Als Letzter gestartet, aber als Erster im Ziel
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Spitz mit mega Sprint:Als Letzter gestartet, aber als Erster im Ziel

Er nennt sich Babyface-Killer
Hier kommt der nächste Schweizer Leichtathletik-Liebling

Er sieht ein bisschen aus wie Harry Potter, doch Lionel Spitz rennt ganz ohne Magie schnell wie der Wind. Was ist für ihn möglich?
Publiziert: 31.08.2023 um 10:32 Uhr
Man siehts ihm nicht an: Aber Lionel Spitz ist schnell wie der Wind.
Foto: freshfocus
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Emanuel GisiSportchef

Die Frage ist nicht, ob Lionel Spitz (22) die Herzen der Sport-Schweiz erobern wird. Die Frage ist nur noch: wann?

Das liegt natürlich daran, dass der 400-m-Sprinter immer schneller wird. 45,25 Sekunden beträgt seine Bestzeit, den Schweizer Rekord von Mathias Rusterholz (44,99) hat er fest im Visier. Vor allem aber liegt es auch an dem, was er an Spass und Unterhaltung auf die Bahn bringt. Das fängt schon beim Spitznamen an: «Babyface-Killer» nennt sich der Zürcher.

Darum nennt sich Spitz «Babyface-Killer»

Das passt: Mit seiner schmalen Statur und der Brille sieht der 22-Jährige, der im Moment noch ein kleines Pensum in einem Reisebüro arbeitet, ziemlich nach Milchgesicht aus. Doch wehe, wenn er losgelassen.

Ausgewählte Highlights bei Weltklasse Zürich (30./31. August)
Mittwoch, 30. August (Hauptbahnhof Zürich)

17:30 Stabhochsprung (Moon, Kennedy, Murto, Morris, Moser)

Donnerstag, 31. August (Letzigrund-Stadion)

18:22 Dreisprung Frauen (Rojas, Bekh-Romanchuk)
18:48 Hochsprung Männer (Tamberi, Barshim, Gasch)
19:18 Stabhochsprung Männer (Duplantis, Lightfoot, Nilsen, Obiena)
20:04 400 m Hürden Männer (Warholm, Dos Santos, Allen, Bonvin)
20:15 100 m Frauen (Richardson, Forbes, Neita, Morrison, M. Kambundji)
20:24 Weitsprung Männer (Tentoglou, Gayle, Ehammer)
20:42 Speerwurf Männer (Chopra, Vadlejch, Weber)
21:04 200 m Frauen (Jackson, Thomas, Neita)
21:10 5000 m Männer (Barega, Girma, Raess)
21:33 100 m Hürden Frauen (Ali, Camacho-Quinn, Harrison, D. Kambundji)
21:41 200 m Männer (Lyles, De Grasse, Knighton, Bednarek, Hughes, Reais)

Mittwoch, 30. August (Hauptbahnhof Zürich)

17:30 Stabhochsprung (Moon, Kennedy, Murto, Morris, Moser)

Donnerstag, 31. August (Letzigrund-Stadion)

18:22 Dreisprung Frauen (Rojas, Bekh-Romanchuk)
18:48 Hochsprung Männer (Tamberi, Barshim, Gasch)
19:18 Stabhochsprung Männer (Duplantis, Lightfoot, Nilsen, Obiena)
20:04 400 m Hürden Männer (Warholm, Dos Santos, Allen, Bonvin)
20:15 100 m Frauen (Richardson, Forbes, Neita, Morrison, M. Kambundji)
20:24 Weitsprung Männer (Tentoglou, Gayle, Ehammer)
20:42 Speerwurf Männer (Chopra, Vadlejch, Weber)
21:04 200 m Frauen (Jackson, Thomas, Neita)
21:10 5000 m Männer (Barega, Girma, Raess)
21:33 100 m Hürden Frauen (Ali, Camacho-Quinn, Harrison, D. Kambundji)
21:41 200 m Männer (Lyles, De Grasse, Knighton, Bednarek, Hughes, Reais)

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An der U23-EM in Espoo (Fi) räumte der Einzel-Silbermedaillengewinner diesen Sommer als Schlussläufer der Staffel ab: Auf dem letzten Platz übernahm Spitz den Stab vom Teamkollegen, dann setzte er zu einem unfassbaren Schlussspurt an, überholte die gesamte Konkurrenz – und führte die Schweiz in den Final. Klingt auch nach Killerinstinkt. «Den Namen Babyface-Killer finde ich cool», sagt Spitz. «Der kam ja auch von mir selber. Den habe ich mal in einen Fragebogen des Verbandes als Spitzname reingeschrieben. Offenbar hat das jemand also tatsächlich gelesen. Und dann hat sich das verselbständigt.»

An der EM in München vor einem Jahr glänzte er schon einmal als grosser Unterhalter. Da lief er in den 400-m-Final, und vor dem Start tauchte er plötzlich mit grosser Geste auf, als er erst mit dem Finger in die Kamera zeigte und dann mit Daumen und Zeigefinger seiner beiden Hände eine Brille formte. Wirkte ein bisschen schräg, kam aber gut an. «Ich nehme mich häufig nicht so ernst», sagt Spitz. «Die Geste ist mir in den Sekunden, bevor ich auf die Bahn gegangen bin, eingefallen. Seither mache ich sie immer. Ich finde, man darf sich ruhig selber auch auf die Schippe nehmen.»

Der Trainer fands am Anfang seltsam

Nun ist es mit der Selbstironie im Spitzensport so eine Sache: Wenns nicht läuft, kommt schnell der Vorwurf, dass da einer seine Aufgabe nicht ernsthaft genug angehe. «Ich bin jemand, der in fast jeder Lebenslage entspannt ist und der gerne mal einen schrägen Spruch macht. Das kann Leute irritieren.» Zum Beispiel? «Zum Beispiel meinen Trainer», sagt Spitz und lacht. «Ich glaube, die ersten zwei Jahre dachte er sich: Was ist das für einer? Aber jetzt läufts gut zwischen uns.»

An der WM in Budapest ging der Spitz-Plan nicht auf. Den Schweizer Rekord wollte er da angreifen, aber nach dem Aus mit der Staffel scheiterte er auch im Einzel-Vorlauf bereits in der ersten Runde. Die nächste Start-Chance kommt nun am Donnerstag bei Weltklasse Zürich, wo der 400-m-Lauf im Vorprogramm steht – und wo er unter anderem Ricky Petrucciani (23) herausfordern wird, seinen Landsmann, dem immer die grössere Zukunft vorausgesagt wurde, dem er aber mittlerweile mächtig einheizt.

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