Es ist bald drei Jahrzehnte her, seit Bernhard Russi in Genf kurzfristig ein Hotelzimmer benötigte. «Am Telefon wollte die Dame, eine gewisse Mari Bergström, meine mündliche Reservation nicht akzeptieren. Ich habe mir schon vorgenommen, beim Chef des Hauses dann zu reklamieren», erinnert sich Russi.
Der persönliche Kontakt an der Reception hat ihn dann aber von dieser Beschwerde abgebracht. Denn beim Anblick der Dame ist der Unmut schnell mal grosser Verzückung gewichen. Was mit einem grossen Ärger begann mündete vor 26 Jahren in einer märchenhaften Hochzeitsfeier. Mari Bergström heisst seither Russi. Eine schweizerisch-schwedische Gemeinschaft, die nun am Dienstag vor eine harte Probe gestellt wird.
Russi erholt sich von OP am Rücken
Bernhard Russi wird die auch für ihn emotionale Partie im Schweizer Dress und mit Schweden-Schal vor dem Fernseher verfolgen. Er wird zweimal die Nationalhymne mitsingen. Nicht zusammen mit seiner Frau. Sondern da, wo er sich derzeit von einem operativen Eingriff am Rücken erholt und die Tage mit viel Physiotherapie verbringt.
Russi hat in den letzten Jahren Schweden schätzen gelernt. «Die wunderbare Natur, die Sportlichkeit der Leute, den gesunden Patriotismus im Land. «Schweden ist wie die Schweiz. Ich fühle mich da sehr wohl. Darum haben wir uns auch ein Haus gekauft. Ein rotes Sommerhaus an einem der vielen Seen wie es viele Schweden haben», lacht Russi.
«Die Schweiz hat die besseren Fussballer»
Für ihn gibt es ganz viele Parallelen zwischen den beiden Ländern. «Auch die Sprache. Wenn man gut hinhört, versteht man auch ohne Kenntnisse der schwedischen Sprache sehr viel.» Ein Beispiel. «Glasögon beispielsweise», so Russi. Was das heisst? Brille! Also Glasaugen.
Fussballerisch aber, das ist für ihn klar, liegen die Vorteile bei der Schweiz. «Die Schweiz hat die besseren Fussballer als Schweden. Aber nicht immer gewinnen die besseren Fussballer. Trotzdem bin ich überzeugt, dass die Schweiz in den Viertelfinal kommt», sagt er.
Und seine Frau, das einstige Fräulein Bergström. «Bei mir schlagen zwei Herzen in der Brust», sagt Mari Russi. «Für mich ist das ein tolles Spiel. Ich kann bei jedem Ausgang jubeln.» Sie wird sich das Spiel daheim in Andermatt anschauen. Zusammen mit Besuch aus Schweden. «Denen ist es lieber, wenn wir das in der eigenen Stube schauen. Die wollen nicht als Schweden-Fans in ein Public Viewing in der Schweiz», lacht Mari.
«Bei mir schlagen zwei Herzen in der Brust»
Der Fussball habe in ihrer Heimat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. «Aber der Stellenwert des Eishockeys ist doch noch etwas grösser», sagt Marie. Doch in diesen Tagen gibt es auch im Norden nur ein Thema. «Bei mir schlagen zwei Herzen in der Brust. Ich kann mit jedem Ausgang leben und kann in jedem Fall jubeln.» Und Ärger wird es im Hause Russi auf keinen Fall geben.
«Ich bin Schweizer. Aber ich habe durch meine Frau auch Schweden lieben gelernt», sagt Bernhard Russi dazu. Bei seiner Frau ist es genau umgekehrt.
Vom 14. Juni bis 15. Juli findet in Russland die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 statt.
- Alle Infos, Highlights und Hintergründe – kurz den WM-Ticker – finden Sie hier.
- Sämtliche Ergebnisse und die besten Torjäger gibts hier in der Übersicht.
- Die Spieler aller teilnehmenden Mannschaften im Porträt: Wer wie gut spielt, lesen Sie hier im interaktiven Special.
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