Masters in Augusta
Scheffler siegt bei Tiger-Woods-Show

Der Weltranglisten-Erste Scottie Scheffler gewinnt sein erstes Major-Turnier. Beim Masters in August dreht sich aber auch am Wochenende alles um die Rückkehr von Tiger Woods.
Publiziert: 11.04.2022 um 10:06 Uhr
Dino Kessler

Tiger Woods (46) humpelt am Freitag mit Schmerzen über den Platz. Das Ergebnis? Mit einer 74-Runde (zwei über Par) schafft er den Cut und qualifiziert sich so für das Wochenende. «Tiger hat den Cut auf einem Bein geschafft», witzelte sein Caddie Joe LaCava nach der Runde. Auf dem linken Bein, das nach mehreren Knieoperationen auch nicht mehr taufrisch ist. Sein rechtes Bein ist nach dem Unfall vor 14 Monaten (Schien- und Wadenbein zertrümmert, Sprunggelenk traumatisiert) ein bionisches Wunderwerk. Woods winkte zwischen den Schlägen immer wieder den Fans zu, zuckte nach unpräzisen Versuchen mit den Schultern oder witzelte mit seinem Caddie über verpasste Putts. Am Samstag wurden die Profis von starken Windböen und Temperaturen unter 10 Grad herausgefordert, kein angenehmes Golf-Klima, schon gar nicht für Tiger Woods und seine lädierten Knochen.

Der erste Auftritt wird zelebriert wie eine Erscheinung

Tatsächlich ist das Resultat für Woods irgendwann Nebensache. Er ist längst grösser als der Sport, den er zu Beginn der 2000er-Jahre aus der Mottenkiste geholt hatte. Als Perfektionist blieb er in seiner Blütezeit auf dem Platz stets reserviert, unterhielt sich kaum mit Konkurrenten und ignorierte die Fans, die ihm begeistert zujubelten. Das taten sie auch dann noch, als seine Affären publik wurden und sich seine Frau Elin Nordegren von ihm scheiden liess. Oder nachdem er seinen Wagen in fahruntüchtigem Zustand in einen Hydranten gefahren hatte. Nach dem schweren Unfall im Februar 2021 wurde sein erster öffentlicher Auftritt zelebriert wie eine Erscheinung. Ein Zustand, der anhält – auch nachdem er beim Masters 2022 auf dem 47. Rang landet.

Woods hat den Golfsport revolutioniert

Seine Konkurrenten wissen Woods' Stellenwert für die Branche zu schätzen. Mit seiner Athletik und Dynamik hat er den Golfsport revolutioniert und massentauglich gemacht, Preis- und Sponsorengelder sowie die Erlöse aus Übertragungsrechten explodierten. Schon für den Sieg bei einem der herkömmlichen PGA-Turniere ist heute ein Preisgeld von über einer Million Dollar garantiert, bei den Majors winken dem Sieger heutzutage fast drei Millionen. Cameron Smith, der coole Australier, kassierte vor wenigen Wochen bei der Players Championship 3,6 Millionen Dollar Siegprämie.

Mit 13 Schlägen über Par landet Woods auf dem 47. Schlussrang – die Fans feierten ihn trotzdem bei jeder Gelegenheit.
Foto: Getty Images
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Sieger Scheffler sass vor der Glotze

Der Masters-Kurs in Augusta, auf dem der 25-jährige Scottie Scheffler am Sonntag seinen ersten Major-Sieg feiert, musste zu Beginn der 2000er-Jahre gegen die Schlagkünste von Tiger Woods abgesichert werden. «Tiger proof» sollten die Plätze werden, nicht nur in Augusta. Dafür wurden flächendeckend die Spielbahnen umgebaut und viele Abschläge weit nach hinten versetzt. Ein hilfloser Versuch der Landschaftsarchitekten. Gleichzeitig trieben die Ausrüster den technologischen Fortschritt auf die Spitze, selbst Freizeitgolfer träumten davon, den Ball so weit zu schlagen wie der Beste der Welt.

Als Scottie Scheffler geboren wurde, siegte Woods gerade zum dritten Mal bei der US-Amateurmeisterschaft. Das war 1996. Ein Jahr später triumphierte der 21-jährige Ausnahmekönner zum ersten Mal in Augusta. Als Woods 2002 seinen dritten Masters-Sieg holte, sass der damals sechsjährige Scheffler in Texas vor der Glotze und träumte von einer Zukunft als Golfprofi.


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