YB-Knipser Nsame aus Kamerun symbolisiert den Erfolg
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Super-League-Torschützenkönig:YB-Knipser Nsame aus Kamerun symbolisiert den Erfolg

Wittl, Tachie-Mensah und Amoah
So erlebten Ex-Afrika-Stars ihre Zeit im Schweizer Fussball

Charles Wittl, Alex Tachie-Mensah und Charles Amoah kickten zu einer Zeit in der Schweiz, als die Erfolgsgeschichte der afrikanischen Spieler erst anfing. Die ehemaligen Super-League-Stars blicken zurück.
Publiziert: 26.12.2021 um 13:16 Uhr
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Aktualisiert: 26.12.2021 um 13:17 Uhr
Sven Micossé und Felix Bingesser

Charles Wittl (50); 1990 bis 2007 bei Xamax, St. Gallen, Lausanne und Aarau

«Es war purer Zufall, dass ich in der Schweiz gelandet bin», erinnert sich Charles Wittl. Als er zwölf Jahre alt war, musste sein Stiefvater wegen der Arbeit von Ghana nach Syrien ziehen. Doch seine Eltern wollten nicht, dass ihre Kinder den Krieg miterleben. «Sie haben eine Lösung mit einer Gastfamilie in La-Tour-De-Peilz im Kanton Waadt gefunden. So bin ich in die Schweiz, habe dann angefangen, Fussball zu spielen, und die Dinge nahmen ihren Lauf.»

Sein Profidebüt gab er bei Xamax, und er gilt heute noch als Legende des Vereins. «Ich bin sehr stolz auf das, was ich erreicht habe. Aber ich weiss, dass ich mehr hätte machen können.» Nach einer gewissen Zeit bei Xamax habe Olympique Marseille angeklopft. «Der Wechsel war fast perfekt, doch ich hatte noch Vertrag in Neuenburg, und der Verein wollte mich nicht gehen lassen, weil er auf mich zählte.» Wie heute zu streiken und somit Verträge zu brechen, sei damals nicht zur Debatte gestanden.

Wittl spielte zu einer Zeit, in der es weniger dunkelhäutige Spieler in der Schweiz gab als heute. Seine Erfahrungen mit Rassismus musste er auch machen: «Es ist wahr, dass einige Male den Spielern gegenüber der Respekt verloren ging. Von den Zuschauerrängen kamen manchmal Affenlaute. Sonst wurde ich immer gut empfangen und auch geschätzt.»

«Es war purer Zufall, dass ich in der Schweiz gelandet bin», erinnert sich Charles Wittl.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Heute hat Wittl nicht mehr viel mit Fussball zu tun: «Ich habe mich etwas distanziert.» Mit seinem Trauzeugen, Luzern-Sportchef Rémo Meyer, tauscht er sich manchmal aus. Vom Sport hat er sich aber nicht verabschiedet und arbeitet in Gals BE in seinem eigenen Studio als Fitness-Trainer.

Alex Tachie-Mensah (44); 2000 bis 2009 bei Xamax und St. Gallen

«Ich bin da und gebe Gas», sagte sich Alex Tachie-Mensah 2000 nach seinem Transfer von den Ebusua Dwarfs zu Xamax. Tatsächlich ging es für ihn direkt vom Flugzeug auf den Fussballplatz. «Nach sieben Stunden Flug sind wir direkt zu Carouge für ein Testspiel gefahren.» Es war der Beginn einer «sehr schönen Zeit». Nach anderthalb Saisons bei Xamax wechselt der Ghanaer 2002 zum FC St. Gallen, wo er sieben Jahre verbringt. Noch heute ist er statistisch gesehen (73 Tore in 201 Spielen) einer der besten afrikanischen Stürmer der Super League.

Tachie-Mensahs Karriere nahm aber ein eher unschönes Ende. 2007 zog er sich eine schwere Fussverletzung zu, von der er sich nie richtig erholte. Nach zwei Jahren voller Rückschläge und leiser Comeback-Hoffnungen beendet er seine Karriere.

Heute lebt Tachie-Mensah in einem kleinen Dorf im Kanton Thurgau. Damals wie noch heute muss er sich mit einem traurigen, doch wiederkehrenden Thema beschäftigen: Rassismus. «Das ist ein Thema, das sicherlich noch viel brauchen wird. Es kam in
St. Gallen oft vor. Klar, wenn man gewinnt, ist alles gut. Aber sobald man verliert, sind alle sauer. Und dann kommen Aussagen, die gar nicht gehen.»

Sein Lösungsansatz ist Kommunikation: «Man muss mit den Leuten einfach klar reden. Durch Kommunikation werden sie verstehen: Ich bin nicht besser als er.»

Drei Legenden, die in der Super League ihre Spuren hinterlassen haben

Mohamed Salah (29, Basel)

Salah wechselt als junger 20-Jähriger aus Ägypten zum FC Basel. Unvergessen sind seine Tore in der Champions League gegen seinen späteren Verein Chelsea. Er legt in der Folge in der Serie A und vor allem bei Liverpool eine Weltkarriere hin. Salah zählt heute zu den besten Spielern der Welt.

Shabani Nonda (44, Zürich)

Am Anfang setzen die Kälte und die Fremde dem jungen Nonda zu. Dank der Unterstützung von FCZ-Trainer Raimondo Ponte blüht der Burundier auf, schiesst Tore am Laufband und zieht nach drei Jahren weiter nach Frankreich. Mit AS Monaco erlebt er seine beste Zeit, steht 2004 im Final der Champions League.

Seydou Doumbia (34, YB, Basel, Sion)

Fast überall, wo Doumbia spielt, trifft er am Laufmeter. Mit 20 erlebt er bei YB seinen Durchbruch, wird zwei Mal Torschützenkönig und reist dann durch Fussball-Europa. Auch in Russland setzt er sich die Krone auf, den Meistertitel gibts erst beim FC Basel. Über Umwege landet er ein drittes Mal in der Schweiz – mit einem unschönen Ende.

Mohamed Salah (29, Basel)

Salah wechselt als junger 20-Jähriger aus Ägypten zum FC Basel. Unvergessen sind seine Tore in der Champions League gegen seinen späteren Verein Chelsea. Er legt in der Folge in der Serie A und vor allem bei Liverpool eine Weltkarriere hin. Salah zählt heute zu den besten Spielern der Welt.

Shabani Nonda (44, Zürich)

Am Anfang setzen die Kälte und die Fremde dem jungen Nonda zu. Dank der Unterstützung von FCZ-Trainer Raimondo Ponte blüht der Burundier auf, schiesst Tore am Laufband und zieht nach drei Jahren weiter nach Frankreich. Mit AS Monaco erlebt er seine beste Zeit, steht 2004 im Final der Champions League.

Seydou Doumbia (34, YB, Basel, Sion)

Fast überall, wo Doumbia spielt, trifft er am Laufmeter. Mit 20 erlebt er bei YB seinen Durchbruch, wird zwei Mal Torschützenkönig und reist dann durch Fussball-Europa. Auch in Russland setzt er sich die Krone auf, den Meistertitel gibts erst beim FC Basel. Über Umwege landet er ein drittes Mal in der Schweiz – mit einem unschönen Ende.

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Charles Amoah (46); 1999 bis 2001 bei St. Gallen

«Prinz Charles» haben ihn die Ostschweizer Fussballfans gerufen. Dabei sind seine Ohren deutlich kleiner als diejenigen des englischen Prinzen. Sein Vorname ist ein Überbleibsel aus der englischen Kolonialzeit. In Ghana sind britische Namen gang und gäbe. Und so wird 1975 auch Amoah in seiner Grossfamilie in Accra auf den Namen Charles getauft.

Mit zwanzig Jahren kommt er zusammen mit seinem Kumpel zum FC Winterthur. Und dann via Frauenfeld und den FC Wil zu St. Gallen. In der Saison 99/2000 startet der pfeilschnelle Amoah durch und schiesst mit seinen Toren die Ostschweizer sensationell zum Meistertitel. Den letzten Titel bis zum heutigen Tag. Sein Sturmpartner damals ist der heutige GC-Trainer Giorgio Contini.

Der Lauf von Amoah macht Hannes Kartnig, den damaligen Präsidenten von Sturm Graz, neugierig. Er blättert für den Ghanaer mehr als vier Millionen auf den Tisch. Kartnig, ein extrovertierter Schillerfalter wie Christian Constantin, träumt von Titelgewinnen und grossen Auftritten in der Champions League. Aber der damalige Rekordtransfer der österreichischen Fussballgeschichte bringt dem Rolls-Royce-Fahrer Kartnig nicht die erhoffte Rendite.

Amoah bleibt vieles schuldig, wird dann ausgeliehen, verletzt sich und beendet vor seinem 30. Geburtstag die Karriere. Bei der Brauerei Puntigamer findet er einen Job im Lager und stapelt Bierkisten. Er ist auch in Österreich ein Fan von St. Gallen geblieben und schaut sich wenn möglich die Spiele im TV an. Amoah hat drei Kinder. «Wenn alle aus dem Haus sind, dann werde ich mit meiner Frau wohl nach Ghana zurückkehren», sagt Amoah. Sein 21-jähriger Sohn Winfred ist ebenfalls Profi und spielt für den Zweitligisten Kapfenberg.

Samuel Opoku Nti (60); 1985 bis 1989 bei Servette und Aarau

Samuel Opoku Nti ist als ältestes von acht Kindern in Kumasi, der zweitgrössten Stadt Ghanas, aufgewachsen. Klein Samuel hat auf den Strassen das Sagen, da sein Vater Polizist und er der Erste ist, der einen eigenen Fussball besitzt. Sein Debüt gibt er bei Asante Kotoko und gilt dort als wahre Legende. Mehrfach wird der Verein mit ihm Meister. Dazu wird er auch Nati-Spieler, läuft mehr als 50-mal für Ghana auf. 1982 folgt die Afrika-Meisterschaft.

Zwei Jahre später holt ihn Servette in die Schweiz. Zu dieser Zeit ist er neben Veveys Théophile Abega der einzige Schwarzafrikaner. Sprüche und Anfeindungen gibt es immer wieder. «In Basel und in Luzern spielte ich nie gerne», sagte er einst. Nach einem Trainerwechsel in Genf wird Opoku Nti plötzlich überzählig.

Er geht zurück in die Heimat, aber nur vorübergehend. Erich Vogel holt den Stürmer danach zum FC Aarau, wo er auf Ottmar Hitzfeld trifft. Unter dem Lörracher blüht Opoku Nti wieder auf, spielt eine starke Saison und sagt dem späteren Nati-Coach eine grosse Trainer-Karriere voraus. Nachdem Hitzfeld zu GC wechselt, landet er wieder auf der Bank. Die Familie geht zurück nach Ghana, Opoku Nti spielt für Baden, Chur und Glarus. Nachdem er den neu gegründeten African Football Club in Zürich trainiert, arbeitet er jahrelang als Taxifahrer in der Limmatstadt.

Danach gehts für den heute 60-Jährigen wieder zurück nach Ghana. Zu Asante Kotoko, wo alles anfing. Dort wird er 2010 zum Vorstandsvorsitzenden. 2016 gibt er den Posten wieder auf.

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