Kambundji drückt wieder die Schulbank
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Sprint-Star im Prüfungsstress
Kambundji drückt wieder die Schulbank

Die Füsse hochlegen, bloss weil keine Rennen sind? Nicht mit Mujinga Kambundji! Die Sprinterin gibt in der Corona-Pause im Studium Vollgas.
Publiziert: 26.06.2020 um 09:01 Uhr
Emanuel Gisi

Die schnellste Frau der Schweiz setzt auf den Endspurt. In der Corona-Pause hat Mujinga Kambundji (28) ihr Wirtschaftsstudium an der PHW Bern intensiviert. Am Freitag steht für die Sprinterin die letzte Prüfung des Sommers an. «Zu Beginn des Lockdowns habe daheim ausgemistet», sagt sie. «Das war irgendwann geschafft. Darum habe ich mich nun für so viele Vorlesungen wie möglich eingeschrieben.»

«Ich bin ein bisschen angespannt»

Das merkt sie gerade besonders: Diese Woche ist Prüfungswoche. Kambundji hat erst vor kurzem zu lernen begonnen für die Tests in IT-Grundlagen, strategischer Unternehmensplanung und Buchhaltungs-Rechnen. «Ich brauche ein bisschen Druck, das war schon im Gymnasium so», sagt sie im Restaurant im Berner Rosengarten. Die Aussicht ist traumhaft, der Blick geht über die Altstadt. «Dann bin ich effizient. Wenn ich weiss, morgen muss ich es können, dann lerne ich am besten.»

Prüfungsangst kennt die Bronze-Gewinnerin der WM 2019 nicht. «Ich bin ein bisschen angespannt, wenn der Test losgeht», sagt sie. «Aber man kann es nicht vergleichen mit der Nervosität vor einem Rennen. Im Stadion ist mein Puls sehr hoch, da bin ich sehr aufgeregt.»

Diese Woche gilts ernst: Mujinga Kambundji schreibt an der Uni Prüfungen.
Foto: TOTO MARTI
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Bei Inspiration Games am Start

Dieses Gefühl wird nicht so bald wiederkommen: Die grossen Ziele Olympia und EM sind dieses Jahr abgesagt, in der Diamond League ist nichts los. Stattdessen stehen am 9. Juli statt von Weltklasse Zürich die Inspiration Games auf dem Programm, wo die Bernerin im Letzigrund ein 150-m-Fernduell gegen Allyson Felix und Shaunae Miller-Uibo, die zeitgleich in Kalifornien und Florida laufen werden.

«Schade, dass es keinen Grossanlass 2020 gibt», sagt sie. «Aus dieser Sicht ist es ein verlorenes Jahr und vielleicht fehlt ein bisschen der letzte Kick für die ganz schnellen Zeiten. Aber am Schluss ist ein Wettkampf ein Wettkampf und wir wollen alle schneller sein als der Rest. Wer weiss also, vielleicht gibt es doch die eine oder andere Top-Zeit.»

In einem Jahr winkt der Abschluss

Dringlichkeit legt die Bernerin dafür in ihrer Ausbildung an den Tag. «In der ersten Vorlesung hatte ich zu Beginn ziemlich Mühe. Ich musste mich schon lange nicht mehr hinsetzen und einfach zuhören», erzählt sie grinsend.

«Eigentlich kann ich mich gut konzentrieren, ich lese gerne, höre Hörbücher, habe mich auch sonst immer etwas weitergebildet und mein Gehirn trainiert – aber das war zuerst wieder eine Umstellung. Am Anfang habe ich mich ein bisschen erschlagen gefühlt, wie im Training, wenn man plötzlich eine neue Übung macht und wieder Muskelkater bekonnt, obwohl man eigentlich fit ist. Weil es eine neue Belastung ist. Aber jetzt bin ich wieder drin, jetzt läufts.» Und die Ziellinie ist schon in Sicht: Geht alles glatt, dürfte sie im Frühjahr 2021 den Abschluss in der Tasche haben. Rechtzeitig zum Start des Olympia-Jahres.

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