Joël Schmied (22) und Yannick Schmid (25) sind die Spieler der Stunde beim Liechtensteiner Klub
Die Vaduzer Erfolgs-Schmiede

Man muss das Eisen schmieden, solange es heiss ist. Das wissen nach dem Sieg in Basel und vor dem kapitalen Heimspiel gegen Sion auch Joël Schmied und Yannick Schmid. Zwei grosse Trümpfe des FC Vaduz.
Publiziert: 11.04.2021 um 12:06 Uhr
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Aktualisiert: 12.04.2021 um 18:01 Uhr
Felix Bingesser (Text) und Sven Thomann (Foto)

Kopfball Schmied zum 1:0, Kopfball Schmid zum 2:1. Die zwei Innenverteidiger des FC Vaduz erledigen den grossen FC Basel am Ostermontag praktisch im Alleingang. Sie besiegeln damit das Schicksal von FCB-Coach Ciriaco Sforza. Und nähren im Ländle die Hoffnung, dass der wundersame Ligaerhalt doch noch gelingen könnte.

Und jetzt planen Schmied & Schmid im Heimspiel gegen Sion den nächsten Coup. Mit einem Sieg schicken sie die Walliser wohl bereits auf den direkten Weg in die Challenge League.

Die Gallier der Super League

Nicht überall registriert man dieses kleine Liechtensteiner Fussballmärchen mit Freude. Die Vaduzer sind so etwas wie die aufmüpfigen Gallier. Sie spielen als Gäste mit einer Ausnahmebewilligung in der Super League. Man knöpft ihnen einen Millionenbetrag ab, damit sie überhaupt in der höchsten Schweizer Liga mitmachen dürfen.

Die Vaduzer Kopfballmonster: Schmid (l.) und Schmied.
Foto: Sven Thomann
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Und jetzt halten sie sich nicht ans Drehbuch, das eigentlich den direkten Wiederabstieg der vermeintlich biederen No-Name-Truppe vorgesehen hat. Aber das Kanonenfutter wird zur schwer verdaulichen Kost.

Natürlich: Die Vaduzer sind nicht die ganz grossen Zugpferde der Super League. Aber sie können nichts dafür, dass sich beispielsweise Klubs wie GC mit jahrelanger Misswirtschaft in die Challenge League gewurstelt haben. Sie springen in die Bresche. Und das sehr erfolgreich.

Plattform für Schweizer Talente

Trainer Mario Frick bietet jungen Schweizer Talenten eine Plattform. Und zeigt, wie mit Organisation, Athletik und Teamgeist fehlende Klasse kompensiert werden kann. Wer das kleinste Budget und damit beschränkte spielerische Mittel hat, der setzt auf Standardsituationen.

Und damit auf die torgefährlichste Verteidigung der Liga. Der 22-jährige Berner Joël Schmied ist mit sechs Toren der Topskorer der Mannschaft. Auch der 25-jährige Luzerner Yannick Schmid blüht im Ländle auf und hat ebenfalls schon zwei Tore erzielt. Schmied & Schmid, das ist derzeit ein Liechtensteiner Exportschlager.

Und die Geschichte der beiden ähnelt sich. Joël Schmied hat bei YB den Durchbruch nicht geschafft, Yannick Schmid ist das beim FC Luzern nicht vorbehaltlos gelungen. Beide lösten sich von ihrem Stammklub und ihrem Elternhaus und beweisen nun im «Ausland» ihre Tauglichkeit für die Super League. Ihre Wohnungen haben sie aber im grenznahen Rheintal. Denn für Schweizer braucht es eine «Greencard», um in Liechtenstein zu wohnen. «Und die beiden Greencards, die der Klub hat, waren schon vergeben», sagt Joël Schmied.

Bereicherung für die Super League

Für Abwehrchef Yannick Schmid ist es keine Überraschung, dass Vaduz derzeit so einen Lauf hat. «Thun hat vor einem Jahr eine gute Rückrunde gespielt. Und wir haben sie in der Barrage ausgeschaltet. Das war für uns alle ein Schlüsselmoment. Da haben wir gespürt, dass wir in der Super League mithalten können», sagt er. Jeder für jeden, keiner mit Starallüren. «So ist das wirklich bei uns. Wir wissen, dass das Kollektiv unser grösster Trumpf ist. Und mittlerweile haben wir bewiesen, dass wir eine Bereicherung für die Super League sind.»

Das sieht auch der jüngere Joël Schmied so. «Nach dem Sieg in Basel haben mir auch einige YB-Fans gratuliert», so Schmied. Auch er blüht im Ländle auf. «Bei den F-Junioren war ich noch Stürmer. Dann bin ich immer weiter nach hinten gerutscht», sagt er. Seine Torgefährlichkeit hat er aber nicht verloren.

Schmied und Schmid haben im Fürstentum ihre Karriere so richtig lanciert. Zwei Propheten, die im eigenen Land etwas verkannt wurden, blühen im leistungsfördernden Klima des FC Vaduz auf. Und wecken auch Begehrlichkeiten anderer Klubs. Unabhängig davon, ob Vaduz den Ligaerhalt schafft: Schmied und Schmid wird man in der Super League in den nächsten Jahren noch öfters sehen.

Im Ausland haben sie sich ja schon durchgesetzt.


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