Erst zweimal Rot!
Wird Katar die fairste WM aller Zeiten?

An der WM in Katar sind bisher erst zwei Spieler mit einer Roten Karte vorzeitig unter die Dusche geschickt worden. Ex-Spitzen-Schiedsrichter Urs Meier (63) erklärt, was dahinter steckt.
Publiziert: 07.12.2022 um 18:05 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2022 um 18:07 Uhr
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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

Nur noch acht von 64 Partien stehen an der WM auf dem Programm. Bereits jetzt ist klar: Katar wird als eines der fairsten Turniere in die Geschichte eingehen. Denn die Rote Karte ist verschwunden. Lediglich zweimal haben sie die Schiedsrichter bisher gezückt – einmal direkt und einmal Gelb-Rot. Zudem wird viel weniger verwarnt als im langjährigen Schnitt. Pro Spiel sind bisher 3,23 Gelbe Karten gezeigt worden. Nur 2014 an der WM in Brasilien (2,83) lag der Schnitt tiefer.

Sind die Fussballer so viel fairer geworden? Oder sind die Schiris grosszügiger geworden? «Es ist eine Kombination aus beidem», ist sich der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Urs Meier sicher. Dabei windet er den vermeintlich kleineren Nationen ein Kränzchen. «Sie sind viel disziplinierter worden. Sie haben es verstanden, wie wichtig es ist, dass man nicht vorzeitig vom Platz gestellt wird.»

Kartenflut in Deutschland

Dass die Schiedsrichter weniger Rote Karten verteilen, ist schon seit mehreren Weltmeisterschaften zu beobachten. 2006 in Deutschland wurde das Allzeithoch erreicht, mit sage und schreibe 28 Platzverweisen. Damals gab es zudem das Spiel mit den meisten Roten Karten in der WM-Geschichte. Im Achtelfinal Portugal–Holland (1:0) mussten mit Costinha, Deco (beide Portugal), Boulahrouz sowie Van Bronckhorst (beide Holland) gleich vier Spieler vorzeitig unter die Dusche.

Ein seltenes Bild an dieser WM: Wales-Goalie Hennessey sieht die Rote Karte.
Foto: IMAGO/Shutterstock
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Nach Deutschland gings rapide nach unten. In Südafrika waren es 17 Platzverweise, in Brasilien lediglich zehn. Weitere vier Jahre später in Russland waren es nach der VAR-Einführung nur noch deren vier. «Die Schiris haben dieses Jahr eine grosszügigere Regel. Sie stellen dabei aber stets den Schutz der Spieler ins Zentrum», analysiert Meier.

Damit ist Brasiliens Coach Tite (61) nicht ganz einverstanden. Beim Gruppenspiel Brasilien–Serbien sei Neymar zu hart angegangen worden. Neun Fouls habe er sich über sich ergehen lassen müssen – so viele wie kein anderer. Den Platz hat Neymar schliesslich mit einem angeschwollenen Knöchel vorzeitig verlassen. «Wenn wir Spektakel wollen, müssen wir die grossen Spieler schützen. Dieses Foulkarussell gehört verboten», forderte Tite.

«Brutale Fouls gibts fast nicht mehr»

«Natürlich würde ich das als Tite präventiv sagen», meint Meier. Allerdings sei zu ergänzen, dass Neymars Spielweise viel anfälliger ist, als etwa die von Messi. 2014 als der Brasilianer verletzt aus dem Turnier ausgeschieden ist, sei es anders gewesen. «Damals war die Linie der Schiris zu grosszügig und die Spieler haben es ausgenutzt. Dass jemand extra angegangen wird, sehe ich inzwischen aber viel weniger», so der Ex-Spitzen-Schiedsrichter.

Dass in Katar auf dem Platz ein faires Turnier stattfindet, zeigt ein Blick auf die Verletzungsstatistik. Gröbere Verletzungen nach Zweikämpfen hat es bisher keine gegeben. Das sieht auch Meier so. «Im Grossen und Ganzen geht es fair zu und her. Böse und brutale Fouls sind in Katar fast nicht mehr zu sehen», resümiert er.

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