Zeidler, Seoane, Koller & Co
Noten für alle Super-League-Trainer

Wer coacht in der Schweiz am besten? Wer hat noch grosses Potential oder Talent? Hier kommen die Zeugnisse für unsere zehn Super-League-Trainer!
Publiziert: 20.07.2020 um 15:00 Uhr
|
Aktualisiert: 28.07.2020 um 14:50 Uhr
Felix Bingesser

Schwindelerregende Entlassungswellen und Trainerwechsel im Schweizer Klubfussball haben in den letzten Jahren in ganz Europa für Schlagzeilen gesorgt. Dies, obwohl die Trainerausbildung in unserem Land mustergültig ist. Derzeit aber sind die Trainer der Super League alles andere als Prügelknaben. Sondern sie sind trotz Corona-Krise zu Musterschülern geworden. Praktisch ausnahmslos unumstritten und geschätzt. Eine Trainerdiskussion gibt es derzeit nur in Basel. Sonntagsblick macht den Check und stellt den Trainern der Super League ihr Zwischenzeugnis aus.

Peter Zeidler (58) – der Klassenprimus
Der Schwabe mischt mit seiner St. Galler Rasselbande die Liga auf. Zeidler, ein Mann aus der Schule von Ralf Rangnick, lässt erfrischenden und spektakulären Fussball spielen. Er hat die Ostschweiz wach geküsst. Neben Fachkompetenz und Mut kann er auch mit seiner positiven und ansteckenden Art begeistern. Und ist zudem ein guter Kommunikator. Dass man ihn gleich mit einem Rentenvertrag ausstattet, mag der überschäumenden Euphorie in St. Gallen geschuldet sein. Ein Engagement in der Bundesliga ist trotz diesem Bekenntnis aber immer ein Thema. Ausstiegsklausel hin oder her.
Note: 6.

Gerardo Seoane (41) – Der Meistertrainer
Sein Einstand als Trainer in Luzern war bemerkenswert, seine Arbeit bei YB gut bis sehr gut. Schafft er erneut den Titelgewinn mit YB werden die Begehrlichkeiten im Ausland sicher zunehmen. Jedenfalls steht Seoane vor einer spannenden, wenn nicht gar grossen Trainerkarriere.
Note: 5-6.

Der Klassenprimus Peter Zeidler (58). Note 6.
Foto: keystone-sda.ch
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Marcel Koller (59) – Der Streitbare
Marcel Koller muss niemandem mehr etwas beweisen. Sein Leistungsausweis in der Schweiz, in Deutschland und als österreichischer Nationalcoach spricht für sich. In Basel aber ist er in einer für den Klub schwierigen Phase nicht glücklich geworden. Er hat keinen Rückhalt mehr und seine lange Zeit als «wohltuende Unaufgeregtheit» wahrgenommen Art wird nun zunehmend zu einer irritierenden Teilnahmslosigkeit. Zumindest lächelt er seinen Abschied aus Basel stilvoll weg. Die Mission Meistertitel missglückt erneut. Ein Exploit in der Europa League ist ein Trostpflaster.
Note: 4-5

Fabio Celestini (45) – Der Taktiker
Startet diese Saison auf der Lugano-Bank. Nach seiner Entlassung heuert der FC Luzern den Ex-Nati-Spieler an. Dass sich Celestini bei seinem ersten Engagement in der Deutschschweiz auf Anhieb so gut schlägt, ist bemerkenswert. Mit seiner Fachkompetenz, seiner Vielsprachigkeit (er ging sofort in den Deutschunterricht) und seiner Persönlichkeit steht Celestini vor einer grossen Trainerkarriere.
Note: 4-5

Alain Geiger (59) – Der alte Fuchs
Während seinen Jahren in Nordafrika war Alain Geiger, einer der besten Schweizer Fussballer aller Zeiten, nicht mehr im Fokus. Seit seiner Rückkehr zu Servette leistet der alte Fuchs hervorragende Arbeit. Nach dem Aufstieg hat er Servette in der ersten Ranglistenhälfte mit attraktivem Fussball etabliert. Der Mann versteht einfach etwas von Fussball. In jeder Beziehung. Dazu steht er wohltuend zu seiner Meinung («Schiedsrichter, sind sie blind»). Der Spruch war zwar nicht angebracht. Aber Geiger versucht nicht zu relativieren, sondern steht dazu.
Note: 5

Ludovic Magnin (41) – Der Emotionale
Seit seiner Übernahme des FC Zürich erlebt der Klub eine Berg- und Talfahrt. Aber immer, wenn es kritisch wird, kann Magnin den Hebel umlegen und seine Mannschaft wieder stabilisieren. Seine leidenschaftliche Art ist ansteckend und eine Bereicherung für den Schweizer Fussball. Magnin baut immer wieder erfolgreich junge Spieler ein. Er wird seinen Weg gehen.
Note: 5

Maurizio Jacobacci (57) – Der Unterschätzte
Jacobacci mag nicht der trendigste Spektakeltrainer sein. Aber seine Arbeit in Lugano ist sehr gut. Mit realistischem Fussball hält er die Tessiner aus dem Abstiegskampf und sorgt vor allem gegen die Grossen der Liga immer wieder für Überraschungen. Auch bei seiner 18. Trainerstation liefert Jacobacci auf seiner Tour de Suisse solide Arbeit ab.
Note: 5

Das Fragzeichen – Paolo Tramezzani (49)
Seine Engagements in Lugano und bei Sion waren bis anhin nicht von grossem Erfolg gekrönt. Allerdings hat er mit dem Heimsieg gegen den FC Basel den FC Sion vor dem ganz grossen «Lockdown» bewahrt. Gelingt die Mission Ligaerhalt, dann hat er seinen Auftrag erfüllt. Aber im chaotischen Umfeld der Walliser einen Trainer zu beurteilen ist schwierig.
Note: 4

Marc Schneider (39) – Das grosse Talent
Was Marc Schneider aus dem FC Thun herauskitzelt, wie er selbst in schwierigsten Situationen immer die Nerven behält und den Klub auch diesmal im Abstiegskampf wieder auf Kurs gebracht hat, das ist ganz grosser Sport. Er passt in die Politik der Berner Oberländer wie die Faust aufs Auge. Aber Schneider hat ganz sicher das Potenzial, um auch mal bei Klubs mit mehr Möglichkeiten aber auch mehr Druck erfolgreiche Arbeit zu leisten. Schneider ist ein grosses Trainerversprechen!
Note: 5

Stéphane Henchoz (45) – Der Leidenschaftliche
Hat bei seinem ersten Engagement in Xamax in extremis den Ligaerhalt geschafft. Seine Arbeit in Sion war angesichts der Umstände auch nicht schlecht. Jetzt hat er nach der Rückkehr zu Xamax erneut eine «Mission impossible» angetreten. Gelingt ihm der Ligaerhalt erneut, dann ist er auf dem Weg, sich in der Super League zu etablieren. Und dann winkt dem leidenschaftlichen Henchoz nach einer tollen Spielerkarriere auch eine vielversprechende Trainerkarriere.

Note: 4-5

Fazit
Insgesamt sind die Trainer der Super League im Vergleich mit den letzten Jahren auf einem sehr guten Weg. Und in der Challenge League gibt es mit Ciricao Sforza und Murat Yakin ganz grosse Namen, die nach wie vor grosses Potenzial haben. Und mit Bruno Berner in Kriens einen Mann, der das nächste ganz grosse Trainertalent des Landes ist.

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Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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