Schluss mit Ausland-Coaches
Das Geheimnis hinter Kambundjis Speed

Zweimal WM-Bronze hat sie schon, jetzt strebt sie den Medaillen-Hattrick an: Mujinga Kambundji hat in Belgrad über 60 Meter beste Chancen auf einen Podestplatz. Auch dank ihrem Fokus auf die Heimat.
Publiziert: 17.03.2022 um 19:31 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2022 um 10:58 Uhr
Emanuel Gisi

Sie ist schon wieder richtig schnell: Wenn Mujinga Kambundji (29) am Freitag an der Hallen-WM in Belgrad über 60 m an den Start geht, gibt es nur zwei Konkurrentinnen, die in diesem Winter eine schnellere Zeit auf die Bahn geklatscht haben. Zwei Hundertstel fehlten ihr Ende Februar in Magglingen auf ihren Schweizer Rekord.

«Ich knüpfe dort an, wo ich im September aufgehört habe», sagt die Bernerin. Und aufgehört hat sie rasant. Sechsmal sprintete sie letzten Sommer die 100 m unter 11 Sekunden, sie stand über 100 und 200 m im Olympia-Final. Und jetzt ist die dritte WM-Medaille nach Bronze 2019 in Doha über 200 m draussen und ein Jahr davor über 60 m in Birmingham in der Halle greifbar.

Bern und Zürich statt London und Holland

Einer der Gründe dafür: Kambundji hat ihr Glück zuhause gefunden, trainiert nur noch in Bern und in Zürich. Sie verzichtet mittlerweile auf Unterstützung aus dem Ausland, auch wenn die Infrastruktur dort zum Teil noch immer um Welten besser sein mag. Mit dem Schotten Steve Fudge, bei dem sie vor der Pandemie in London trainierte und der sie während Corona teilweise noch per Video coachte, hat sie derzeit keinen Kontakt. Davor hatte sie ein Jahr bei Rana Reider in den Niederlanden trainiert, wo sie 2018 nach ihrem Abgang aus Mannheim bei Coach Valerij Bauer gelandet war.

Blitzschnell: Mujinga Kambundji (r.) ist schon wieder in starker Verfassung.
Foto: keystone-sda.ch
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Medaillenkandidat Ehammer

Neben Teamleaderin Mujinga Kambundji gibt es an der Hallen-EM in Belgrad (Serbien) einen weiteren Kandidaten, dem ein Coup zuzutrauen ist: Simon Ehammer (22). Der Appenzeller ist heiss, in der laufenden Saison ist er die Nummer zwei der Welt, im Weitsprung pulverisierte er den bisherigen Schweizer Rekord auf 8,26 m. «Ich setze mich nicht unter Druck», sagt er. «Aber ich bin an der WM, um eine Medaille zu holen.» Es wäre mehr als ein Ausrufezeichen nach einem schwierigen Mehrkampfsommer 2021, in dem er mit Verletzungen und Stabhochsprung-Problemen keinen einzigen Wettkampf beenden konnte und Olympia schliesslich verpasste.

Dass Angelica Moser (24) in Belgrad starten kann, ist eine kleine Überraschung. Die Zürcherin, die sich von Trainer Damien Inocencio getrennt hat und nun von Nicole Büchler trainiert wird, wusste lange nicht, ob sie nach ihrem schweren Unfall im Herbst für die Halle schon fit werden würde. «Jetzt will ich an meine persönliche Bestleistung heranspringen», sagt sie. Die liegt in der Halle bei 4,75 m, aufgestellt vor einem Jahr, als sie an der EM in Torun (Pol) zu Gold sprang – gelingt ihr das wieder, geht es weit nach vorne.

Kandidat für eine Medaille: Siebenkämpfer Simon Ehammer.
keystone-sda.ch

Neben Teamleaderin Mujinga Kambundji gibt es an der Hallen-EM in Belgrad (Serbien) einen weiteren Kandidaten, dem ein Coup zuzutrauen ist: Simon Ehammer (22). Der Appenzeller ist heiss, in der laufenden Saison ist er die Nummer zwei der Welt, im Weitsprung pulverisierte er den bisherigen Schweizer Rekord auf 8,26 m. «Ich setze mich nicht unter Druck», sagt er. «Aber ich bin an der WM, um eine Medaille zu holen.» Es wäre mehr als ein Ausrufezeichen nach einem schwierigen Mehrkampfsommer 2021, in dem er mit Verletzungen und Stabhochsprung-Problemen keinen einzigen Wettkampf beenden konnte und Olympia schliesslich verpasste.

Dass Angelica Moser (24) in Belgrad starten kann, ist eine kleine Überraschung. Die Zürcherin, die sich von Trainer Damien Inocencio getrennt hat und nun von Nicole Büchler trainiert wird, wusste lange nicht, ob sie nach ihrem schweren Unfall im Herbst für die Halle schon fit werden würde. «Jetzt will ich an meine persönliche Bestleistung heranspringen», sagt sie. Die liegt in der Halle bei 4,75 m, aufgestellt vor einem Jahr, als sie an der EM in Torun (Pol) zu Gold sprang – gelingt ihr das wieder, geht es weit nach vorne.

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«Ich bin jetzt schon eine Weile in dieser Konstellation, hatte keine Veränderungen», sagt sie. «Das macht es einfach für alle.» Mit Adrian Rothenbühler, Patrick Saile und ihrem Freund Florian Clivaz hat sie gleich drei Männer an der Seite, die sie in der Schweiz unterstützen. «Ich habe jetzt mehr Möglichkeiten, auf dem aufzubauen, was in der letzten Saison war.» Wo in anderen Saisons die Vergleichsmöglichkeiten fehlten, weil das Training anders aussah und die Coaches andere Schwerpunkte setzten als im Vorjahr, herrscht nun Kontinuität.

Kambundji will in Belgrad eine Medaille

Hat sie mit all den ganzen Trainerwechseln also etwas verschenkt? «Das wüsste man gerne, aber wir werden es nie erfahren», sagt sie. «Ich glaube, dass ich all diese Erfahrungen machen musste. Deswegen weiss ich jetzt, was ich brauche.»

Was sie am Freitag nicht braucht, aber will: Edelmetall. Schliesslich ist Kambundji das Aushängeschild der schnellen Sprint-Eidgenossinnen. «Ich gehe nicht dorthin und sage: Eine Final-Quali ist super», sagt sie voller Selbstvertrauen. «Eine Medaille ist schon das Ziel.»

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