So hart war das Segel-Abenteuer für Alain Roura
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Allein auf hoher See:So hart war das Segel-Abenteuer für Alain Roura

Weltumsegler Alan Roura zurück
«Ich hoffte, eine bessere Welt vorzufinden»

Der Genfer verpasst bei der «Vendée Globe» seine Ziele. Aber ohne seine Tochter hätte Alan Roura das härteste Segelrennen der Welt unterwegs ganz aufgegeben.
Publiziert: 23.02.2021 um 16:10 Uhr
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Aktualisiert: 09.03.2021 um 16:25 Uhr
Matthias Dubach

Eine fast normale Familie! Papa Alan Roura (27), Mama Aurélia Mouraud (32) und Baby Billie (7 Monate) erscheinen letzten Donnerstag beim Spaziergang durch Zürich als junge Familie wie tausende andere. Doch sie sind erst seit einer Woche wieder glücklich wiedervereint.

Zuvor ist Jung-Vater Roura alleine rund um die Welt gesegelt – 95 Tage ist der Genfer bei seiner zweiten Teilnahme am gefährlichen Mega-Abenteuer «Vendée Globe» einsam auf hoher See. Seine Frau hat der Telefon-Muffel in den drei Monaten nur drei Mal am Draht. Dann kommts am Zielort Les Sables d´Olonne (Fr) zum emotionalen Wiedersehen mit seiner Frau und seinem Baby. «Ich habe unterwegs auf Whatsapp natürlich Bilder bekommen. Aber es war komplett anders, Billie dann wirklich wiederzusehen», sagt Roura, «sie war dreimal schwerer als bei meinem Start!» Er selber ist 3 kg leichter – ein Klacks im Vergleich zu den 12 kg Verlust bei seiner Vendée-Premiere 2016.

Jetzt ist die Familie zwar wiedervereint. Aber noch immer nicht zu Hause in der Wahlheimat Lorient (Fr). Nach der Zielankunft muss sich Roura mit seinem La-Fabrique-Team um den Transfer seines Bootes kümmern. Dann gehts direkt in die Schweiz zu Medien- und Sponsorenterminen. «Ich vermisse unser Daheim und sehne dem Moment entgegen, wirklich wieder zu Hause sein», sagt der Genfer. Am Dienstag ist es soweit: Roura schläft erstmals seit letztem Herbst wieder im eigenen Bett.

Alan Roura im Ziel: Der jüngste Teilnehmer der Vendée Globe braucht 95 Tage für die Weltumseglung.
Foto: AFP
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Tochter motiviert Roura

Das erste Wiedersehen mit Frau und Kind ist stürmisch. Der Abenteurer hat gerade die virtuelle Ziellinie überquert, als seine Familie schon an Bord kommt. Es ist Nacht, eiskalt und sehr wellig. «Es war sehr schön, sie auf dem Boot zu haben. Auch wenn es vielleicht nicht die beste Idee war, Billie bei diesen garstigen Bedingungen aufs Meer raus zu bringen», neckt Roura seine Frau.

Dann wird der Genfer ernst. Roura schildert, wie ihn seine Tochter im Rennen motiviert hat, weiterzumachen. Wegen einer havarierten Kiel-Hydraulik muss Roura die zweite Rennhälfte im langsamen Schongang segeln. «Wie wenn du mit einem Auto im Standgas fährst», sagt er, «aber es ist nun mal ein technischer Sport mit Prototypen, Defekte sind einfach Pech.»

So gibts nur Rang 17 statt den erhofften Top-Ten und statt 80 Tage ist Roura 95 auf See. In der Nähe von Neuseeland fragt er sich: «Lasse ich das Boot an Land reparieren und scheide somit aus? Es war kein Gegner weit und breit, ich fühlte mich alleine und verlassen.» Aber Roura macht weiter: «Ich wollte dann doch weiterkämpfen. Billie sollte mal stolz sein, dass ich das Rennen zu Ende gefahren bin.»

Der Traum vom Bier

Eine Enttäuschung erlebt der Segel-Haudegen aber auch ausserhalb des Rennens. «Ich habe gehofft, dass ich bei meiner Rückkehr eine bessere Welt vorfinde.» Also eine corona-freie. Doch unterwegs kriegt er die News von neuen Lockdowns und Mutationen mit. «Ich habe von einem feinen, gezapften Bier geträumt. Doch jetzt sind alle Bars geschlossen!», seufzt Roura.

Aber trotz viel Frust, Tränen, Flauten und einem Baby daheim – den Genfer ziehts wieder aufs Meer. Roura: «Natürlich brauche ich etwas Zeit für die Erholung. Aber ich werde wieder segeln, das ist mein Leben. Ich bin offen für neue Projekte!» Eine dritte Vendée Globe plant er aber nur, wenn er das Millionen-Budget für ein siegfähiges Boot zusammenkriegt.

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