YB-Sportchef Spycher über Supertalent
«Rieder hat alles, um ein ganz Grosser zu werden»

YB-Sportchef Christoph Spycher hat Luxusprobleme wie drei Mittelstürmer, die alle wissen, wo das Tor steht. Und er sieht Supertalent Fabian Rieder bald in der Nati.
Publiziert: 13.01.2022 um 19:45 Uhr
Alain Kunz

Blick: Christoph Spycher, ich nehme an, Sie wären auch lieber an der Sonne Südspaniens als in der eiskalten Schweiz, um das Training zu beobachten.
Christoph Spycher: Klar wäre ich das lieber.

Sie halten die Trainingslager-Absage nach wie vor für richtig?
Absolut. Wir haben Risiken gesehen, die kaum abschätzbar sind. Gerade an einem fremden Ort. Stellen Sie sich vor, gegen Ende des Camps stecken sich zwei Spieler an und diese müssen dann vor Ort zehn Tage bis zwei Wochen in Isolation. Und danach dürfen Sie erst wieder reisen, wenn sie negativ getestet wurden.

Leader FCZ ist als einziger Super-League-Klub in sein Lager geflogen, weil man sich dort auf den Standpunkt stellt, im Camp geschützter zu sein, weil man konsequent in einer Bubble lebe und abends nicht nach Hause gehe, wo jeder ein Ansteckungsrisiko habe.
Ich verstehe die Argumentation. Bei unserer Abwägung haben wir die Risiken höher eingeschätzt.

Einer der Comeback-Stars bei YB: Christian Fassnacht ungewohnt mit Helm im Test gegen Thun nach seinem Schläfenbein-Bruch.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
1/7

Hat der FCZ dadurch einen Vorteil?
Nein.

Reden wir über das Rückrundenteam von YB: Topskorer Jean-Pierre Nsame ist zurück. Nun haben Sie mit ihm, Jordy Siebatcheu, der elfmal getroffen hat, und Wilfried Kanga mit acht Toren gleich drei Stossstürmer. Definitiv einer zu viel!
Grundsätzlich kann man nicht genug Spieler im Kader haben, die wissen, wo das Tor steht … Aber warten wir mal ab, ob es nicht noch den einen oder anderen Abgang gibt.

Das heisst, Sie wollen einen der Drei abgeben?
Nein. Wir sind nicht aktiv auf der Suche nach einem Klub. Aber wenn das richtige Angebot kommt, stimmen wir dem Transfer zu.

So wie im Fall Silvan Hefti, als Sie für einen Rechtsverteidiger, der erst anderthalb Jahre bei YB war, fünf Millionen Euro erhalten haben. Was eine verrückte Zahl ist!
Das war eine gute Situation für alle. Wirtschaftlich war es ein guter Deal für uns. Und für Silvan stimmt es sportlich.

Was noch verrückter ist: Genoa kam wegen einer einzigen Szene auf Hefti – seines Traumtors in der Champions League gegen Atalanta Bergamo …
Manchmal braucht es ein i-Tüpfelchen, damit es zu einem Transfer kommt.

Und auf dieser Position aktiv werden muss YB nicht. Quentin Maceiras war in vielen Phasen der Saison Hefti mindestens ebenbürtig.
Maceiras hat sich die Chance verdient, noch mehr zu spielen. Und als Backup kommt mit Lewin Blum ein Junger zurück, den wir an Yverdon ausgeliehen hatten, wo er sich prächtig entwickelt hat. Blums Werdegang entspricht unserer Philosophie.

Auch Fabian Rieder hat ein Champions-League-Traumtor gemacht. Zudem gegen Manchester United. Torino und Udinese sollen als Erste Interesse haben. Das wird dann wohl nicht die Kragenweite sein für ein solches Riesentalent.
Fabian ist seit Oktober und noch bis März in der Sportler-RS. Er ist bei YB bestens aufgehoben und genau am richtigen Ort, um sich weiter zu entwickeln.

Aber er ist ein Riesentalent.
Das ist er, ja.

Ein zukünftiger Nationalspieler?
Ja! Ja, er hat alles, um ein ganz Grosser zu werden.

Und dann ist da auch noch Christian Fassnacht zurück.
Ja. Sein Schläfenbein-Bruch ist soweit ausgeheilt. Im Moment spielt er noch mit einem Helm. Seine Spielfreude tut uns gut.

Ist sein Gehör besser geworden?
Es ist leider immer noch eingeschränkt. Aber er findet sich auf dem Spielfeld gut zurecht.

Fassnacht hat es sich nach dem Foul von GC-Spieler Toti zur Mission gemacht, darauf aufmerksam zu machen, dass die Spieler ungenügend geschützt seien.
Ich bin gleicher Meinung. Ich verstehe nicht, wie man wegen eines harmlosen Fouls im Strafraum wie ein Reissen nach wie vor Rot kriegt, weil dieses als unfair taxiert wird. Um die Torchance wiederherzustellen, erhält man ja den Penalty. Umgekehrt gibt es für eine rücksichtslose Attacke, bei der es dann heisst, sie sei im Kampf um den Ball passiert, nur Gelb. Das ist doch komplett falsch. Rot muss es dann geben, wenn die Gesundheit auf dem Spiel steht. Da stimmt etwas mit dem Regelwerk nicht.

Und oft auch nicht mit der Regelauslegung. Ich denke da an die vielzitierte offene Sohle, für die viel zu oft Rot gezückt wird. Nicht immer, wenn man die Sohle sieht, ist ein Tackling gefährlich. Zumal es kein Tackling gibt, bei dem die Stollen im Rasen stecken …
Das stimmt. Keine Diskussion, wenn das Bein zwanzig Zentimeter über dem Boden ist und das Schienbein gefährdet wird. Aber wenn man jemandem auf den Fuss steht? Ich bin in meiner Karriere unzählige Mal jemandem auf den Fuss gestanden. Das passiert im Fussball immer wieder.

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