484 Tage nach Tod des Partners
Ruder-Star Gmelin vor emotionalem Wettkampf-Comeback

Am Freitag startet die Ruder-Saison. Bei Ex-Weltmeisterin Jeannine Gmelin hat sich einiges verändert. Ihre viel diskutierte Extrawurst ist Geschichte. Genauso wie die Zeit als Einzel-Ruderin.
Publiziert: 11.04.2024 um 09:19 Uhr
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Aktualisiert: 11.04.2024 um 11:37 Uhr
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Nicola AbtReporter Sport

Am Freitag kommt es zu einem der emotionalsten Comebacks der Rudergeschichte. 484 Tage sind seit der Tragödie auf dem Sarnersee vergangen. Robin Dowell (†40), der Trainer und Lebenspartner von Jeannine Gmelin (33), verstarb während einer Trainingseinheit. Wenige Monate später verkündete die Zürcher Weltklasseathletin ihren Rücktritt. «Ohne Robin ist mir die Motivation weggefallen», sagte sie dazumal. 

Jetzt ist sie zurück – mit einem klaren Ziel. Die Olympischen Spiele in Paris. Seit letztem November kämpft die Skiff-Weltmeisterin von 2017 tagtäglich für ihr Olympia-Ticket. Und wie sie das tut!

In einem Beitrag auf LinkedIn beschreibt Gmelin ihren Trainingsalltag: «Er ist vergleichbar mit einer Nonne: vollständige Hingabe an die Sache mit Verzicht auf Ablenkungen. Disziplin als treibende Kraft. Fokus auf die drei Kernkomponenten eines Sportlerinnenlebens: Training, Ernährung und Erholung.» Dieser Mini-Zyklus wiederhole sich zwei- bis dreimal täglich. 

Ihr bisher grösster Erfolg: 2017 gewann Jeannine Gmelin WM-Gold im Einer.
Foto: Keystone
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Wind zerreisst Schweizer Mannschaftszelt

Beim Weltcupauftakt in Varese (It) weht ein heftiger Wind. Dieser ist derart stark, dass er kurzerhand das Schweizer Mannschaftszelt zerriss. Dort, wo sich die Athleten vor und nach den Rennen jeweils aufhalten. «Das nervt mich!», sagt Verbandsdirektor Christian Stofer zu Blick, als er mit dem Auto Richtung Italien fährt. Im Gepäck hat er ein Ersatzzelt, welches er kurzfristig auftreiben musste. Die Trainingsfahrten vom Mittwoch wurden abgesagt. Bis es am Freitag losgeht, dürfte das neue Schweizer Mannschaftszelt wieder stehen. Gemäss den Wettervorhersagen soll der Wind auf das Wochenende hin abflachen.

Beim Weltcupauftakt in Varese (It) weht ein heftiger Wind. Dieser ist derart stark, dass er kurzerhand das Schweizer Mannschaftszelt zerriss. Dort, wo sich die Athleten vor und nach den Rennen jeweils aufhalten. «Das nervt mich!», sagt Verbandsdirektor Christian Stofer zu Blick, als er mit dem Auto Richtung Italien fährt. Im Gepäck hat er ein Ersatzzelt, welches er kurzfristig auftreiben musste. Die Trainingsfahrten vom Mittwoch wurden abgesagt. Bis es am Freitag losgeht, dürfte das neue Schweizer Mannschaftszelt wieder stehen. Gemäss den Wettervorhersagen soll der Wind auf das Wochenende hin abflachen.

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Vom Supertalent bezwungen

Trotzdem setzte es Mitte März an den Schweizer Selektionsrennen eine Enttäuschung ab. In ihrer Paradedisziplin, dem Einer, wurde Gmelin von Aurelia-Maxima Janzen (20) bezwungen. Eine Machtablösung. Janzen gehöre die Zukunft des Rudersports, sind sich Insider sicher. 

Der Olympia-Traum von Gmelin lebt aber weiter. Die 33-jährige Zürcherin spannt nun im Doppelzweier mit der acht Jahre jüngeren Nina Wettstein zusammen. «Das ist ein Sprung ins kalte Wasser. Die enge Zusammenarbeit mit einer Bootspartnerin lässt meine Leidenschaft für den Sport neu aufleben.» 

Die Extrawurst ist Geschichte

Neu ist auch ihr Trainingsumfeld. Jahrelang absolvierte sie ihre Einheiten alleine, trainierte fernab von Nationalkader. Diese Extrawurst sorgte zuweilen für Argwohn. Seit den Selektionsrennen ist sie zurück im nationalen Ruderzentrum in Sarnen OW. Teamkollegin Lisa Lötscher (23) schwärmt: «Jeannine hat sich super integriert und wirkt auf mich sehr glücklich.»

Aktuell feilt Gmelin mit Wettstein im Trainingslager in Italien an der Abstimmung. Die Kommandos müssen sitzen. Was sie zuvor immer selbst entscheiden konnte, muss sie jetzt mit ihrer Boots-Kollegin absprechen. Wie wohl sie sich dabei fühlt, ist unklar. Darüber reden will Gmelin aktuell nicht. Ihre Managerin Daniela Gisler klärt auf: «Zurzeit steht die Olympia-Quali im Vordergrund.» 

Showdown auf dem Rotsee

Und wie realistisch ist diese Qualifikation? «Schwer abzuschätzen», meint Verbandsdirektor Christian Stofer. «Jeannine ist noch nicht in der Form wie damals beim WM-Titel. Dafür fehlen ihr einige Trainingsstunden.» Zudem wisse man vor dem Saisonstart nie, wie schnell die Konkurrenz sei. «Diese Ungewissheit macht es unheimlich spannend.» In der Bootsklasse von Gmelin und Wettstein hat es noch zwei Olympia-Tickets. Vergeben werden diese an die zwei Bestklassierten beim Rennen auf dem Rotsee (19. bis 21. Mai). 

Der Weltcup-Auftakt in Varese dieses Wochenende ist daher quasi ein Testlauf unter Wettkampfbedingungen. Weil sich nur sechs Boote angemeldet haben, ist Gmelin bei ihrem Comeback bereits für den Final vom Sonntag qualifiziert. Am Freitag absolvieren sie ein Testrennen. «Dann wird man sehen, in welche Richtung es gehen könnte», so Stofer.

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