In den USA üben sie schon
Werden Doping-Kontrollen bald per Skype durchgeführt?

Die US-Antidoping-Agentur testet Dopingkontrollen via Videoanruf. Damit soll der Aufwand für die Kontrolleure künftig deutlich geringer ausfallen.
Publiziert: 23.04.2020 um 10:58 Uhr
Die US-Antidopingagentur Usada um Geschäftsführer Travis Tygart testet Doping-Kontrollen per Videoanruf.
Foto: keystone-sda.ch
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Emanuel Gisi

Doping-Sünder zu jagen ist während der Coronapandemie noch schwieriger vorzunehmen geworden, als es ohnehin schon war. Weniger Wettkämpfe und Trainings für die Athleten bedeuten weniger Test-Möglichkeiten für die Kontrolleure. Und die erhöhten Hygieneanforderungen machen den Doping-Jägern das Leben auch nicht gerade leicht. Die Folge: Im Moment ruht die weltweite Dopingjagd zu grossen Teilen.

Vor drei Wochen hat die US-Antidopingagentur Usada darum ein Experiment gestartet. Die Idee: Doping-Kontrollen per Video-Konferenz!
«Wir haben schon lange darüber geredet und die Vorbereitungen dafür waren bereits getroffen», sagt Usada-Geschäftfsführer Travis Tygart der «New York Times». «Covid-19 hat den ganzen Prozess beschleunigt und uns erlaubt, loszulegen.»

Das könne auch nach Corona eine effiziente Variante sein: Statt jedes Mal einen Kontrolleur zu den Athleten zu schicken, könnte man die Proben auf Distanz einfordern.

Und so hat die Usada mit Freiwilligen wie Schwimmerin Katie Ledecky oder den Leichtathleten Noah Lyles und Allyson Felix losgelegt. «Rund ein Dutzend» Sportler beteiligten sich derzeit an der Testphase, so Tygart.

Videoanruf nicht verpassen

So funktionierts: Statt dass der Kontrolleur frühmorgens klingelt, bekommen die Athleten Test-Kits zugeschickt. Eines Tages kommt ein Video-Anruf von der Usada. Den müssen die Sportler annehmen – verpassen gilt nicht. Und dann wird vor den Augen des Testers, der am anderen Ende des Video-Anrufes sitzt, die Urinprobe genommen. Ähnliches soll auch für Blutproben möglich sein.

Obs funktioniert? «Es war sehr angenehm», meint Ledecky. Betrug ist selbstverständlich auch hier nicht ausgeschlossen – aber ganz so einfach soll es dann doch nicht sein. Wenn jemand etwa alten oder fremden Urin verwende, sei das im Labor feststellbar, sagt Tygart.

Die ersten Erfahrungen scheinen positiv zu sein. Sprinter Lyles bevorzugt dennoch die alte Schule: «Mir ist wohler, wenn jemand vorbeikommt», sagt er.

In der Schweiz beobachtet man die Entwicklung interessiert, gibt sich aber vorerst zurückhaltend. «Wir sind gespannt und hoffen, von den Erfahrungen der Amerikaner profitieren zu können», sagt Ernst König, Direktor von Antidoping Schweiz. «Im Moment ist die Einführung eines solchen Systems aber nicht geplant.» Am Mittwoch wird der Berner selber an einer Doping-Videokonferenz teilnehmen – dann stellt die Usada den Kollegen auf der ganzen Welt ihr Modell genauer vor.

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