Hier attackiert ein GC-Chaot Spieler Pinga
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Bei Spielabbruch in Luzern:GC-Chaot attackiert Spieler Pinga

U21-Natispieler wurde von eigenen Fans als «Nigger» beschimpft
Jetzt spricht Pinga über die Schande von Luzern

Vor 18 Wochen drehen die GC-Chaoten in Luzern durch: Spielabbruch, Rassismus-Skandal. Opfer: Der 21-Jährige Aimery Pinga. Erst jetzt redet er nach seinem verrückten Wechsel zum FC Andorra erstmals darüber.
Publiziert: 18.09.2019 um 13:28 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2019 um 15:52 Uhr
Beim 4:0 zwischen Luzern und GC kam es 12. Mai zum Spielabbruch.
Foto: Keystone
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Matthias Dubach

Endlich kann Aimery Pinga (21) wieder Fussball spielen. Der Schweizer U21-Nationalspieler aus Fribourg sagt: «Noch bin ich nicht 100-prozentig fit, weil ich keine Vorbereitung gemacht habe. Aber an diesem oder am nächsten Wochenende werde ich erstmals spielen.» Pinga ist am letzten Tag der Transferperiode als Sion-Leihspieler in der 3. spanischen Liga beim FC Andorra gelandet. Jetzt hat er sein Debüt unter Ex-Sion-Trainer Gabri unmittelbar vor sich – er kann endlich wieder spielen.

«Sind zu weit gegangen»

18 Wochen oder über vier Monate sind seit Pingas letztem Ligaeinsatz vergangen. Es ist das Skandalspiel Mitte Mai in Luzern, als GC-Fans das Feld betreten, Trikots der eigenen Spieler erpressen und für den Spielabbruch sorgen. Pinga spielt damals als Leihspieler bei GC. Heute sagt er: «Diese Situation war einfach scheisse. Ich kann verstehen, dass die Fans sauer sind, wenn die Mannschaft so viele Spiele verliert. Aber sie sind zu weit gegangen.»

Denn der Schweizer mit Wurzeln im Kongo ist bei den beschämenden Szenen unschuldig im Brennpunkt. Der Stürmer wird von Lars P.** (22), einem der Hauptakteure im Ultra-Mob neben Neonazi-Hooligan Stefan N.*, sogar körperlich attackiert. Und wie Ohrenzeugen gehört haben wollen, auch als «Nigger» beleidigt.

GC-Goalie Lindner als Schlichter

Jetzt redet Pinga erstmals über die Schande von Luzern. Gegenüber BLICK bestätigt er die rassistische Verbalattacke: «Ja, dieses Wort ist mehrmals gefallen. Ich habe zuerst gedacht, ich habe mich verhört. Ich brauchte einen Moment, um es zu realisieren. Dann rief ich ihm zu: «Das kannst du mir nicht sagen! Kritisier mich, dass ich schlecht gespielt habe. Aber nicht mit diesem Wort!»»

Doch dann geht GC-Fan Lars P. sogar auf GC-Spieler Pinga los. Es kommt zu einem Handgemenge. «Ich musste mich wehren», sagt der Stürmer, der dann aber rasch von Goalie Heinz Lindner weggezerrt wird.

Danach wird die Partie definitiv abgebrochen. Die Vermittlungsversuche von Lindner und GC-Boss Stephan Rietiker fruchten nichts. Die Chaoten erzwingen den zweiten Abbruch der Saison, erweisen dem Image des Schweizer Fussballs den nächsten Bärendienst.

«Danach in der Kabine hat keiner ein Wort gesagt», schildert Pinga. Jeder kämpft mit den eigenen Gedanken. Der Abbruch. Der Abstieg. Die eigenen Fans gegen sich. Und die Attacke gegen Pinga. «Es war das erste Mal, dass ich Rassismus im Stadion erlebt habe. Dass es auch noch ein Fan des eigenen Klubs war, spielt keine Rolle. Es ist immer schlimm, egal wer es sagt», sagt er heute.

Beim kürzlichen Affenlaute-Vorfall in Italien um Inter-Star Romelu Lukaku leidet der Schweiz-Kongolese von daheim mit. «So etwas hat im Fussball einfach nichts verloren. Wir alle wollen doch einfach nur kicken. Egal, welche Hautfarbe. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden damit, dass ich schwarz bin», sagt Pinga.

Für ihn ist das Luzerner Skandalspiel nur der Anfang eines viermonatigen Leidensweg. Er spielt seither nie mehr. Trainer Uli Forte gibt nach dem Abstieg Spielern eine Chance, die bei GC bleiben. Doch Leihspieler Pinga muss zu Besitzerklub Sion zurück, wo ihm Christian Constantin eröffnet, dass nicht mit ihm geplant wird. Ein Gespräch mit dem neuen Trainer Stéphane Henchoz findet nicht statt. Pinga: «Ich musste mich einen Monat lang alleine fit halten.»

Tempi passati. Kurz vor einem Wechsel zu 1860 München lotst Trainer Gabri seinen Ex-Spieler nach Andorra. «Unser Kontakt ist nie abgebrochen. Er hat mich in einer Stunde vom Projekt überzeugt.»

Prominenter Klubbesitzer

Nun geniesst Pinga sein neues Abenteuer: Ein 500-Plätze-Stadiönchen, Spiele gegen Barcelona B, Valencia B, Espanyol B und kleine katalanische Klubs. Ein Niveau wie in der Challenge League. Aber auch ein Weltstar als Klubbesitzer: Barca-Verteidiger Gerard Piqué sorgt in Andorra für Löhne auf Super-League-Niveau. Und für Pinga gibt’s eine Wohnung in Barcelona, Andorra liegt nur eine Stunde entfernt. Der Schweizer sagt: «Mit Piqué habe ich telefoniert. Er sagte, dass ihm Gabri nur Gutes über mich erzählte und dass ich genug Zeit für meine Entwicklung bekomme. Er interessiert sich für den Klub.»

Jetzt ist das traurige GC-Ende weit weg. In die Schweiz zurückkehren will Pinga trotzdem bald wieder – dann nämlich, wenn ihn U21-Nationaltrainer Mauro Lustrinelli brauchen sollte. 

* Name bekannt
** Name geändert 

Piqué kaufte Pingas Club den Aufstieg

Er spielt nach wie vor für Barcelona: Aber Abwehr-Superstar Gerard 
Piqué (32) wirbelt längst auch 
abseits des Fussballplatzes. Der Welt- und Europameister steckt mit seiner Vermarktungsfirma Kosmos hinter der Neuausrichtung vom Davis Cup im Tennis – und er besitzt seit ­Anfang 2019 den FC Andorra. Als Piqué übernimmt und als Trainer Ex-Barça-Kumpel ­Gabri (40) installiert, ist der Klub noch spanischer Fünftligist. Der Aufstieg in die viert­höchs­te Liga gelingt. Doch jetzt spielt Andorra plötzlich in der Segunda Division B, der dritthöchsten Klasse. Piqué hat sich den Platz in der 3. Liga für umgerechnet 493 510 Franken kurzerhand gekauft! Der spanische Verband hatte nach der Pleite und dem Zwangsabstieg des CF Reus die Schnapsidee, den frei gewor­denen Liga-Platz für 491 302 Franken (450 000 Euro) zu versteigern. Neben ­Andorra wollten vier weitere Klubs mit Geld in die 3. Liga. Den 
Ausschlag für den Fürstentum-Klub gab nicht ­Piqués Promi-Faktor, sondern die Geo­grafie. 
Andorra gehörte als einziger ­Bewerber wie Zwangsabsteiger Reus zum ­katalanischen Teilverband – und ist schon ­Tabellen-Zweiter. md

 

Er spielt nach wie vor für Barcelona: Aber Abwehr-Superstar Gerard 
Piqué (32) wirbelt längst auch 
abseits des Fussballplatzes. Der Welt- und Europameister steckt mit seiner Vermarktungsfirma Kosmos hinter der Neuausrichtung vom Davis Cup im Tennis – und er besitzt seit ­Anfang 2019 den FC Andorra. Als Piqué übernimmt und als Trainer Ex-Barça-Kumpel ­Gabri (40) installiert, ist der Klub noch spanischer Fünftligist. Der Aufstieg in die viert­höchs­te Liga gelingt. Doch jetzt spielt Andorra plötzlich in der Segunda Division B, der dritthöchsten Klasse. Piqué hat sich den Platz in der 3. Liga für umgerechnet 493 510 Franken kurzerhand gekauft! Der spanische Verband hatte nach der Pleite und dem Zwangsabstieg des CF Reus die Schnapsidee, den frei gewor­denen Liga-Platz für 491 302 Franken (450 000 Euro) zu versteigern. Neben ­Andorra wollten vier weitere Klubs mit Geld in die 3. Liga. Den 
Ausschlag für den Fürstentum-Klub gab nicht ­Piqués Promi-Faktor, sondern die Geo­grafie. 
Andorra gehörte als einziger ­Bewerber wie Zwangsabsteiger Reus zum ­katalanischen Teilverband – und ist schon ­Tabellen-Zweiter. md

 

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