24 Fragen an den 24-Stunden-Star Neel Jani
«In Le Mans ist jeder ein Jäger»

Das legendäre Langstrecken-Rennen in Le Mans (Fr) starten am Samstag (15 Uhr) mit einem Titelverteidiger aus der Schweiz: Porsche-Werksfahrer Neel Jani (33).
Publiziert: 16.06.2017 um 19:57 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:02 Uhr
So sehen Sieger aus! Neel Jani (r.) feiert den Sieg in Le Mans 2016.
Foto: KEYSTONE
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Matthias Dubach

1. Sind Sie als Titelverteidiger der Gejagte?
In Le Mans ist jeder ein Jäger. Der Gejagte ist das Rennen selber, man muss zuerst die 24 Stunden bezwingen.

2. Wo geben Sie im Leben sonst noch Vollgas?
Im Sommer auf dem Rennvelo. Im Winter gebe ich beim Langlaufen Vollgas, obwohl ich mich bei einem Dario Cologna nicht mal im Windschatten halten könnte!

3. Was heisst für Sie im Strassenverkehr Vollgas?
Das kalkulierte Risiko von der Rennstrecke gilt auch im Strassenverkehr. In einer Stadt mit Lichtsignalen, Fussgängern und Velofahrern kann man nicht schneller als 40 oder 50 km/h fahren. Schnell fahre ich höchstens mal auf einer deutschen Autobahn.

4. Welche Person wären Sie gerne mal für 24 Stunden?
Franklin Roosevelt oder Dwight Eisenhower (US-Präsident und General im 2. Weltkrieg, d.Red.). Sie haben bei Kriegsende eine massgebliche Rolle gespielt. Heute gibt es auf der Welt viele Krisen. Vielleicht hätte ich als einer dieser beiden eine gute Idee für mehr Frieden.

5. Welche Person wollen Sie auf keinen Fall für 24 Stunden sein?
Irgendeiner von den IS-Terroristen.

6. Was würden Sie in Ihren letzten 24 Stunden machen?
Man sollte immer so leben, dass man nicht in den letzten 24 Stunden noch alles nachholen will.

7. Das Rennen dauert 24 Stunden. Zu welcher Tageszeit sind Sie am aktivsten?
Das dürfte zwischen Mittag und abends um 8 oder 9 Uhr sein. Zwischen 2 und 5 Uhr morgens habe ich Mühe, das ist gegen meinen Rhythmus.

8. Haben Sie in einem Rennen schon mal ins Auto gepinkelt?
Zum Glück noch nie. Auch meine Teamkollegen nicht, mit denen ich das Auto teile. Johnny Herbert soll das aber schon mal passiert sein.

9. Hätten Sie im Rennauto gerne ein Radio?
Lieber hätte ich gerne mehr Ruhe! Wir haben im Auto sehr viel Interaktion am Funk mit dem Ingenieur, weil die Einstellungen in den Hybrid-Autos so kompliziert sind.

10. Gibt es eine Klimaanlage für angenehme 24 Grad Celsius?
Leider nicht. Es ist vorgeschrieben, dass die Temperatur im Cockpit maximal 7 Grad über der Aussentemperatur liegen darf. Das wird mit der Lüftung geregelt.

11. Welches ist ihr höchstes gemessenes Tempo?
Das waren 359 km/h, damals mit 19 Jahren bei einem Formel-1-Test für Sauber. In Vairano bei einem Straightline-Test (Geradeausfahrt für Aerodynamik-Tests, d.Red.). In Le Mans kommen wir knapp über 350 km/h.

12. Kann Rennsport auch mit nur 24 PS Spass machen?
Solange diese 24 PS nur ein kleines Gefährt antreiben müssen wie einen Kart und nicht einen Lastwagen, macht auch das Spass.

13. Haben Sie ihrer Frau Lauren schon mal Schmuck mit 24 Karat Gold geschenkt?
Bisher nicht, das kommt noch!

14. Sind Sie schon mal am Steuer eingeschlafen?
In einem Rennen natürlich noch nie, man ist voll konzentriert.

15. Ihr Rezept gegen Müdigkeit am Steuer auf der Strasse?
Frühzeitig eine Pause einlegen und ein Red Bull trinken.

16. Für die Fans ist Le Mans eine riesige Party. Wann war ihre letzte Party?
Ende Mai am Stedtlifest Nidau (lacht).

17. Träumen Sie vom Fahren, wenn ihre Teamkollegen auf der Strecke sind?
Es ist eher ein Dösen. Man schläft nicht so tief, dass man zu träumen beginnt. Ins Traum-Stadium kommt man erst, wenn man als Sieger die Ziellinie überfährt.

18. Fahren Sie in 24 Jahren noch immer Autorennen?
Dann bin ich schon 57. Aber sag niemals nie. Aber sicher nicht mehr auf diesem Niveau.

19. Wann kommt ihre indische Seite zum Vorschein?
Immer wieder. Ich glaube sehr an das Schicksal, ans Karma. Dinge passieren, weil sie passieren müssen, auch wenn man sie zunächst vielleicht nicht versteht. Aber im Leben gleicht sich alles wieder aus.

20. Bollywood oder Hollywood?
Momentan mehr Hollywood. Aber früher mit Papa haben wir schon viel Bollywood-Filme geschaut. Es gibt mit «Slumdog Millionaire» einen sehr guten Film, der beides vereint.

21. Die perfekten 24 Stunden für Sie ohne ein Rennen?
Ich bin sehr gerne draussen, kombiniert mit Bewegung. Ich geniesse es etwa, auf einen Berg zu steigen und die Weitsicht zu geniessen. Am Abend spiele ich gerne «Fifa» auf der Konsole, damit bin ich aufgewachsen. Gerne schaue ich auch einen guten Film.

22. Was heisst Neel auf deutsch?
Ich weiss es auch nicht sicher, aber er soll etwas mit Wasserblumen zu tun haben (schmunzelt).

23. Könnten Sie selber die Reifen wechseln?
Könnte ich. Aber bis ich fertig bin, wäre das Rennen wohl vorbei!

24. Wenn Sie wieder siegen: Haben Sie danach mehr als 24 Medien-Termine?
Sehr wahrscheinlich mehr! Letztes Jahr waren es weltweit sehr viele. Viele Leute können den Sieg aber nicht richtig einschätzen. Dabei ist es ist wie im Tennis: Le Mans, das Indy500 und der GP Monaco sind wie im Tennis die Grand-Slam-Turniere. 

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Neel Jani: Als Sohn eines Inders und einer Schweizerin wird Neel Jani am 8. Dezember 1983 in Rorschach SG geboren, wächst aber im Seeland auf. Mit Vater Mukesh an seiner Seite fährt Neel als Kind die ersten Kart-Rennen. Mit 16 ist er Schweizer Meister in der Formel Lista, mit 19 Sauber-Testfahrer.

Er fährt Formel Renault, GP2 und wird F1-Testfahrer bei Red Bull Racing und Toro Rosso. Doch eine GP-Chance gibts nicht, Jani fährt 2007 in den USA eine Saison Indycar. 2008 holt er den Meistertitel in der A1GP-Serie, ehe er in der Langstrecken-WM Fuss fasst.

Ab 2014 ist er Porsche-Werkfahrer und gewinnt 2016 in Le Mans und wird auch Weltmeister. Jani wohnt in Biel und ist mit der Amerikanerin Lauren verheiratet.

Qualifying – Buemi und Jani starten von Platz 2 und 3

Die beiden Schweizer Mitfavoriten Sébastien Buemi (Toyota) und Neel Jani (Porsche) starten am Samstag aus den Positionen 2 und 3 ins 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Die Pole-Position holte sich ex-Sauber-Pilot Kamui Kobayashi mit einem neuen Streckenrekord.

Kobayashi stellte im Toyota in 3:14,791 einen eindrücklichen Rundenrekord auf. Er verbesserte die Bestmarke von Neel Jani aus dem Jahr 2015 um über zwei Sekunden. Damit unterstrich Toyota die Favoritenrolle für das am Samstag um 15:00 Uhr beginnende 24-Stunden-Rennen. Die Japaner scheinen bezüglich Speed der Konkurrenz von Porsche einen Schritt voraus und blasen mit drei eingesetzten LMP1-Boliden zum Grossangriff. 

Sébastien Buemis Teamkollege Kazuki Nakajima stellte den Toyota der aktuellen WM-Leader (Buemi, Nakajima und Anthony Davidson) ebenfalls in die Frontreihe – und dies obwohl an Buemis Auto in der zweiten Qualifying-Session zwischenzeitlich der Motor ausgewechselt werden musste. Dahinter folgt das erste Porsche-Trio mit Vorjahressieger Neel Jani und seinen Kollegen André Lotterer und Nick Tandy. 

Le Mans. 24-Stunden-Rennen. Startaufstellung (Start Samstag 15:00 Uhr): 1. Kamui Kobayashi, Mike Conway, Stéphane Sarrazin (JAP, GBR, FRA), Toyota, 3:14,791 (Streckenrekord, vorher Neel Jani 3:16,887/2015). 2. Sébastien Buemi, Kazuki Nakajima, Antohny Davidson (SUI/JAP/GBR), Toyota, 3:17,128. 3. Neel Jani, André Lotterer, Nick Tandy (SUI/GER/GBR), Porsche, 3:17,259.  

Die beiden Schweizer Mitfavoriten Sébastien Buemi (Toyota) und Neel Jani (Porsche) starten am Samstag aus den Positionen 2 und 3 ins 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Die Pole-Position holte sich ex-Sauber-Pilot Kamui Kobayashi mit einem neuen Streckenrekord.

Kobayashi stellte im Toyota in 3:14,791 einen eindrücklichen Rundenrekord auf. Er verbesserte die Bestmarke von Neel Jani aus dem Jahr 2015 um über zwei Sekunden. Damit unterstrich Toyota die Favoritenrolle für das am Samstag um 15:00 Uhr beginnende 24-Stunden-Rennen. Die Japaner scheinen bezüglich Speed der Konkurrenz von Porsche einen Schritt voraus und blasen mit drei eingesetzten LMP1-Boliden zum Grossangriff. 

Sébastien Buemis Teamkollege Kazuki Nakajima stellte den Toyota der aktuellen WM-Leader (Buemi, Nakajima und Anthony Davidson) ebenfalls in die Frontreihe – und dies obwohl an Buemis Auto in der zweiten Qualifying-Session zwischenzeitlich der Motor ausgewechselt werden musste. Dahinter folgt das erste Porsche-Trio mit Vorjahressieger Neel Jani und seinen Kollegen André Lotterer und Nick Tandy. 

Le Mans. 24-Stunden-Rennen. Startaufstellung (Start Samstag 15:00 Uhr): 1. Kamui Kobayashi, Mike Conway, Stéphane Sarrazin (JAP, GBR, FRA), Toyota, 3:14,791 (Streckenrekord, vorher Neel Jani 3:16,887/2015). 2. Sébastien Buemi, Kazuki Nakajima, Antohny Davidson (SUI/JAP/GBR), Toyota, 3:17,128. 3. Neel Jani, André Lotterer, Nick Tandy (SUI/GER/GBR), Porsche, 3:17,259.  

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