«Nehme seinen Weitsprung, dafür behalte ich mein 1500m-Lauf»
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Kaul über Ehammers Fähigkeiten:«Nehme seinen Weitsprung und behalte meinen 1500m-Lauf»

Zehnkampf-Stars Ehammer und Kaul
«Zwei Tage keinen Spruch machen dürfen, das wäre langweilig»

Wer hat an der EM eigentlich Heimspiel? Die Zehnkampf-Rivalen Simon Ehammer (Sz) und Niklas Kaul (De) über Anfahrtswege, Trashtalk und ihre unterschiedlichen Stärken.
Publiziert: 14.08.2022 um 20:57 Uhr
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Aktualisiert: 15.08.2022 um 08:56 Uhr
Emanuel Gisi aus München

Kaum jemand wird am Montag im Münchner Olympiastadion so viel Druck haben wie Niklas Kaul (24) an seiner Heim-EM. «Es kribbelt», gibt der Deutsche am Wochenende zu. Und ergänzt mit dem Schalk im Nacken: «Wenn das so weitergeht, bis es losgeht, dann zittere ich am Montagmorgen.» Kaul ist der Lokalmatador, 2019 wurde er in Doha jüngster Zehnkampf-Weltmeister der Geschichte. Nun will er zu Hause die nächste Grosstat vollbringen, auf die EM hat er seine gesamte Saisonplanung ausgerichtet.

Nur: Wessen Daheim ist das Olympiastadion eigentlich? Während der Mainzer Kaul vier Stunden Anfahrt hat, ist Simon Ehammer (22) in zweieinhalb Stunden aus dem Appenzell in München. «Eigentlich hat er Heimspiel», sagt Kaul. «Aber das sagen wir den Fans nicht.»

Simon Ehammer hat im EM-Zehnkampf die Medaillen im Visier.
Foto: freshfocus
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Wurf-Monster Kaul vs. Sprung-König Ehammer

Die deutschen Anhänger wissen zu schätzen, was sie an den Zehnkämpfern haben. «Der Zehnkampf hat hier viel Tradition», sagt Ehammer. «Das finde ich sehr schön. Ich hoffe, ich kann mithelfen, so etwas Ähnliches bei uns auch wieder aufzubauen.»

Von Kaul kann sich Ehammer vor allem in den Wurfdisziplinen und beim abschliessenden 1500-m-Lauf einiges abschauen. «Die Leistungen, die er da bringt, die kann man mit meinen 8,45 im Weitsprung vergleichen», sagt er. «Er hat seine grossen Stärken am ersten Tag, ich am zweiten», sagt Kaul. «Das ist so faszinierend am Zehnkampf», sagt Ehammer. «Man kann mit unterschiedlichen Profilen vorne dabei sein.» Kaul: «Was bei ihm der Weitsprung ist, ist bei mir der Speerwurf.»

Familie Ehammer kommt mit 30 Leuten

Klar, dass die Kontrahenten, die zwei Tage am Stück zusammen im Stadion verbringen, ab und zu auch mal einen Spruch raushauen. «Trashtalk würde ich das nicht nennen», sagt Ehammer. Aber ein bisschen gestichelt wird schon. Kaul: «Wenn man zwei Tage lang schweigend aneinander vorbeigehen würde und nicht mal einen doofen Spruch machen dürfte, das wäre ja langweilig.»

Trashtalk hin oder her: Langweilig wird es während des Zehnkampfs (Montag ab 9 Uhr, SRF 2 live) ohnehin nicht. Neben Kaul und dem aufstrebenden Ehammer ist Weltrekordler Kevin Mayer (Fr) ein Garant dafür, die Esten um Maicel Uibo dürften ebenfalls im Kampf um die Medaillen mitmischen. Und dank der rund 30 Familienmitglieder, die aus dem Appenzell und aus Österreich angereist sind, wird Ehammer so oder so ein kleines Heimspiel haben.

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