Foto: TOTO MARTI

Von der Backstube zum Sportchef
Zbinden bescherte Basel über 100 Millionen

Dank Bäckersohn Ruedi Zbinden (60) backt der FCB wieder grössere Brötchen. Warum sich beim Sportchef die Parkbussen 
häufen und weshalb er als Spieler wochenlang keinen Lohn bekam.
Publiziert: 12.11.2019 um 16:12 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:10 Uhr
Bäckersohn Ruedi Zbinden hat dem FC Basel schon viel Geld eingebracht.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Stefan Kreis

Ruedi Zbinden sitzt in einem Café beim Bahnhof Basel und blättert in einem Fussballmagazin. Auf der Titelseite ist Diego Maradona zu sehen. Im Dress der «Albiceleste», von hinten fotografiert, die 10 auf dem Rücken. Umringt von sechs belgischen Nationalspielern, aufgenommen an der WM 1986. «Die Zehn, Denker und Magier des Spiels», steht über dem Foto, Zbindens Augen glänzen. Er sagt: «Maradona war ein besonderer Spieler, wann immer er in der Nähe war, bin ich hingefahren und habe ihm zugesehen.»

Wäre er damals 1987 beim FC Wettingen geblieben, er hätte gar gegen Maradona gespielt, damals, als das grosse Napoli im Uefa- Pokal auf die Aargauer traf. Aber Zbinden wechselte zu Bellinzona, wo er Jahre später mit einem gewissen Vladimir Petkovic zusammen spielt. «Er war als Spieler schon ein Stratege, im zentralen Mittelfeld zu Hause», sagt Zbinden. Und er charakterisiert den aktuellen Nationaltrainer als einen «netten, offenen, humorvollen Mann».

In Bellinzona geht Zbindens Aktivkarriere 1994 zu Ende, zuvor hatte er fast 350 Profispiele für Nordstern, den FC Basel, Grenchen und Wettingen absolviert.

Demütig dank Papa und den FCB-Zeiten in der NLB

Nach seinem Rücktritt machte er das Trainerdiplom und trainierte FCB-Junioren. Nebenbei arbeitete er in einem Teppich- und Plättlileger-Geschäft. Roland Zahner, ein ehemaliger Mitspieler beim FC Nordstern, vermittelt ihm einen Job im Verkauf. Zbinden ist dort, wo er wohl gelandet wäre, hätte es nicht zum Profifussballer gereicht: in einem Klein- und Mittelbetrieb.

Sein Vater, ein Bäcker aus Rheinfelden, hat ihn gelehrt, mit den Füssen auf dem Boden zu bleiben. Zusammen mit vier Geschwistern wächst Klein Ruedi als Jüngster im Betrieb der Eltern auf, hilft in der Backstube, verkauft auf der Strasse Brezeln. Spielt mit dem Gedanken, die Bäckerei einst zu übernehmen.

Als aber der FC Nordstern anklopft und Zbinden die Möglichkeit bekommt, in der NLA zu spielen, entscheidet sich der Flügelspieler für eine KV-Lehre. Rund 300 Franken Lohn gabs damals, plus 50 Franken pro Sieg. «Nicht viel, aber mehr als ein anderer Lehrling verdient hätte.» 1982 klopft der grosse FC Basel an, für Zbinden erfüllt sich ein Jugendtraum. «In den 70er-Jahren ist die Mannschaft um Karli Odermatt vor den Spielen jeweils bei uns in Rheinfelden im Hotel abgestiegen, und ich bin als kleiner Bub hingefahren und habe mir Autogramme geholt», sagt Zbinden.

Nun soll er die Nach-Odermatt-Ära prägen. Sieben Meistertitel holen die Basler zwischen 1967 und 1980, Zbinden selbst wird als Fussballer ohne Titel bleiben, phasenweise gar in den Niederungen der NLB versinken. «Das war eine schwierige Zeit, wir erhielten wochenlang keinen Lohn, spielten gegen Glarus und Châtel-Saint-Denis.» Diese Jahre hätten ihn gelehrt, demütig zu sein. Auch im Erfolg. Nie zu vergessen, woher man komme. Zbinden hat dieses Motto verinnerlicht, seine Familie hilft ihm, die Bodenhaftung zu bewahren. Jahrelang besucht er Sonntag für Sonntag seinen Vater in Rheinfelden, zusammen mit seinem Bruder Hans, einem ehemaligen Nationalrat der SP. «Das waren jeweils heftige Diskussionen, weil mein Vater eher konservativ eingestellt war und politisch nicht auf derselben Linie wie mein Bruder.»

Bei Delgado hat «nur ein Pass gereicht»

Er selbst sei nicht politisch engagiert, sagt Zbinden. Was ihn aber nerve, sei die Parkplatzsituation in der Stadt Basel. «Ich habe mein Auto jeweils aufs Trottoir gestellt, da haben sich die Parkbussen gestapelt», erzählt Zbinden, der mit seiner Freundin in der Innenstadt wohnte, mit einem Schmunzeln. Einen FCB-Bonus gibts bei der Polizei nicht. Auch nicht für einen Mann, der dem Klub als Chefscout mit unzähligen Transfers über 100 Millionen bescherte (siehe Tabelle unten). Und zahlreiche Titel. FCB-Ikone Marco Streller entdeckte er auf dem Basler Rankhof. «Platz B», erinnert sich Zbinden. Streller, damals 19-jährig, kickte in der 2. Liga für Arlesheim. «Er war ein Spätzünder, hat uns aber im Probe­training alle umgehauen. Sein linker Fuss, seine Direktabnahmen, seine Tore.»

Matias Delgado, auch er eine FCB-Legende, entdeckte er in Buenos Aires bei einem Spiel der Chacarita Juniors. «Ein Pass von ihm hat gereicht, um zu wissen, dass er etwas Besonderes ist», betont Zbinden.

Aus Delgado wird die wohl grösste Nummer 10 in der Geschichte des FC Basel. «Eine magische Nummer», hält Zbinden fest. Vor ihm noch immer das Magazin mit dem Foto von Diego Maradona, der wohl legendärsten 10 aller Zeiten.

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