Lauflegende Ryffel adelt Neo-Schweizer Lobalu
«Ich traue ihm auch eine Olympiamedaille zu»

Erst seit Mitte Mai ist Dominic Lobalu für die Schweiz startberechtigt, schon steht der Ex-Flüchtling an der EM in Rom als Medaillenanwärter am Start. Zur Begeisterung von Lauflegende Markus Ryffel.
Publiziert: 07.06.2024 um 20:00 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Die Bezeichnung «fit wie ein Turnschuh» könnte auf kaum jemanden besser zutreffen als auf Lauflegende Markus Ryffel (69). Der Zürcher Olympia-Held von Los Angeles 1984 sprüht auch im Rentenalter wie eh und je vor Energie.

So sprudelt es aus dem «Mister Laufsport» auch nur so heraus, als ihn Blick nach seinem legitimen Nachfolger Dominic Lobalu (25) fragt. «Schon seit er erstmals in der Schweiz auftauchte, bin ich ein grosser Fan von ihm», sagt Ryffel. Lobalu war es nun, der einige Tage vor der Leichtathletik-EM in Rom nach 40 Jahren den Uralt-Schweizerrekord über 5000 Meter auslöschte. «Ich habe das Rennen genau verfolgt und mich sehr für Dominic gefreut», sagt Ryffel, «natürlich hätte ich es auch allen anderen Läufern gegönnt, die in den letzten Jahren 5000 Metern gelaufen sind, dass sie meinen Rekord schlagen».

Lobalu kündigte die Pulverisierung von Ryffels Rekord an

An der Marke von Ryffel haben sich über Jahrzehnte immer wieder Landsleute die Zähne ausgebissen. Nun war es der frühere Flüchtling Lobalu, der kurz nach der erlösenden Nachricht, für die Schweiz laufen zu können, schon seinen ersten Landesrekord einheimste.

40 Jahre trennt ihre Rekordläufe: Markus Ryffel (l.) hat den Werdegang von 5000-Meter-Weltklasseathlet Dominic Lobalu verfolgt, seit der Flüchtling in der Schweiz Rennen läuft.
Foto: keystone-sda.ch
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Eine vorherige Ankündigung beim bisherigen Rekordhalter inklusive. Ryffel: «Er hat sich nicht nur bei mir, sondern auch bei meinem Coach entschuldigt, dass er meinen Rekord nicht nur schlagen, sondern pulverisieren wird.»

So kam es in Oslo. Lobalu lief mit 12:50,90 Minuten 17 Sekunden schneller als Ryffel 1984. Was der Neo-Schweizer in Norwegen auf die Bahn zauberte, lässt die Lauflegende von Grosstaten träumen. «Man muss wissen, dass das Rennen von Oslo einer der schnellsten 5000er des Jahres war. Und Dominic lief mittendrin mit. Er ist ein Weltklasseathlet. Ich bin sicher, dass er erst am Anfang seiner Entwicklung steht.»

Alles möglich für den Neo-Schweizer – auch in Paris

An Titelkämpfen wie jetzt an der EM in Rom sind die Rennen im Normalfall deutlich taktischer geprägt. Ein Problem? Im Gegenteil, versichert Ryffel. «Taktische Rennen kommen ihm entgegen. Er besitzt eine Mischung aus läuferischem Können und Cleverness. Er ist nervenstark und hält dem hohen Druck in einem Rennen sehr gut stand.»

Dass der Neo-Schweizer in Rom über 5000 (Samstag, 22.28 Uhr, SRF2) und auch 10'000 Meter ein Medaillenanwärter ist, steht für Ryffel ausser Frage. Er hofft auch, dass Lobalu die noch ausstehende Bewilligung, auch an den Olympischen Spielen dabei zu sein, bald bekommen wird. «Auch Olympia wird ein taktisches Rennen. Auch da liegt für ihn eine Medaille drin!»

Nun in Rom hätte Ryffel seinem Nachfolger gerne persönlich die Daumen gedrückt. Aber der umtriebige Olympia-Held hat keine Zeit: Ryffel steckt hinter der Organisation des Frauenlaufs von Bern diesen Sonntag mit rund 10’000 Teilnehmerinnen.

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