So tickt FCB-Knipser Cabral
«In Brasilien nennen sie mich König Arthur»

Der FC Basel muss hartes Brot essen. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer: Arthur Cabral (22). Der Brasil-Stürmer ist eine Wucht.
Publiziert: 04.07.2020 um 11:25 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2020 um 11:53 Uhr
Mathias Germann

Er schraubt sich an der Strafraumgrenze in die Höhe, lässt den Ball mit der Brust abtropfen. Kurz darauf die Drehung um die eigene Achse, den Ball stets am Fuss. Ein, zwei, drei Luganesi wehren sich. Doch es ist sinnlos. Dieser Mann ist einfach zu gut. Er streichelt den Ball mit links und spitzelt ihn mit rechts ins Netz. Wucht, Technik, Instinkt – der Treffer vereint alles. Und doch kann sich Arthur Mendonça Cabral nicht freuen. Denn: Wenige Sekunden danach ist die Partie vorbei, Basel verliert im Tessin mit 1:2.

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Zwölf Stunden später sitzt Cabral im Mediencenter des St. Jakob-Parks. «Ich könnte hier und jetzt einschlafen», so der FCB-Stürmer. Kein Auge habe er in der Nacht zugemacht. Dabei spürt man: Er noch immer angefressen. «So zu verlieren... Nein, das darf uns nicht passieren.» Ans Aufgeben denkt Cabral aber keine Sekunde. «Wir können noch Meister werden. Das spüre ich. Es sind noch neun Spiele.» Ob es wirklich noch reicht? Sicher ist: Würden alle Basler so auftreten wie Cabral, wäre der FCB nicht da, wo er ist – auf Platz 3 mit acht Punkten Rückstand. «Wir haben Qualität», entgegnet der 22-Jährige, «und zwar alle. Bloss müssen wir sie auch abrufen.»

«Wir hatten keinen Luxus»

18 Spiele, 10 Tore (kein Elfmeter) und vier Assists. Das ist Cabrals Bilanz in der Super League seit seiner Ankunft im letzten Spätsommer. Er beeindruckte derart, dass der FCB die Option zog und ihn für gut vier Millionen Franken bis 2023 fix verpflichtete. Viel Geld angesichts der 19,6 Millionen Franken minus, welches das ganze Basler Konstrukt (Verein, Holding, AG und Stadiondienst) im Geschäftsjahr 2019 machte. Und dennoch dürfte Cabral wegen seines Potenzials zum Schnäppchen verkommen.

Arthur Cabral wird in seiner Heimat, also in Brasilien als «Rei Arthur» (König Arthur) verehrt. In Basel hat er voll eingeschlagen.
Foto: TOTO MARTI
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Zurück in den St. Jakob-Park. Längst haben sich Cabrals Gesichtszüge gelockert. Er erzählt von seinen Anfängen im Nordosten Brasiliens im kleinen Städtchen Porangabuçu. «Wir hatten keinen Luxus, aber mir fehlte es an nichts», so Cabral. Während seine Mutter auf dem Markt Fleisch verkaufte, förderte ihn sein Vater Hélio. Er war und ist noch heute Kinderfussball-Trainer. «Er war nie zufrieden. Auch nicht, wenn ich viele Tore machte. Ich erinnere mich, wie er am Abend mit der Taktiktafel erklärte, was ich falsch machte. Damals war ich sechs», so Cabral.

Spitzname dank Plastik-Krone

Ans Rebellieren dachte Cabral aber nie – auch nicht als Teenager. «Ich liebte den Fussball zu sehr.» Dennoch: Bis sie ihn beim FC Ceará, seiner ersten Profi-Station, «Rei Arthur» (König Arthur) tauften, dauerte es lange. Cabral reiste mit 15 quer durchs Land, machte ein Probetraining nach dem anderen. «Ich war sehr scheu, traute mich nicht und fühlte mich unwohl», erzählt er. Nirgends klappte es, erst mit 19 platzte der Knoten. Aufstieg, Torschützenkönige und Titelgewinn – mit dem FC Ceará ging es auf einmal schnell. «Bei der Meisterfeier brachte ein Teamkollege Kronen aus Plastik mit. Auch ich schnappte mir eine und feierte mit den Fans. Seither nennen sie mich König Arthur.» Der Transfer zum potenten FC Palmeiras erwies sich dann als Fehler. Umso glücklicher war Cabral, als der FCB anklopfte.

Cabral sieht sich selbst nicht als König – das betont er. Der Spitzname aus der Heimat sei nett, mehr aber nicht. «Ich will nicht alleine, sondern mit Basel Geschichte schreiben», sagt er. Dennoch: Träumen ist erlaubt. Und das tut Cabral auch – von der Premier League, zuerst aber von Olympia 2021 mit Brasilien. «Es wäre toll, mit Neymar zu spielen», sagt er. Noch möchte der gläubige Christ («Ich bete vor jedem Spiel») aber nicht zu viel nach vorne blicken. Das hier und jetzt zählt. Und dann überrascht Cabral alle. «Isch guet?» fragt er am Ende des Foto-Shootings in bestem Schweizerdeutsch. Seine Laune ist schon deutlich besser.

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