Trainer darf Mujinga nicht mehr trainieren
Haben die Holländer Angst vor Kambundji?

Die Bernerin Mujinga Kambundji zählt bei der EM in Berlin zu den Favoritinnen im Frauen-Sprint. Im holländischen Sprintlager sind sie deshalb jetzt schon zapplig.
Publiziert: 23.07.2018 um 07:17 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 20:59 Uhr
Carl Schönenberger

In gut zwei Wochen steigt für Europas Leichtathleten das Saison-Highlight. Die EM im Berliner Olympiastadion (6. bis 12. August). Wie bei allen internationalen Titelkämpfen stehen die Sprint-Entscheidungen ganz speziell im Fokus. Erst recht, wenn die Ausgangslage so spannend ist wie jetzt.

So siehts in Europa im Jahr 2018 über 100 m aus:

Nummer 1 Dina Asher-Smith
Die 22-jährige Britin steht mit 10,92 Sekunden zu Buch.

Mujinga Kambundji (r.) gegen Dafne Schippers in Monaco.
Foto: imago/PanoramiC
1/5

Nummer 2 Mujinga Kambundji
Mit 10,95 Sekunden gehört die 26-Jährige seit ein paar Tagen zum elitären 10-Sekunden-Klub.

Nummer 3 Dafne Schippers
Die 26-jährige Holländerin weist 11,01 Sekunden als Bestzeit auf.

Und das ist die Ausgangslage im 200er:

  1. Dina Asher-Smith 22,29
  2. Dafne Schippers 22,34
  3. Mujinga Kambundji 22,48

Während sich Briten und Schweizer ob dieser Ausgangslage auf Berlin freuen, sorgt sie im Oranje-Land für Diskussionen. Die vierjährige Sprint-Vorherrschaft der fliegenden Holländerin Dafne Schippers ist in Gefahr. Der schnellen Blondine, die 2015 und 2017 jeweils WM-Gold über 200 m gewann und bei den Heim-Europameisterschaften 2016 in Amsterdam Dreifach-Gold über 100 und 200 m sowie mit der 4x100-m-Staffel hamsterte.

Was aber hat Mujingas Stärke mit Schippers zu tun? Zum Zankapfel wird Rana Reider, der gebürtige US-Amerikaner. Der Mann gilt in der Szene als Trainer-Guru für Sprint und ist seit eineinhalb Jahren der Coach von Schippers – seit diesem Frühjahr aber auch für Kambundjis Training verantwortlich.

Bei Mujinga ist es mit Aus­nahme des dreiwöchigen Trainingslagers im April in Florida zwar bisher eine Fernbe­ziehung. Reider schickt ihr regelmässig die detaillierten Trainingspläne nach Bern, wo Mujinga in Eigenverantwortung dessen Anweisungen ausführt. Mit Erfolg, wie die Zeiten zeigen. Zwischen Kambundji und Reider ist es immer noch eine Zusammenarbeit ohne Vertrag. Eine Abmachung per Handschlag quasi. Eine Rechnung für seine Dienste hat Kambundji von Reider noch nicht bekommen.

Bei Schippers ist die Sache anders. Hollands Leichtathletik-Verband hat sich 2014 die Dienste des Schnellmachers aus den USA mit einem Arbeitsvertrag im Leistungs zentrum Papendal gesichert. Zuvor war Rana Reider rund um die olympischen Heimspiele von 2012 in London als Sprint-Coach der Briten engagiert.

Seit 2017 ist Reider auch persönlicher Trainer von Schippers. Dass er von Holland aus weiterhin mit einigen schnellen Briten und Amis zusammenarbeitete, hat Hollands Verband bis jetzt akzeptiert. Es waren ja vor allem männliche Sprinter.

Doch jetzt will man dem – so hört man Insider munkeln – den Riegel schieben. Entweder nur Holländer – oder Reider soll gehen. Gut möglich, dass Mujinga Kambundji das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Dass plötzlich ihre «Sprint-Heilige» Dafne von Konkurrentinnen ihres eigenen Trainers bedroht wird, geht den Tulpensöhnen vor der Berliner EM etwas gar weit …

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