Vertragspoker um Celestini
Was Basel vom grossen FC Bayern abschauen sollte

In Basel ist weiter unklar, ob Fabio Celestini (48) auch in der kommenden Saison an der Seitenlinie steht. Seit seinem Amtsantritt hat er beim FCB einiges verbessert, aber noch lange nicht alles.
Publiziert: 11.03.2024 um 17:14 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2024 um 20:12 Uhr
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Lucas WerderReporter Fussball

Jahrelang haftete dem FC Basel der Ruf an, das Bayern München der Schweiz zu sein. Nun könnte sich der kleine FCB trotz sportlicher Talfahrt wieder einmal ein Beispiel am grossen FCB nehmen. Seit in München die Zukunft von Trainer Thomas Tuchel (50) geklärt ist, läuft es den Bayern wieder.

Die FCB-Verantwortlichen wären also gut beraten, dem Vertragspoker um Fabio Celestini (48) endlich ein Ende zu setzen – unabhängig davon, ob die Zusammenarbeit über den Sommer hinausgehen soll oder eben nicht. Der Basler Trainer hat zuletzt verkündet, dass man sich in allem einig sei. Doch die offizielle Meldung über eine Vertragsverlängerung lässt weiter auf sich warten. Was spricht überhaupt für den Lausanner? Und was gegen ihn?

Pro Celestini

Der Punkteschnitt: In der Super League beträgt Celestinis Liga-Punkteschnitt noch immer 1,63 Punkte pro Spiel. Das ist weder meisterlich, noch entspricht es den Basler Ansprüchen vergangener Tage. Aber: Rechnet man diesen Wert auf die ganze Saison hoch, stünde der FCB auf Platz drei und wäre voll auf Europakurs.

Wie steht es um die Zukunft von Fabio Celestini?
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Die Barry-Erlösung: Acht Tore hat Thierno Barry (21) bislang für den FCB erzielt, sieben davon unter Celestini. Der Trainer ist hauptverantwortlich dafür, dass der Knoten beim jungen Franzosen endlich geplatzt ist. Als er Ende Oktober übernimmt, fliegt Barry vorerst aus der Startelf. Vor der Winterpause sucht Celestini dann das Gespräch mit seinem Stürmer und schickt ihn zum Kopflüften in die Ferien. Die Massnahme fruchtet. In diesem Jahr spielt der 1,95-Meter-Schlaks in allen neun Ligaspielen von Beginn an und trifft dabei fünf Mal.

Die Konstanz: Celestini ist bereits der sechste Coach in der bald dreijährigen Ära von David Degen. Ein erneuter Trainerwechsel wirft den FCB zurück auf Feld 0. Die Krise der vergangenen Jahre hat deutlich gemacht: Ohne Konstanz im Kader und auf dem Trainerstuhl geht die sportliche Talfahrt ungebremst weiter.

Die Jungen: Während der Weg vom FCB-Campus in die Profi-Mannschaft jahrelang eine Sackgasse schien, setzt Celestini mit Leon Avudallahu (20) oder Roméo Beney (19) wieder voll auf Basler Eigengewächse. Ein weiteres Beispiel: Als Dominik Schmid (25) gegen Winterthur (3:1) gesperrt fehlt, lässt der FCB-Trainer den erst 16-jährigen Marvin Akahomen von Beginn an auflaufen.

Kontra Celestini

Die Formkurve: Fünf Pleiten aus den letzten sieben Spielen, darunter das bittere Out im Cup-Viertelfinal gegen Lugano (3:4 n. P.): Nach einem überzeugenden Start zeigt die Basler Formkurve unter Celestini zuletzt wieder nach unten. Auch wenn der FCB-Trainer bis zuletzt um den Sprung in die Championship Group kämpfen will, heisst die unbequeme Realität Abstiegskampf.

Die Schlafmützen: 0:2 gegen Lugano, 0:1 gegen Lausanne-Sport, 0:3 gegen YB – dreimal in Folge sind die Basler schon nach der Startphase einem Rückstand hinterhergelaufen. Celestini muss sich daher den Vorwurf gefallen lassen, dass er seine Spieler in der Kabine offenbar nicht richtig heissmachen kann.

Die Vergangenheit: Mit Ausnahme des Debakels in Sion hat Celestini bei jedem seiner Ex-Klubs schnell Erfolge erzielen können. Lausanne führt er in zurück in die Super League, mit Lugano qualifiziert er sich für die Europa League und in Luzern holt der den Cup. Doch der Baumeister eines langfristigen Projekts ist Celestini bislang nirgends gewesen. Alle seine bisherigen Stationen enden mit einer Entlassung, bis auf Lausanne ist er nirgends länger als zwei Jahre im Amt.

Die kapitalen Spiele: Einen einzigen von 24 möglichen Punkten hat der FCB gegen die direkten Kellerkonkurrenten Lausanne-Sport, GC und Lausanne-Ouchy gesammelt. Ganz offensichtlich ist es auch Celestini bislang nicht gelungen, die Mannschaft auf kapitale Duelle einzustellen: Auch das für den Klub verheerende Out im Cup gegen Lugano konnte Celestini nicht verhindern. Das sind keine guten Aussichten für Abstiegsrunde, in der Rot-Blau nochmals auf alle Direktgegner im Kampf um den Ligaerhalt treffen wird.

Und was, wenn Celestini nicht mehr will?

FCB-Boss David Degen (41) liess im Fan-Podcast «Yynedruggt» verlauten, dass es auch aufgrund der Vorstellungen von Celestini noch nicht zu einer Vertragsverlängerung gekommen ist. So soll der FCB-Trainer eine Mannschaft verlangen, mit der er schnellstmöglich um Titel spielen kann. Bereits in der kommenden Saison wird das aber nur beim grossen FCB aus der Bundesliga der Fall sein.

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Mannschaft
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FC Lugano
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Servette FC
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3
FC Zürich
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4
FC Luzern
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6
4
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5
FC Basel
FC Basel
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10
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FC St. Gallen
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5
5
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7
FC Sion
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Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
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9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
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FC Lausanne-Sport
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FC Winterthur
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12
BSC Young Boys
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