waren nie negativ.» Eine grosse Party wird dann immer noch nicht möglich sein. Weil der Ligaerhalt sechs Stunden vor Einführung der neuen Corona-Regeln Tatsache werden wird. Ein bisschen zu früh. Aber eben: Grossen Jubel darf es nicht geben, wenn man bloss das Minimum erreicht.

Die Barrage schreibt verrückte Geschichten

Sei es der Penalty-Krimi in Aarau oder die verrückte Niederlage in Thun – die beiden vergangenen Barrage-Rückspiele hatten es in sich. Der Schock im Brügglifeld sass bei manch einem Aarauer noch lange tief, so brutal endete die Partie.

Mit 4:0 gewinnt der FCA vor zwei Jahren auswärts. Die Barrage ist für Xamax so gut wie gelaufen, der Klub aus der Super League quasi abgestiegen. Von wegen. In Aarau steht es nach der regulären Spielzeit 4:0 für Xamax! Vorsprung ade. Dabei war für die Aufstiegsfeier auf dem Aargauerplatz bereits alles angerichtet.

Nach einer torlosen Verlängerung kommt es zum entscheidenden Penaltyschiessen. Alle Xamax-Spieler treffen. Bei Aarau verschiesst Elsad Zverotic. Aus der Traum!

Abstieg trotz 4:3-Sieg

Ähnlich brutal verabschiedet sich der FC Thun im vergangenen Jahr nach zehn Jahren Super League in die Zweitklassigkeit. In Vaduz verlieren die Berner Oberländer das Barrage-Hinspiel 0:2, starten allerdings daheim deutlich energischer in ihr letztes Spiel der Saison und entscheiden es mit 4:3 für sich. Doch mit dem Gesamt-Skore von 5:4 sind es dann trotzdem die Ländle-Kicker, die jubeln dürfen. (ebo)

Zverotic (3.v.r.) wird 2019 nach seinem verschossenen Penalty von den Teamkollegen getröstet.
Keystone

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Sollte der FC Sion den Ligaerhalt heute klarmachen, kommt es nächste Saison zu einer Premiere: Erstmals hätten wir die Traumliga komplett! Also die bestmögliche Vertretung aller grossen Klubs und aller Regionen in der höchsten Fussball-Spielklasse. Das hat es seit Einführung der Super League und des neuen Modus 2003 noch nie gegeben! YB, Basel, GC, der FCZ, Luzern, St. Gallen, Servette, Lausanne, Sion und Lugano – die Traumbesetzung. Die geilste Saison aller Zeiten! Und gleich der brutalste Abstiegskampf. Denn das ist die Krux mit Traumligen: Sie haben nur eine Saison Bestand. Weil einer der grossen zehn runtermuss. Sion weiss da ein Liedchen davon zu singen, ist ja immer noch am Üben. Flügel Matteo Tosetti: «GC ist wieder da. So wird die Liga natürlich attraktiver. Aber ich denke noch nicht an die nächste Saison.»

Wir schon. Die Traumliga. Freuen wir uns auf die neue Saison mit Idealbesetzung … und Fans.

(A. Ku.)

GC ist wieder da und macht die Traumliga komplett.
keystone-sda.ch

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