Kadetten-Patron Giorgio Behr
«Seit dem Europa-Out sind wir im Abwärtstrend»

Kadetten Schaffhausen ist im Playoff-Final vor Spiel 2 schon unter Zugzwang. Langzeit-Präsident Giorgio Behr (75) ist für die Titelverteidigung dennoch zuversichtlich. Und er lernt jetzt aus Spass Akkordeon.
Publiziert: 23.05.2024 um 17:34 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Die Kadetten sind Titelfavorit, aber am Donnerstag im zweiten Playoff-Finalspiel auswärts bei Kriens-Luzern schon böse unter Druck. Was war in Spiel 1 los?
Giorgio Behr: Eigentlich war die erste Halbzeit mit 16 Gegentoren in der Abwehr schon ungenügend. Als wir in der zweiten Halbzeit dennoch sechs Tore Vorsprung hatten, war sich die Mannschaft zu sicher, dass es reichen wird. Aber eigentlich sind wir schon länger im Abwärtstrend. Das verlorene Heimspiel war ein erneuter Weckruf. 

Wie meinen Sie das?
Das Ausscheiden in der EHL (European Handball League, d.Red) gegen Berlin war ein Knackpunkt in dieser Saison. Dazu kam der angekündigte Wechsel von Captain Lukas Herburger in die Bundesliga. Ein, zwei Spieler machten sich auch Hoffnung auf einen Transfer, bei ihnen war danach die Spannung etwas weg. Es brauchte einige Gespräche, um das Vertrauen wieder aufzubauen. 

Aber sie rechnen dennoch mit Meistertitel Nummer 14?
Ich gehe nie von etwas aus. Aber der Meistertitel ist immer unser erstes Ziel. Mir macht Mut, dass wir das erste Spiel trotz ungenügender Leistung fast gewonnen haben. Spielen wir also in der Abwehr disziplinierter, bleibe ich zuversichtlich. Aus finanzieller Sicht können wir sowieso entspannt sein, wir stehen schon jetzt zu 99% in der Gruppenphase der EHL, was Sicherheit gibt. 

Unter Präsident Giorgio Behr wurde Kadetten zur Handball-Macht.
Foto: Blick
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Giorgio Behr persönlich

Der 75-jährige Rechtsanwalt, Unternehmer und Dozent spielte einst selbst in der NLA. Als Spielertrainer führte er später seinen Stammklub Kadetten Schaffhausen bis in die NLB. In seiner 32-jährigen Amtszeit als Präsident entwickelten sich die Kadetten zur Nummer 1 im Schweizer Handball und schafften es 2010 in den Europacup-Final sowie zweimal in die Achtelfinals der Champions League. Behrs Firma «Behr Bircher Cellpack» (BBC) ist Namenssponsor der Kadetten-Heimhalle. Gemäss der «Bilanz» gehört er zu den 300 reichsten Schweizern. Der Schaffhauser ist verheiratet, hat vier Söhne und ist dreifacher Grossvater.

Der 75-jährige Rechtsanwalt, Unternehmer und Dozent spielte einst selbst in der NLA. Als Spielertrainer führte er später seinen Stammklub Kadetten Schaffhausen bis in die NLB. In seiner 32-jährigen Amtszeit als Präsident entwickelten sich die Kadetten zur Nummer 1 im Schweizer Handball und schafften es 2010 in den Europacup-Final sowie zweimal in die Achtelfinals der Champions League. Behrs Firma «Behr Bircher Cellpack» (BBC) ist Namenssponsor der Kadetten-Heimhalle. Gemäss der «Bilanz» gehört er zu den 300 reichsten Schweizern. Der Schaffhauser ist verheiratet, hat vier Söhne und ist dreifacher Grossvater.

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Sie sind seit 32 Jahren Präsident. Sind sie genauso lange auch Mäzen?
Als Privatperson trifft das nicht zu. Es waren immer meine Firmen, Werbe- und Eventpartner. Andere Firmen engagieren sich in der Kunst und beim Opernhaus, bei mir ist es Handball. Der Klub steht auf sehr soliden Beinen und ist breit abgestützt. Mittlerweile sind auch die Covid-Jahre finanziell gut überstanden.

Denken Sie an die Weitergabe des Klubs?
Wir haben längst professionelle Strukturen eingeführt, so dass der Klub eines Tages auch ohne mich funktionieren wird. Beruflich habe ich zuletzt einige Ämter abgegeben. Dafür lerne ich jetzt Akkordeon spielen. Solche Herausforderungen halten mich fit. Ich bin übrigens meines Wissens der einzige Funktionär, der schon 1975 bei der Gründung des SHV dabei war und nun als QHL-Vize immer noch dabei ist.

Werden sie noch erleben, dass der Traum einer europäischen Final-4-Quali in Erfüllung geht?
Das ist kein Traum, sondern wäre die Folge eines Aufbaus, der Schritt für Schritt gemacht wird. Als ich bei Kadetten begonnen hatte, war die 1. Liga das Ziel. Das wurde erreicht. Dann die NLB, dann die NLA. Dann die Etablierung an der nationalen Spitze, dann die Etablierung in Europa. Solche Schritte passieren im Rhythmus von sieben bis zehn Jahren. Da sind wir auf gutem Weg, wir waren zuletzt regelmässig im Viertelfinal und auch diese Saison hat nicht viel gefehlt, um in eine günstige Konstellation zu kommen. Nächste Saison werden wir ausserdem eine stärkere Mannschaft haben. 

Letztes Jahr verkleidete sich Captain Herburger bei der Pokalübergabe mit Schnauz und Glatze-Attrappen als Giorgio Behr. Was ist dieses Mal zu erwarten, wenn im Final die Wende gelingt?
Ich weiss von nichts. Auffällig ist nur, dass sich momentan viele Spieler einen Schnauz wachsen lassen. 

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