Ein Video im Internet zeigt, wie die kroatischen Fussballspieler (stehen im Halbfinal) an der WM in Katar beim Essen fröhlich feiern. Und singen. «Lijepa li si» heisst der Song, den sie wiedergeben. «Du bist schön» lautet die Übersetzung. Kontrovers ist das Lied dennoch.
«Lijepa li si» ist ein Stück der Band «Thompson» des kroatischen Sängers Marko Perkovic. Perkovic ist eine umstrittene Person. Er gilt für einige als Faschist, als «Hass-Musiker». Den nationalen Fussballverband stört das nicht. Perkovic war Teil der Feierlichkeiten 2018, als in Zagreb die Fussballer nach dem Vize-Weltmeistertitel frenetisch empfangen wurden.
Frankreich wollte während der EM 2016 im eigenen Land die besagte «Fan-Hymne» verbieten. Davor Suker reagierte empört. «Dieser Song ist ein Symbol des Patriotismus, des Stolzes und der Liebe zu unserem Land. Solange ich Präsident des kroatischen Fussball-Verbandes bin, werde ich mich dieser Form der Erpressung verweigern und unsere Fans und Spieler den Song hören lassen, den sie hören wollen», wurde er von den «Stuttgarter Nachrichten» zitiert.
«Es ist ein Lied, in dem Thompson die Schönheit Kroatiens besingt und es hat durchaus problematische Stellen», stellte der in Bosnien-Herzegowina geborene Journalist und Autor Krsto Lazarevic vor zwei Jahren gegenüber «watson.de» klar. Weil damals ein Video mit dem «Lijepa li si»-singenden Nationalgoalie Manuel Neuer die Runde machte, war die Aufregung in Deutschland gross.
Lazarevic: «Stell dir vor, jemand besingt die Schönheit Deutschlands und nennt dabei auch Südtirol und Ostpreussen. Thompson singt in ‹Lijepa li si› auch über die Neretva, den Fluss, der durch die Herzegowina fliesst. Auch das ist nicht unproblematisch. Es ist ein politisches Statement, nach dem Motto: Ja, das ist die Herzegowina, aber eigentlich ist es unser Kroatien.»
Auch die Schweizer Behörden mussten sich schon mit Marko Perkovic und seiner Musik auseinandersetzen. Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) belegte ihn 2009 mit einem dreijährigen Einreiseverbot. Bei seinem Auftritt im Dezember 2015 in Fribourg überwachten die Organisatoren die Liedauswahl. (red)
