Beim Meistertitel 2018 brechen im Wankdorf alle Dämme
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Nach 32-jähriger Durststrecke:Beim Meistertitel 2018 brechen im Wankdorf alle Dämme

Zum 125-Jahre-Jubiläum
Fünf YB-Episoden, die unter die Haut gehen

YB feiert sein 125-jähriges Bestehen. Die Stadt Bern schmückt sich mit Fahnen. Und der Klub belohnt sich mit fast 400 zusätzlichen Zuschauern.
Publiziert: 18.03.2023 um 00:29 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2023 um 11:50 Uhr
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Alain KunzReporter Fussball

Dass der Knaller gegen den FC Basel vom Sonntag ausverkauft sein würde, überrascht nicht weiter. Der Neo-Klassiker ist eigentlich immer ausverkauft. Neu ist aber, dass es nun 31'500 Fans für diesen Zustand braucht. Zuvor waren es 31'120 gewesen. Die Erhöhung ist unter anderem dank des Umbaus des Gästesektors im Wankdorf möglich geworden.

Dass sich YB dieses Geschenk macht, passt wunderbar zu dieser Woche. Am 14. März 1898 ist der Klub gegründet worden. Also vor 125 Jahren. Da liess sich auch die Stadt Bern nicht lumpen und bescherte dem Jubilar mit einem Fahnenmeer mit aktuellen und historischen Logos des Klubs.

An diesem Tag gründeten vier Gymnasiasten um Max und Oskar Schwab den FC Young Boys. Der Klubname war angelehnt an denjenigen des ungemein populären Basler Klubs Old Boys. Auch dessen Klubfarben Schwarz und Gelb wurden kopiert. Mitgliederbeitrag: 30 Rappen pro Monat … ab 1925 hiess der Verein BSC Young Boys. Das erste Spiel stieg am 17. Juni 1898 gegen den FC Viktoria. Erstmals Schweizermeister wurde YB 1903.

«Der Sonne entgegen». Der Film zur YB-Fernostreise von 1961 war sowohl in den Zeitungen wie im Kino ein Knüller. Vor fünf Jahren wurde er wieder aufgeführt. Fünf Mal vor vollen Rängen!
Foto: Keystone
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125 Jahre YB in fünf Episoden

Die legendäre «YB-Viertustung»

Vier was? Toasting? Nein: Viertelstunde. Die letzten 15 Minuten eines jeden YB-Spiels werden von den Fans mit Sprechchören eingeläutet. Seit jeher. Jeher heisst in diesem Fall Sommer 1901. Damals spielt der FC Young Boys auf der Allmend gegen Excelsior Basel und schiesst in der Schlussphase fünf Tore! Dieser Erfolg schenkte den Spielern enormes Selbstvertrauen. Und fortan wird den letzten 15 Minuten speziell gehuldigt.

Der Überspieler: Bomben-Meier, 313 YB-Tore

Was heute aus Gründen von Political Corectness nicht mehr opportun wäre, war in den Sechziger-Jahren ganz normal: Einen besonders scharfen Schuss nannte man «Bombenschuss». Und über einen solchen verfügte einer ganz besonders: Eugen «Geni» Meier! Er war der Maestro der vier Meistertitel zwischen 1957 und 1960. Der 2002 verstorbene Schaffhauser, der 14 Jahre lang für YB spielte, schoss für Gelbschwarz unfassbare 313 Tore! 248 davon in der Meisterschaft. Was übrigens nur der zweitbeste Wert ist. Jacky Fatton, der Servette-Star der Fünfziger-Jahre, kommt sogar auf 307 Tore. Rekorde für die Ewigkeit! Zum Vergleich: Guillaume Hoarau, der überragende Stürmer der Zeit der vier Meistertitel der YB-Neuzeit 2018 bis 2021 kommt auf 118 Tore. 94 in der Super League.

«Der Sonne entgegen»

Im Januar 1961 ist YB auf dem Weg zum fünften Meistertitel in Folge. Zwei Punkte beträgt der Rückstand auf den FCZ. Vier auf Servette. YB hatte zuletzt ordentlich Kasse gemacht. Also sollen die Stars von Trainer Albert Sing, die allesamt Amateure waren, zusätzlich zu den bescheidenen Geldprämien belohnt werden. In Form einer 30-tägigen Reise, die mit einer Zugfahrt von Bern nach Kloten begann, wo es in einer DC-6 nach Fernost ging: Singapur, Hongkong, Saigon, Colombo, Kuala Lumpur, Karachi und Kairo waren die Destinationen. Total legten die Fussballer 27'000 Kilometer zurück und mussten im Gegenzug zehn Spiele bestreiten, so der Deal. Die telefonisch übertragenen Reiseberichte stiessen auf Rieseninteresse. Und nach der Rückkehr der Cracks wurde das auch auf Zelluloid festgehaltene Abenteuer der Fussballer in zwei Berner Kinos gezeigt. Name des Films: «Der Sonne entgegen». Nur aus dem fünften Meistertitel wurde nichts. Der damalige Captain Heinz Schneiter sagte, man sei «ausgelaugt» nach Bern zurückgekehrt.

Das bestbesuchte Spiel in der Schweiz aller Zeiten

Trotz zweier Champions-League-Teilnehmen der Neuzeit: Das wohl legendärste Spiel in der YB-Geschichte ist jenes vom 15. April 1959. Offiziell sahen an einem regnerischen Mittwoch 63'000 Fans im zum Bersten vollen Wankdorf das Halbfinal-Hinspiel gegen Stade Reims, die damals hinter Real Madrid zweitbeste Mannschaft Europas, mit dem (wohl ewigen) WM-Rekordtorschützen Just Fontaine: 13 Tore an der WM 1958. Doch effektiv waren bestimmt mehr als 70'000 Zuschauer im Stadion, denn die Kontrolleure liessen jeden, der hineinwollte, für einen Fünfliber ins Stadion. Damit ist dieses 1:0 durch ein Tor von Geni Meier das bestbesuchte Spiel der Schweizer Fussballgeschichte. Im Rückspiel bleibt YB dann im Parc de Princes chancenlos: 0:3. Für den Halbfinaleinzug brauchte es damals ein Weiterkommen gegen MTK Budapest und gegen DDR-Meister SC Wismut Karl-Marx-Stadt. YB-Chronist Charles Beuret erinnert sich: «Was ich auf der grossen Stehrampe sah, habe ich nie vergessen: Sie war hoffnungslos überfüllt, voll gepfercht, für die Zuschauer gab es dort keinen Bewegungsfreiraum mehr. Bei spektakulären Szenen auf dem Spielfeld setzte sich die Menge beängstigend in Bewegung. Sie wogte, einem Kornfeld gleich, auf und ab, hin und her. Die Eisengeländer und die Abschrankungen auf den Rängen, die in Sektoren eingeteilt worden waren, hielten dem Widerstand der Masse nicht stand, sie wurden eingedrückt und zu Boden gewalzt. Dass damals nicht der geringste Unfall passierte, grenzt an ein Wunder.»

Ein Donnerschlag beendet das Veryoungboysen

Es war die Erlösung! Es war das Ende der Zeit der Erniedrigung, des Spotts, des Veryoungboysens. Eine niedliche Wortkomposition, die das Versagen der Berner im entscheidenden Moment (wie in der Saison 2009/10, als man zwischenzeitliche 13 Punkte Vorsprung auf Basel nicht über die Ziellinie brachte) so wunderschön auf den Punkt brachte. Es ist ein Ereignis so wichtig, dass sich jeder Berner erinnert, wo er an jenem 28. April 2018 war und was er machte. Wie bei der ersten Mondladung. Erst hält Backup-Goalie Marco Wölfli einen Penalty. Dann, als man nicht mehr damit rechnete, macht Jean-Pierre Nsame YB in der 89. Minute zum Meister. Der erste Titel seit 32 Jahren. Das Stadion bebt, es wird in seinen Grundfesten erschüttert. Und nach dem Schlusspfiff gibt es kein Halten mehr für ein Meer an YB-Fans, die ein ebensolches an Freudentränen vergiessen. Ein Moment für die Ewigkeit!

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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