Schweizer fühlen sich für WM-Coups ready
Moser: «Ich will nicht mehr nur dabeisein»

Im Unterschied zu den dunklen Wolken, die über London hängen, scheint bei den Schweizern vor den ersten WM-Einätzen vom Freitag und Samstag die Sonne.
Publiziert: 03.08.2017 um 17:36 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:15 Uhr
Angelica Moser hat in London Grosses vor.
Foto: KEY
1/7
Carl Schönenberger aus London

Stellvertretend für das 19-köpfige Schweizer WM-Team gibt mit Stabspringerin Angelica Moser gleich eines der drei WM-Teammitgliedern, die noch nicht 20 Jahre alt sind, den Tarif für die kommenden zehn WM-Tage bekannt: «Ich will nicht mehr nur dabeisein, wie noch vor zwei Jahren in Peking», sagt die frischgebackene U23-Europameisterin keck. Und fürchtet sich nicht vor der Quali-Höhe für den Final, die sie am Freitagabend überspringen muss. 4,60 m sind für die Final-Teilnahme am Sonntag verlangt. Angelica hat bei der SM im Letzigrund 4,61 m gepackt.

Nicole Büchler stärker als vor Olympia in Rio

Da kann auch Nicole Büchler mit ihren Ambitionen nicht zurückstecken. «Meine Beschwerden an der Hüfte sind nicht weg, aber es ist besser geworden.» Beim Wettkampf soll ihr eine leichte Schmerz-Tablette die Handbremse im Kopf lösen. Denn ihr Trainer und Ehemann Mitch Greeley sagt: «Nicoles Abschlusstraining vor der Reise nach London war sensationell. Viel besser als letztes Jahr vor Olympia in Rio.» Und dort ist Büchler ja Sechste geworden.

Nicht von hohen Flügen, sondern von schnellen Zeiten reden die 100-m-Sprinter Alex Wilson, Mujinga Kambundji und Salomé Kora. Ihr Ziel ist für alle drei das Gleiche: «Wir wollen bei dieser WM in jeder Runde unsere beste Leistung abrufen. Dann liegt es an der Form der Gegner, wie weit das reicht.» Wilson hat noch eine ganz spezielle Motivation: «Ich will hier über 200 Meter noch schneller laufen, als die 20,23 Sekunden bei den Schweizer Meisterschaften, wo man mir den Rekord wegen des Fehlstarts gestohlen hat.» Beim zweiten Anlauf – also bei den 20,23 war Wilsons Start ja auch korrekt.

 «Mujinga war katastrophal gut – sie ist wie eine Katze»

Ganz ruhig sitzt Valerij Bauer, Kambundjis Trainer im Saal und hört zu, was Mujinga meint. Dann sagt er: «Ihr Abschlusstraining war katastrophal gut.» Wie bitte? Katastrophal oder gut? Valerij schmunzelt und präzisiert: «Katastrophal schlecht. Aber das ist bei Mujnga vor grossen Wettkämpfen immer so, wenn sie in der letzten Woche vor Olympia, WM oder EM spürt, dass ihre Topform da ist, dann schaltet sie ab, taucht mental bereits in ihren Tunnel. Mujinga ist im Kopf unheimlich stark. Da ist sie wie ein Katze. Man kann sie vom Balkon werfen und sie fürchtet sich nicht, denn sie weiss, dass sie immer auf den Beinen landet.»

So viel Selbstvertrauen und Zuversicht – die Londoner WM kann also beginnen. Und die Prognose von Swiss-Athletics-Leistungssportchef Peter Haas liegt wohl nicht so sehr daneben: «Unter unseren 19 Schweizer WM-Startern sind sechs bis acht, die das Potenzial für eine Top-8- oder Top-12-Platzierung haben.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?