Viele Fragezeichen, viel Ungewissheit
Das Kaskadenmodell kann den normalen Fussball-Fan hart treffen

Die behördlichen Massnahmen zur Eindämmung von Fan-Gewalt sind stark umstritten. Vor allem, weil sie den friedlichen Stadionbesucher genauso treffen wie den Hooligan. Die Sicht eines Fussball-Fans, der in Zukunft mit vielen Unwägbarkeiten klarkommen muss.
Publiziert: 15.03.2024 um 17:12 Uhr
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Aktualisiert: 15.03.2024 um 19:50 Uhr
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Andrea CattaniRedaktor Sport

Meine Fan-Seele ist gerade ziemlich angespannt. Der nächste Spieltag steht an und mit ihm das übliche emotionale Gemisch aus Nervosität, Ärger und der nicht wirklich empirisch begründbaren Hoffnung, dass es an diesem Wochenende schon anders kommt als beim letzten Mal.

Beim Geschehen auf dem Rasen liebe ich diese Unvorhersehbarkeit. Daneben, auf den Rängen im Stadion, bevorzuge ich als Fan die Konstante. Der Treffpunkt mit den Freunden vor dem Spiel ist immer der gleiche, unser Platz in der Kurve sowieso. Und wenn ich es mir aussuchen könnte, hätte auch der gute Wurststand mit dem Holzkohlegrill vor dem Stadioneingang immer noch geöffnet.

Ungewissheit und viele Fragezeichen

Seit Kindesbeinen bin ich GC-Fan. Wie früher ist für mich schon lange nichts mehr. Und konstant schon gar nicht. Die von den Behörden für die nächste Saison geplanten Massnahmen zur Eindämmung der Fan-Gewalt sorgen bei mir als Stadiongänger jetzt aber für noch mehr Ungewissheit und hinterlässt viele Fragezeichen.

Ist schon sein ganzes Leben GC-Fan: Blick-Journalist Andrea Cattani.
Foto: Siggi Bucher
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Am Samstag empfangen meine Hoppers den FC St. Gallen. Für beide Teams gehts um viel. Die gegenseitige Sympathie der beiden Fan-Lager hält sich, gelinde gesagt, in Grenzen. Werden in den Kurven Pyros und Böller gezündet? Ziemlich sicher.

Geht es nach dem neuen Kaskadenmodell, könnten die Fans ab der kommenden Saison in solchen Fällen bereits unter Beobachtung stehen. Eine «Bewährungsphase», für die ich mit meinem Bier in der Hand nichts kann. Und doch weiss ich: Es braucht jetzt nicht mehr viel und auch ich bekomme harte Konsequenzen zu spüren. «Zeitnahe Schliessung der Fankurve» lautet eine der Strafen, die im Katalog des Kaskadenmodells als Nächstes aufgeführt sind.

Abhängig vom Tun fremder Personen

Ich kenne die Ultras nicht, die mit den Fackeln, Rauchtöpfen und Böllern ihre Form des Supports zum Ausdruck bringen wollen. Ich kannte auch die GC-Fans nicht, die sich Ende Januar am Vorabend des Derbys nach einer Tramfahrt eine wüste Schlägerei mit FCZlern inklusive Sachbeschädigung lieferten. Mein Fan-Dasein wird jetzt aber unweigerlich an die Handlungen dieser Personen geknüpft.

Was ist, wenn unter der Woche wieder irgendwo in der Stadt zwei Gruppierungen aneinandergeraten? Lege ich mir am besten schon ein Alternativ-Programm fürs Wochenende zurecht, weil eine Kurvenschliessung droht?

Soll ich nicht mehr in die Kurve gehen?

Was ist, wenn der Extrazug auf dem Rückweg des Auswärtsspiels mal wieder einen ungeplanten Stopp per Notbremse einlegt und draussen die gegnerischen Fans schon warten? Gönne ich mir prophylaktisch ein Abo auf der Gegentribüne, damit mich die Behördenmassnahmen erst bei der fünften und letzten Stufe des Kaskadenmodells treffen, wenn nämlich Geisterspiele vorgesehen sind?

Und was ist, wenn die Fanszenen sich – wie im letzten Herbst – zu neuen Protesten zusammenschliessen, in den Stadien wieder in andere Sektoren umsiedeln und damit die Sicherheitskonzepte der Klubs auf eine harte Probe stellen?

GC liefert mir im Moment genug Drama auf dem Rasen. Auf einen weiteren Nebenschauplatz würde ich als Fan gerne verzichten.

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FC Sion
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