Foto: Urs Lindt/freshfocus

Wüthrich ist nächstes Opfer
So knallhart greift Servette-Boss Fischer durch

Servette wollte mit Sébastien Wüthrich verlängern, dieser forderte mehr Geld. Das Resultat der Uneinigkeit: Der Klub schmeisst seinen Schlüsselspieler aus dem Kader. Kohärente Unternehmerlogik oder sportlich fatale Sturheit?
Publiziert: 13.12.2019 um 11:39 Uhr
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Aktualisiert: 13.12.2019 um 12:15 Uhr
Dario Dietsche

Finanzielle Nachhaltigkeit als Basis für langfristigen sportlichen Erfolg. Dafür steht Servette unter seinem Präsidenten Didier Fischer. Eine Devise, die sich bislang auszahlt: 2015 übernimmt er den damals maroden Traditionsverein, etabliert klare Strukturen und Perspektiven und führt ihn bereits letzte Saison zurück in die Super League. Der Genfer Unternehmer ist in erster Linie eines: knallharter Verwalter.

Wie hart, das bekommt nun Sébastien Wüthrich zu spüren. Der Vertrag des Schlüsselspielers auf der Zehn läuft Ende Saison aus, der Klub will vor Abschluss der Hinrunde verlängern. Doch die Gespräche scheitern: Wüthrich und sein Berater Loïc Favre pochen auf mehr Geld, der Verein beharrt auf seinem Angebot. Weil Wüthrich nicht einspurt, wird er kurzerhand aus dem Kader geschmissen, wie er gegenüber BLICK bestätigt.

Rausschmiss sei keine Bestrafung

So trainiert Servettes bislang wichtigster Offensivspieler (vier Tore, vier Assists) in der Rückrunde voraussichtlich alleine, sitzt seinen Vertrag ab, bevor er ab Juni dann ablösefrei wechseln kann. Und sollte bereits im Januar ein Klub anklopfen, würde Servette dann eine Ablösesumme verlangen? «Das schauen wir uns gegebenenfalls an», sagt Didier Fischer gegenüber der «Tribune de Genève».

Sébastien Wüthrich fliegt aus dem Servette-Kader.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Der Rausschmiss Wüthrichs sei keine Bestrafung, stellt der Präsident klar. «Aber der Klub muss wissen, auf wen er in der Zukunftsplanung zählen kann.» Mit anderen Worten: Wer Fischers (Gehalts-)Linie nicht akzeptiert, muss mit den Folgen rechnen.

Kohärente Unternehmerlogik. Nicht zum ersten Mal angewandt: Stürmertalent Lorenzo Gonzalez (19, aktuell bei Malaga) wird vor seinem Wechsel zu ManCity 2016 aus Servettes U18-Kader geschmissen, darf monatelang nicht mehr in Genf spielen. Und auch beim Abgang des heutigen FCZ-Hoffnungsträger Becir Omeragic (17) 2018 versucht man das Maximum rauszuholen, anerkennt den Wechsel nach Zürich erst nicht und droht mit juristischen Schritten.

Wüthrich ist nicht ersetzbar

Die erzwungenen Abgänge der beiden – wenn auch sehr starken – Talente sind jedoch nicht vergleichbar mit jenem Wüthrichs. Der 29-Jährige ist die zentrale Figur in Coach Geigers Offensivphilosophie. Zwar kantert man den FCZ auch ohne den gesperrten Neuenburger 5:0 nieder. Doch insgesamt ist Wüthrich bei Servette nicht wegzudenken, weil er als Bindeglied zwischen Spielmacher Cognat und Sturmspitze nicht ersetzbar ist. Neuzugang Park kommt lieber über den Flügel, dem 18-jährigen Azevedo (ein Teileinsatz im ersten Team) fehlt es an Erfahrung.

Aus sportlicher Sicht ist Wüthrichs Rausschmiss ein herber Verlust. Die finanzielle Seite ist schwer abschätzbar. Klar ist: Fischer will mit der Opferung des Schlüsselspielers seine knallharte Linie untermauern. Nur Spieler, die bei seinem nachhaltigen Projekt einspuren und die nötigen Opfer bringen, sind erwünscht. Das kurzfristige Vereinsziel lautet Nicht-Abstieg. Das dürfte man auch ohne Wüthrich erreichen.

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