Joël Magnin geht zurück in die Promotion League
Warum sich der YB-Meistercoach in der U21 pudelwohl fühlt

YB-Trainer Joël Magnin erzählt im grossen Meisterinterview, wie er die Mannschaft zurück in die Erfolgsspur geführt hat, welche Negativ-Erfahrung ihn geprägt hat und was sein Anti-Stress-Rezept ist.
Publiziert: 21.05.2024 um 11:38 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2024 um 13:49 Uhr
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Alain KunzReporter Fussball

Blick: Joël Magnin, wie tönt das, «Meistertrainer Magnin»?
Joël Magnin:
Ich freue mich riesig und bin natürlich sehr stolz. Auch, weil ich schon lange in diesem Verein bin. Aber vor allem habe ich einen sehr guten Staff um mich herum. Enorm fähige Leute, die mir sehr geholfen haben. Und das Team hat mich extrem gut aufgenommen. Die Jungs haben viel Eigenverantwortung übernommen. Als YB-Trainer hat man viele Instrumente zur Verfügung. Man spürt die Professionalität und die Arbeit in dieselbe Richtung. Und einen grossen Anteil hat natürlich auch Raphael Wicky, der zehn Monate der Saison das Team gecoacht hat.

Meister waren Sie aber schon: dreimal mit GC als Spieler. Was ist da der wesentlichste Unterschied?
Als Spieler sind die Emotionen auf dem Feld riesig. Grösser als jene als Trainer. Es wäre lehrreich, wenn jeder Spieler, bevor er Spieler wird, Trainer gewesen wäre. Damit er sähe, was für eine Arbeit es braucht, um eine Mannschaft zu managen.

Persönlich

Joël Magnin wird am 31. Mai 1971 in Neuenburg geboren. Als 21-Jähriger wechselt er vom FC Boudry zu GC, wo er den Durchbruch schafft. Mit den Hoppers, zu denen er nach einem Intermezzo in Lugano zurückkehrt, holt er drei Meistertitel und einen Cupsieg. Seine Aktivkarriere beendet Magnin mit vier Saisons bei YB. Er macht ein Länderspiel, 2001 beim 1:0-Sieg in der WM-Quali auf den Färöern. Als Trainer kennt er mit Ausnahme einer unglücklichen Saison bei Xamax 2019/20, wo er vier Runden vor Schluss entlassen wird, und einer halben als Assistent von Massimo Rizzo beim FCZ, nur einen Klub: YB. Von der U18 über die U21 und den Assistentenjob bis zum (Interims-)Meistertrainer.

Joël Magnin wird am 31. Mai 1971 in Neuenburg geboren. Als 21-Jähriger wechselt er vom FC Boudry zu GC, wo er den Durchbruch schafft. Mit den Hoppers, zu denen er nach einem Intermezzo in Lugano zurückkehrt, holt er drei Meistertitel und einen Cupsieg. Seine Aktivkarriere beendet Magnin mit vier Saisons bei YB. Er macht ein Länderspiel, 2001 beim 1:0-Sieg in der WM-Quali auf den Färöern. Als Trainer kennt er mit Ausnahme einer unglücklichen Saison bei Xamax 2019/20, wo er vier Runden vor Schluss entlassen wird, und einer halben als Assistent von Massimo Rizzo beim FCZ, nur einen Klub: YB. Von der U18 über die U21 und den Assistentenjob bis zum (Interims-)Meistertrainer.

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Die Bilanz Ihrer ersten drei Spiele war ja durchaus durchzogen: Sieg, Niederlage, Remis.
Ich habe eine Mannschaft angetroffen, die nicht mit vollem Selbstvertrauen am Werk war. Peu à peu haben wir das wieder aufgebaut, mit Einzelgesprächen und Events ausserhalb des Platzes. Spielerisch war dann immer noch nicht alles top, aber die Solidarität stimmte.

Joël Magnin nahm sich viel Zeit für Gespräche mit seinen Spielern, hier mit Kastriot Imeri vor dessen Comeback.
Foto: Pius Koller
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Was wurde denn neben dem Platz so unternommen?
In Thun im Kurz-Trainingscamp haben wir zum Beispiel die Laser Mission City gespielt, das Spiel mit Lasern im Cinedome in Muri. Da spielen Teams gegeneinander und es geht darum, strategisch zu handeln. Aber auch Bowling. Poker. Ein Quiz für alle. Alles kleine Dinge. Dieses Minicamp hat die Mannschaft weiter zusammengeschweisst. Wir haben gespürt: Wenn es hart auf hart geht, hat sie ein gewisses Plus auf ihrer Seite. Und dieses Plus kann man mit solchen Dingen auch irgendwie provozieren.

Poker? Am Bildschirm oder mit echten Karten, physisch?
Ich war nicht dabei, aber es waren echte Karten.

Aber es war alles vom Staff verordnet?
Nein. Die Spieler haben auch eigene Ideen umgesetzt und Dinge miteinander unternommen. So sind sie zusammen auswärts essen gegangen. Die Jungs haben viel Einfluss genommen. Das hat mir gezeigt, dass dieses Team lebt und sich näherkommen will.

Welchen Wert hat das Zusammenleben der Spieler neben dem Platz für Sie als Coach?
Ich bin nun gut zweieinhalb Monate im Job. Es war eines der Ziele, die wir definiert haben, weil wir in diesem Bereich Einfluss nehmen können. Den Fussball kann man ja nicht neu erfinden. Aber jedem Einzelnen das Vertrauen aussprechen und das Team näher zusammenbringen. Das ist ganz gut gelungen.

Mit ihnen ist Nachwuchschef Gérard Castella als zweiter Assistenztrainer zum Staff gestossen. Was war seine Rolle?
Gérard kenne ich natürlich sehr gut vom Nachwuchs. Er spürt mit seiner riesigen Erfahrung Dinge, die ich vielleicht nicht sehe. Er kann enorm gut Spiele analysieren. Es entgeht ihm kein Detail. Das ist enorm hilfreich. Klar, am Ende entscheide ich, wer spielt und wer nicht. Aber diese Details helfen, keine Frage. Zudem ist Gérard auch menschlich top.

War das Ihre Idee, ihn in den Staff zu holen?
Nein, ich bin aufgeboten worden und man hat mir gesagt, der Plan sei, dass ich als Interimstrainer bis Saisonende die Mannschaft übernehme, mit Zoltan Kadar und Castella als Assistenten. Das war ein guter Plan.

Ihre einzige Erfahrung als Trainer einer ersten Mannschaft war jene mit Xamax. Das ging ja gehörig in die Hosen. Sechs Runden vor Schluss wurden Sie entlassen. Am Ende stieg Xamax dennoch ab. Wie wichtig war diese Negativerfahrung für Ihre Karriere?
Im Nachhinein extrem wichtig. Einerseits, weil ich meine ersten Schritte in der Super League machen konnte. Andererseits schickte mich der Fussballgott zuerst an einen Ort, an dem ich lernen und Erfahrungen sammeln musste. Das muss man dann analysieren und darüber reflektieren, um besser zu werden. Wichtig im Leben ist für mich, den Mut zu haben, etwas zu probieren. Dabei das Risiko in Kauf nehmend, zu stürzen. Nur so lernt man. Genau das ist nun passiert.

Wenn ich sage, Sie hätten nur die Xamax-Erfahrung als Cheftrainer mitgebracht, so tue ich Ihnen Unrecht: Sie hatten diese Position bei YB ja 2013 22 Stunden und ein paar Minuten inne.
Ja genau. Aber da war bereits klar, dass am Nachmittag Bernard Challandes übernehmen würde. Ich hatte das Glück, immerhin ein Training zu leiten. Ich war dann bis Ende Saison sein Assistent. Übrigens war ich auch beim FCZ unter Massimo Rizzo ein halbes Jahr Assistent. Da habe ich auch einige Dinge mitgenommen. Aber die Verantwortung als Haupttrainer ist natürlich ganz eine andere.

Nun ist abgemacht, dass Sie Ende Saison wieder zurück zur U21 gehen. Ist das kein Problem für Sie? Man kann sich vorstellen, dass man als Meistertrainer gewisse Begehrlichkeiten entwickelt, die über den Job als Coach der zweiten Mannschaft hinausgehen.
Als Trainer hast du dieselben Emotionen. Egal, ob du ein U21-Spiel oder eines mit der ersten Mannschaft gewinnst. Klar bin ich überglücklich, als Coach der Super-League-Mannschaft zu arbeiten. Und klar hat es sehr viel mehr Zuschauende und ist rund um die Mannschaft sehr viel mehr los. Aber die Arbeit an sich ist dieselbe. Und jene auf dem Feld gibt mir extrem viel Energie. Aber die Antwort darauf, wie das ist, nach dem Meistertitel diesen Schritt zurück zu machen, kann ich jetzt nicht geben. Das muss ich zuerst erleben. Ich kann nur sagen, dass ich dieses Manko nicht hatte, als ich von Xamax zur U21 von YB zurückkehrte. Ich fühle mich im YB-Nachwuchs sehr wohl.

Aber damals kamen Sie von einem Misserfolg zurück. Jetzt als strahlender Meisterheld der Super League.
Ich sehe jetzt ja auch den einen oder anderen aus der U21, der mit der ersten Mannschaft trainiert. Sie derart Fortschritte machen zu sehen, macht doch Freude. Aber eben: Wie es um meine Emotionen stehen wird, kann ich jetzt unmöglich sagen.

Und doch: Auf dem Eizmoos in Cham – nichts gegen Cham, im Gegenteil – vor 300 Zuschauern oder im Wankdorf vor 30'000 Fans ein Team anzuführen, sind doch zwei komplett verschiedene Welten.
Klar. Aber nach dem Spiel in Cham kannst du in die Buvette gehen, was trinken und mit den Leuten über Gott und die Welt reden. Das ist doch auch etwas Schönes, was man vielleicht in Basel oder Genf nicht kann. Das sind Dinge, die für mich auch zählen.

Sie haben zwei Söhne. Wachsen da zukünftige Nationalspieler heran?
Beim Grösseren, der 19 ist, sicher nicht, weil er Tennis spielt. Der Jüngere, der 14-jährig ist, spielt bei der U14 von YB. Mal schauen.

Was machen Sie, wenn Sie nicht für den Fussball unterwegs sind?
Ich gehe mit der Familie und unserem Hund spazieren, einem australischen Cobberdog namens Ciro. Wie Immobile. Oder dann gehe ich im Neuenburgersee oder im Berner Oberland fischen. Das ist mein Anti-Stress- und Druck-Abbau-Programm.

Bei Fischen beschaffen sie sich gleich ein gesundes Nachtessen?
Auf dem Neuenburgersee: ja. Dort habe ich ein Boot mit einem Kollegen zusammen. Und wenn ich mal nichts fische, habe ich meinen Bruder. Er ist Berufsfischer.

Und wenn Sie zu viel fischen, können Sie ihm die Fische verkaufen.
Das gibt es ganz selten.

Was ist Ihre Lebensphilosophie?
Mein Motto ist: Du erntest, was du säst.

Welches Ereignis in ihrem Leben hat sie am meisten geprägt?
Die Geburt meiner Söhne, ganz klar. Ich war zweimal dabei. Beim ersten war ich noch Spieler, von YB, und liess mich in der Halbzeit auswechseln, um von Zürich nach Bern ins Spital zu fahren, als es so weit war.

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3:01
Servette – YB 0:1:Nach dem Schlusspfiff brechen in Genf alle Dämme
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Mannschaft
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1
FC Lugano
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6
4
13
2
Servette FC
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6
-3
12
3
FC Zürich
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5
6
11
4
FC Luzern
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6
4
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FC Basel
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9
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6
FC St. Gallen
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5
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FC Sion
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6
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8
Yverdon Sport FC
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5
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Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
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