Morikawa schlägt alle
Das ist der nächste Stern am Golf-Himmel

Bei der PGA Championship in San Francisco stellt ein 23-jähriger Amerikaner die Favoriten in den Schatten. Der logische Aufstieg eines Naturtalents.
Publiziert: 10.08.2020 um 17:51 Uhr
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Aktualisiert: 11.08.2020 um 00:31 Uhr
Dino Kessler

Ein Missgeschick unterläuft Collin Morikawa am Schlusstag im von Nebelbänken überzogenen Harding Park von San Francisco erst bei der Pokalübergabe. Beim Hochheben der 12 Kilogramm schweren Wanamaker-Trophy fällt dem Sohn Chinesischer und Japanischer Einwanderer der Deckel von der Kanne. Feiern will gelernt sein, den Rest hat er aber schon im Griff. Auf dem Kurs hat das Naturtalent den routinierteren Favoriten gar eine Lektion erteilt.

Favoriten sind geschlagen

Der vierfache Major-Gewinner Brooks Koepka, vor dem Schlusstag gemäss eigener Aussage der einzige tatsächlich mögliche Sieger («von den anderen hat ja bloss einer schon ein Major gewonnen, und auch der hat nur einen Sieg»), stürzt mit einer 74er-Runde auf den 29. Platz. Dustin Johnson, mit «nur» einem Major-Sieg die eigentliche Zielscheibe von Koepkas Seitenhieb, verspielt seine Leaderposition mit einer höchst durchschnittlichen Schlussrunde. Und der muskelbepackte Bryson DeChambeau verblüfft wieder mit weiten Abschlägen, lässt aber im Kurzspiel die Präzision vermissen. Auch Jon Rahm ist geschlagen, der Spanier spielt bei der Entscheidung keine Rolle mehr, holt sich aber mit zwei starken Runden am Wochenende immerhin die Spitzenposition in der Weltrangliste zurück.

Auf den Spuren des Tigers

In dieser Wertung stösst Collin Morikawa nun bis auf den fünften Platz vor. Für Kenner der Szene keine Überraschung. Nach seiner Schulzeit in Los Angeles geht Morikawa an die Universität von Kalifornien (Berkeley) und entwickelt sich in Kürze zum besten Nachwuchsspieler weit und breit. Der Wechsel ins Profi-Lager gelingt ohne Reibungsverluste, seit dem Debüt im Juni 2019 gewinnt er zwei Turniere und macht von sich reden, als er einen (der vielen) Rekorde von Tigers Woods ins Visier nimmt: Die meisten Starts ohne verpassten Cut zum Auftakt der Karriere. Woods schaffte 25, Morikawa immerhin 22.

Die Freundin darf nicht fehlen: Morikawa und Katherine Zhu.
Foto: Getty Images
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Auf dem Kurs in San Francisco gewinnt Morikawa nicht nur 1,98 Millionen Dollar Preisgeld und sein drittes Turnier auf der Profitour. Er knackt auch einen Major-Rekord: 129 Schläge (65, 64) benötigt er am Samstag und am Sonntag. So wenige wie noch nie ein Sieger auf den Schlussrunden eines Major-Turniers. Das gut ausbalancierte Spiel des 23-jährigen ist ein Gegentrend zum derzeit üblichen Distanz-Fetischismus auf der Profitour.

«Er kann der nächste ganz Grosse sein»

Die Konkurrenz prügelt die Abschläge im Schnitt um die 20 Meter weiter als Morikawa. Mit Raffinesse, einer ausgeklügelten Strategie, dem bestechenden Kurzspiel und einer ruhigen Hand auf den Grüns erhebt Morikawa die Distanz beim Abschlag allerdings zur statistischen Randnotiz. Paul Casey, der Engländer mit der Erfahrung aus 64 Major-Turnieren (ohne Sieg) sagt über Morikawa: «Wir Spieler erkennen ein aussergewöhnliches Talent sofort. Collin kann der nächste ganz Grosse sein, er hat es drauf.»

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