Sie nennen sie Didi
Hier kommt die nächste Kambundji!

Ditaji «Didi» Kambundji (18) ist der jüngste Kambundji-Spross. Sie sei noch talentierter als Mujinga, sagen Experten. Und die ist bekanntlich die schnellste Frau im Land. Was kommt da auf uns zu?
Publiziert: 06.09.2020 um 10:01 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2020 um 11:07 Uhr
Emanuel Gisi

Dass sie eine Kambundji ist, daran bestehen keine Sekunde Zweifel. Die Gesichts­züge, das Strahlen, die unkomplizierte Offenheit verraten Ditaji Kambundji (18) sofort. Und wie ihre grosse Schwester Mujinga (28) ist Didi, wie die Bernerin von ihren Freunden gerufen wird, zeitlich manchmal auch ein bisschen knapp dran.

Zum Interviewtermin in Köniz BE taucht sie aus einer unerwarteten Richtung auf. «Ich bin da hinten über den Zaun geklettert», erklärt sie breit grinsend. «Sonst hätte ich einmal ums Leichtathletik-Stadion herumlaufen müssen und wäre zu spät gekommen.» Sie gibt unverblümt zu: «Ich nehme lieber den Lift als die Treppe. Als Kind war ich schon ziemlich aktiv – aber jetzt bin ich eher gemütlich unterwegs.»

Vor allem aber wäre Ditaji keine Kambundji, wenn sie nicht dann schnell wäre, wenn es darauf ankommt. Über 100 m Hürden machte sie dieses Jahr Noemi Zbären (26), der Nummer 1 in der Disziplin, bereits ziemlich Dampf – obwohl sie technisch noch mächtig Luft nach oben hat. «Ditaji ist vielleicht das grösste Talent von allen vier Schwestern», sagte die Berner Leichtathletik-Trainerlegende Jacques Cordey schon 2016 über die jüngste der Kambundji-Töchter.

In 13,37 Sekunden lief Didi Kambundji diese Saison die 100 m Hürden.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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«Den Namen Kambundji kennt man»

Das lässt auf vieles hoffen. Schliesslich holte Mujinga vor einem Jahr an der WM in Doha (Katar) Bronze über 200 m. Eine Wahnsinnsleistung in einer Welt-Disziplin. Aber es erhöht auch den Druck. Didi scheint sich darüber nicht allzu viele Sorgen zu machen. «Ich bin es mir mittlerweile gewöhnt», sagt sie. «Den Namen Kambundji kennt man. Wenn der auf der Startliste steht, wird etwas erwartet. Aber ich finde, ich kann vor allem profitieren davon, was Mujinga aufgebaut hat.»

Die ältere Schwester gibt gerne Tipps. In manchen Dingen aber scheint Ditaji gar keine Hilfe zu brauchen. «Ich bin beeindruckt, wie sie in ihrem Alter an die ganze Sache herangeht», sagt Mujinga zu SonntsgsBlick. «Als ich so alt war wie sie, da habe ich einfach Leichtathletik gemacht, weil ich Spass daran hatte. Sie hat auch Spass. Aber sie ist sehr professionell, sehr zielstrebig, meistert zum Beispiel auch den Umgang mit den Medien schon extrem gut.» Etwas, woran Mujinga nicht unschuldig ist. «Ich konnte mir viel bei ihr abschauen und habe gesehen, was sportlich möglich ist», sagt Ditaji. «Das motiviert mich extrem. Und ich weiss auch ein bisschen, was einen sonst erwartet.»

Wenn Mujinga oder die beiden anderen Schwestern Kaluanda (29) und Muswama (24) früher bei einem Wettkampf antraten, war Klein Ditaji als Zuschauerin und Fan dabei. «Ich wollte immer mitmachen. Vor allem wusste ich: Das, was die machen, das will ich auch.» Einen kleinen Seitenhieb kann sich Didi aber doch nicht verkneifen. Lachend sagt sie: «Warum ich Hürden mache? 100 Meter flach sind einfach nicht spannend genug.»

Ein Nesthäckchen, das Grosses vorhat

Kaluanda, die älteste der Kambundji-Schwestern, sagte nach Mujingas WM-Bronze zu BLICK über Ditaji: «Sie wird immer unser Nesthäkchen sein.» Ein Nest­häkchen aber, das Grosses vorhat: «Die jüngste Kambundji werde ich immer sein», sagt Didi. «Aber irgendwann vielleicht nicht mehr die kleine Kambundji.»

Das klingt selbstbewusst. Aber dass es ihr in dieser Saison, in der sie sich zum ersten Mal voll auf die Hürden konzentriert, so gut laufen würde, hätte sich die ehemalige Mehrkämpferin doch nicht gedacht. «Ich bin ein bisschen erschrocken», sagt sie. In 13,37 Sekunden lief sie diese Saison die 100 m Hürden. In der ewigen Schweizer Bestenliste ist das Platz 15 – aber keine der Läuferinnen vor ihr legte ihre Bestzeit mit 18 Jahren auf die Bahn. «Ich hatte schon Erwartungen, hohe Erwartungen sogar. Aber damit habe ich mich selber überrascht.»

Und so könnte es sein, dass sich die Szene aus dem Sommer 2019 bald wiederholt. Damals, am Flughafen Zürich, in der Ankunftshalle, warteten die Familien der Sportler, die an den European Youth Olympic Games (EYOF) in Baku (Aserbaidschan) antraten, auf ihre Liebsten. Darunter: Mujinga Kambundji.

Die schnellste Frau der Schweiz harrte für den jüngsten Spross der Familie aus. Ditaji hatte an den EYOF die Bronzemedaille über 100 m Hürden geholt. Ein Riesenexploit. «Das war herzig», sagt Ditaji. «Ich habe sie so häufig nach einem Erfolg abgeholt. Und jetzt hat sie es umgekehrt für mich gemacht. Das bedeutet mir viel. Auch weil ich weiss, dass sie weiss, wie viel mir das bedeutet.»

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