Peter Sauber zeigt seine Rennauto-Schatzkammer
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Rundgang durch sein Lebenswerk:Peter Sauber zeigt seine Rennauto-Schatzkammer

«Danke, Peter»
Die besten Storys aus 50 Sauber-Jahren

Wie sich Peter Sauber mit einem Polizisten anlegte. Wieso ihn ein Pilot anschwindelte. Und weshalb er ­immer recht hatte. 13 Weggefährten plaudern aus dem Nähkästchen.
Publiziert: 17.05.2020 um 10:29 Uhr
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Aktualisiert: 17.05.2020 um 21:18 Uhr
Historisch: Die erste Skizze des Sauber C1.
Foto: Daniel Leu
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Daniel Leu, Matthias Dubach und Roger Benoit

Marc Surer bringt es auf den Punkt. «Der Schweizer Motorsport verdankt ihm viel. Er hat all die Jahre die Flagge hoch gehalten», sagt der ehemalige Rennfahrer über Peter Sauber. In diesen Tagen feiert die PP Sauber AG ihr 50-Jahre-Jubiläum. SonntagsBlick sprach mit ehemaligen Weggefährten über den Menschen und Teamchef Peter Sauber.

Das Ergebnis davon: Alle schwärmen von Peter Sauber (76) und schätzten seine Loyalität, Bescheidenheit und Menschlichkeit. Oder wie es Ex-Sauber-Pilot Jean Alesi ausdrückt: «Er wollte mir nie meine Flausen aus dem Kopf schlagen.»

Ruedi Siegfried: «Es haben alle nur gelacht»

Ruedi Siegfried
Foto: zVg

«Ich kann mich noch sehr gut an diesen Moment erinnern: Als Peter Sauber und ich 1969 erzählten, wir würden ein Rennauto bauen, haben alle nur gelacht. Niemand traute uns das zu. Wenige Monate später war der C1 fertig. Die erste Skizze des Fahrzeugs stammt von mir. Die habe ich bis heute aufbehalten.

Ich hatte zuvor schon ein eigenes Auto für mich gebaut. Das Teuerste daran waren die Reifen, denn ich hatte kaum Geld, da ich zu diesem Zeitpunkt bereits eine Familie hatte. Wir haben den C1 dann im Keller des Elternhauses von Peter konstruiert und gebaut. Um genügend Teile zu haben, kauften wir zwei alte Brabham-Formel-3. Ich habe jeweils nur am Abend und am Wochenende mitgeholfen, weil ich ja noch arbeiten und Geld verdienen musste.

Der C1 war für die damalige Zeit ein sehr schönes Auto. Ein Rennbolide ohne viel Schnickschnack. Auch heute gefällt er mir noch sehr gut, im Gegensatz zu den heutigen Formel-1-Fahrzeugen.

Danach lebten wir uns auseinander. Deshalb fuhr ich den C1 auch nie. Als Peter Sauber Jahrzehnte später in der Formel 1 tätig war, durfte ich nochmals für ihn arbeiten. Ich konstruierte damals für die Firma einen neuen Boxenstand.»

Ruedi Siegfried (82) ist gelernter Maschinenzeichner. Er lebt noch heute in Hinwil ZH, dem Sitz des Sauber-Rennstalls.

Karl Wendlinger: «Das werde ich ihm nie vergessen»

Wendlinger 1994 in Le Castellet.
Foto: Keystone

«Ende 1989 wurde ich von Peter Sauber zu Testfahrten nach Le Castellet eingeladen. Damals war alles streng geheim. Man sagte mir bloss, ich solle zu einem bestimmten Zeitpunkt am Flughafen Kloten sein. Dass auch Michael Schumacher und Heinz-Harald Frentzen dabei sein würden, wusste ich da noch nicht.

Bei den Testfahrten mit den Gruppe-C-Autos herrschte ein angenehmes Klima. Peter Sauber war immer sehr unterstützend und hat wenig Druck auf uns junge Fahrer ausgeübt. 1990 durfte ich dann in der Sportwagen-WM das erste Rennen an der Seite von Jochen Mass bestreiten. Wir wurden Zweite. Das war mein Schritt in den professionellen Motorsport.

1993 war ich dann Stammfahrer bei Saubers Formel-1-Einstieg. Alles lief gut, bis zu meinem schweren Unfall in Monte Carlo 1994. Peter Sauber hat mich und meine Familie in dieser schwierigen Zeit sehr unterstützt. Vieles davon habe ich ja nicht mitgekriegt, weil ich im Koma lag. Doch er hat mich in Nizza im Spital besucht und war auch anwesend, als ich nach Innsbruck verlegt wurde. Das werde ich ihm nie vergessen.»

Karl Wendlinger (51) bestritt zwischen 1993 und 95 25 Formel-1-Rennen für Sauber. Heute ist er bei AMG Mercedes Markenbotschafter. Sein Sohn Jonas ist Goalie der U21 des 1. FC Nürnberg.

Bernie Ecclestone: «Der richtige Mann am falschen Ort!»

Ecclestone 2019 in Sotschi.
Foto: imago

«Ich bewundere Peter Sauber noch heute. Hätte dieser echte Racer den gleichen Job in England gemacht, wäre er als korrekter und so enthusiastischer Teamchef wie er war in der Heimat der Formel 1 ein ganz Grosser geworden. Sauber hat leider immer unter seinem Standort gelitten und auch unter seinen eher schwachen Englischkenntnissen.

Die ganz genialen Ingenieure wollten einfach nicht in die Schweiz kommen. Und die guten Leute, die trotzdem kamen, hatten in der Schweiz bald einmal Probleme in allen möglichen Bereichen. Ich glaube, Sauber hat stets das meiste Geld für den Bau der Formel-1-Rennwagen bezahlt. Das wäre in England auch mit den Löhnen um die Hälfte billiger gegangen. Da ich ja selbst in Gstaad wohne, kann ich das etwas einschätzen... Also, herzliche Gratulation Peter zu 50 Jahren Motorsport in der Schweiz. Eigentlich unfassbar!»

Bernie Ecclestone (89) ist Mister Formel 1. Bis 2017 war er Geschäftsführer der Formel-1-Holding SLEC.

Roger Benoit: «Die Antwort kennt nur der Wald...»

1996 stossen Sauber und Benoit nach einer gemeinsamen Töfffahrt auf dem Klausenpass an.
Foto: Blick

Als Peter Sauber am 15. Mai 1970 im Zürcher Seefeldquartier, wo jetzt auch das Ringier-Pressehaus steht, seine PP Sauber AG gründete, hinterliess ich in den Fahrerlagern der Formel 1 gerade mal meine ersten Spuren. Neben Jo Siffert und kurz darauf auch neben Clay Regazzoni.

Wir kannten uns nicht – und erst 20 Jahre später kam es zum ersten Treffen. Mit zwei Leuten tauchte Peter Sauber mitten in seiner erfolgreichen Langstrecken-Zeit mit Mercedes auf unserer Redaktion auf und fragte: «Herr Benoit, wir planen vielleicht einen Einstieg in die Formel 1. Was meinen Sie?» Meine eher negative Antwort schien ihn nur kurz zu irritieren: «Na dann viel Glück im Haifischbecken!»

Doch wer Peter Sauber etwas näher kennt, der weiss, dass er die meisten Ziele im Leben gegen alle Widerstände verfolgt ­– und die Vernunft oft mit seinem Ehrgeiz und der nötigen Sturheit am Wegesrand liegenlässt.

Am Anfang wollte der gelernte Elektromonteur nur auf den Zürcher Hausberg, den 869 Meter hohen Uetliberg. Dann nahm er mit dem Sauber Motorsport (unter dessen Flagge das Alfa-Team noch heute bei der FIA gemeldet ist) die Expedition Matterhorn vor. Auch die 4478 Meter schafften die Hinwiler Abenteurer mit grossen Anstrengungen.

Doch im März 1993 stiegen sie bei der GP-Premiere in Südafrika in die 8848 Meter hohe Wand des Mount Everest. Dorthin wollen sie alle, die in der Formel 1 zwischen Leben und Tod ihre Millionen am brutalen Berg investieren. Und oft ins Leere stürzen.

Bis zum Gipfelsturm am 8. Juni 2008 mit dem Doppelsieg in Kanada unter der Knechtschaft von BMW durchlebten die verbissenen Kämpfer aus dem Zürcher Oberland alle Höhen und Tiefen.

Nur ein Mann stand auch später fast unerschrocken im Mittelpunkt. Peter Sauber glaubte an das Gute, auch wenn das Böse ihm längst wieder ein Bein gestellt hatte. Sportlich, finanziell und menschlich.

Es ging dem Zürcher immer nur um seine Mitarbeiter. Für sie kämpfte er sich bis vor wenigen Jahren durch den Wahnsinn. Seine Gesundheit stellte er meist in den Hintergrund.

Jetzt liegt sein Lebenswerk in den Milliarden schweren Händen der Rausing-Familie. Das beruhigt den Mann, der hoch oben in Laax, wo er einen Wohnsitz hat, oft durch die Wälder spaziert. In der Stille liegt die Kraft – und oft findet man die Antwort zwischen den Bäumen. «Im Wald hat man die beste Möglichkeit gewisse Probleme zu analysieren. Auch in guten Phasen des Lebens.»

Peter Sauber und ich haben uns in den vielen Jahren an der Rennstrecke zusammengerauft, haben gestritten, gelacht, geweint, geraucht, Apfelwähe gegessen und an Schlagzeilen für BLICK gebastelt! Zwei schwierige Typen sehen ihre grösste Waffe vor allem im Respekt zum andern. Gemeinsame Mittagessen in der Zürcher Kronenhalle halten jetzt diese Männerschaft am Leben. Der Gentleman und der BLICK-Reporter.

In Monza wollte Peter Sauber 2020 unbedingt dabei sein: Es wäre der 500. Grand Prix Einsatz des Sauber-Teams gewesen. Jetzt hat Corona dieses einmalige Jubiläum wohl aufs nächste Jahr verschoben.

Mit dem Pionier und Schweizer des Jahres 2005 als Ehrengast einer Firma, die einst ihm gehörte und immer noch weltweiten Applaus erntet. Racing in Switzerland – auch die Schweiz sagt Danke.»

Roger Benoit (71) arbeitet seit 1967 für BLICK/SonntagsBlick. Er war schon an 752 GP vor Ort.

Jochen Mass: «Jochen, musste das sein?»

Jochen Mass 2019 am Genfer Uhrensalon.
Foto: Getty

«Peter war nie einer wie Ron Dennis, der die Kohle einfach rausschmiss. Bei Sauber mussten wir immer aufs Geld achten. Ich kann mich noch an Testfahrten in Silverstone erinnern, als ich mit dem C9 rausfahren wollte. Da sagte Peter: «Du musst warten, bis unser anderes Auto wieder in den Boxen ist. Wir haben nicht so viele Leute, um uns um beide Boliden gleichzeitig zu kümmern.»

Oder Brands Hatch 1988. Ich wurde damals abgeschossen und landete hart im Reifenstapel. Als ich zurück an die Boxen kam, sagte Peter angesäuert: «Jochen, musste das sein?» Ich habe ihm dann erklärt, dass ich unschuldig war. Oder Spa: Peter sagte mir damals: «Jochen, du hast den Ruf, zu viel Sprit zu verbrauchen.» Ich antwortete: «Entweder du akzeptierst mich, wie ich bin, oder ich gehe jetzt sofort nach Hause.» Er hat sich in beiden Fällen danach bei mir entschuldigt. So war er, wir konnten Probleme immer gut aus der Welt räumen. Es waren deshalb vier sehr schöne Jahre.

Das Highlight war natürlich 1989 in Le Mans, als wir das 24-Stundenrennen gewannen. Ich durfte dort über die Ziellinie fahren. Eine grosse Feier gab es aber nicht, erst Ende des Jahres lud Peter Sauber das Team zum Abendessen ein. Typisch für ihn: Er sagte uns, wir sollen ohne unsere Frauen kommen, sonst seien es zu viele Leute.

Speziell war auch eine Episode ein Jahr später. Ich hatte mir ein Schiff gekauft und wollte von den USA nach Europa rübersegeln. Als ich in Bermuda ankam, rief mich Peter an. Er erinnerte mich an eine Feier am nächsten Tag. Ich hätte ihm doch versprochen, dabei zu sein. Also stieg ich ins nächste Flugzeug, flog in die Schweiz, feierte und reiste am nächsten Tag wieder zurück nach Bermuda.

Was mich an Peter immer fasziniert hat: Viele Teamchefs guckten stets auf die Anderen und wollten schnell wachsen. Peter hingegen stieg Stufe für Stufe nach oben. Dadurch wuchs das Team auf eine gesunde Art und Weise. Das war beeindruckend. Hut ab, Peter!»

Jochen Mass (73) ist eine deutsche Rennsport-Legende. Er fuhr 10 Jahre in der Formel 1 und gewann einen GP. Heute lebt er in Frankreich.

Willy Rampf: «Peter hatte immer recht»

Willy Rampf und Peter Sauber 2003 in Monza.
Foto: Keystone

«Denke ich an Peter, kommt mir vor allem ein typischer Dialog zwischen uns in den Sinn. Es gab eine Phase in der Formel 1, in der man im Rennen aber nicht zwischen dem Qualifying und dem Rennen nachtanken durfte. Die Krux dabei: Man musste immer abwägen, ob man im Qualifying mit wenig Sprit weiter nach vorne fahren wollte und so einen früheren Boxenstopp im Rennen in Kauf nahm.

Der folgende Dialog spielte sich mehrmals zwischen uns ab: Peter vor dem Qualifying: «Willy, wie viel Sprit haben wir an Bord?» Ich: «65 Kilogramm.» Peter: «Du weisst schon, dass ein schweres Auto nicht so gut zum Fahren ist. Das ist zuviel Sprit fürs Qualifying.»

Einen Tag später vor dem Rennen. Peter: «Wie viel Sprit haben wir an Bord?» Ich: «Nach dem Qualifying sind es jetzt noch 50 Kilogramm.» Peter: «Du weisst schon, dass das zu wenig ist?»

Zusammenfassend kann man mit einem Schmunzeln sagen: Peter hatte einfach immer recht.»

Willy Rampf (66) arbeitete zweimal für Sauber. Zwischen 1993 und 97 als Renningenieur. Und zwischen 2000 und 2010 als Technischer Direktor.

Urs Kuratle 2005 in Monza
Foto: Keystone

Urs Kuratle: «Peter verpasste dem Polizisten einen Einlauf»

«Das Sauber-Team benutzte einst ein Pilatus-Flugzeug, mit dem Peter und einige Ingenieure jeweils zu den europäischen Rennen reisten. Nach einem Rennen in Spa fuhren Peter und Co. mit einem Büsli zum Flugplatz, um nach Hause zu fliegen. Normalerweise hinterlegten sie dann den Schlüssel auf einem Rad und jemand vom Team holte das Büsli wieder ab.

Ich bekam dann plötzlich einen Anruf von den Catering-Frauen, die den Schlüssel nicht fanden. Also rief ich Peter an. Doch der nahm das Telefon nicht ab, weil er schon im Flugzeug sass. Irgendwann bekam ich den Befehl, das Büsli stehen zu lassen und die Heimreise anzutreten.

Zurück in Hinwil gab Peter den Büsli-Schlüssel offenbar dem Logistiker ab und sagte ihm, jemand solle one way hochfliegen, dann mit dem Büsli zurückfahren und die Rechnung ihm geben. Offenbar hatte Peter, weil sie in Spa knapp dran fahren, versehentlich den Schlüssel eingesteckt.

Als ich davon erfuhr, freute ich mich. Endlich konnte ich mal meinen Chef zusammenstauchen. Also ging ich ins Büro und wollte mit ihm schimpfen. Doch Peter kam mir zuvor und meinte: «Du musst gar nichts sagen. Du hast recht.»

Lustig war auch eine Geschichte in Zürich. Er fuhr uns in seinem Jaguar in die Kronenhalle zum Essen. Wegen einer Baustelle durfte man die eine Strasse nur von der einen Seite befahren. Er fuhr trotzdem von der anderen Seite rein. Da kam ein Polizist. Ich dachte mir schon: Jetzt bin ich mal gespannt, wie er diese Situation löst. Und was machte Peter? Er verpasste dem Polizisten einen Einlauf wegen der temporären Einbahnstrasse...

Solche Sachen konnte nur er machen. Das war typisch Peter. Er war ein richtiger Patriarch. Einer, der viel für seine Mitarbeiter gemacht hat. Was er alles aufgebaut hat, ist der Wahnsinn. Ich habe allergrössten Respekt vor ihm.»

Der Bündner Urs Kuratle (51) arbeitete 24 Jahre für Sauber, unter anderem als Chefmechaniker. Seit 2013 ist er bei Porsche angestellt.

Beat Zehnder: «Ich konnte Peter nicht alleine lassen»

Zehnder und Sauber 2001 in Indianapolis.
Foto: Antti Puskala

«Es heisst, immer wieder hätten mich andere Teams abwerben wollen. Wirklich konkret wurde es aber nur zweimal. Als 2005 klar war, dass BMW bei Sauber einsteigt, wollte mich Red Bull Racing holen. Didi Mateschitz meldete sich bei mir und sagte, er hätte mich niemals angefragt, solange Peter Sauber das Team besitzt.

Wir kamen in den Verhandlungen ziemlich weit. Aus zwei Gründen habe ich aber trotzdem abgesagt. Meine Frau ist mit ihrem Unternehmen in der Schweiz verankert. Und Red Bull ist im englischen Milton Keynes daheim – das ist weltweit wohl die letzte Stadt, wo ich gerne leben möchte.

Zudem hat sich Peter bei BMW für mich stark gemacht und mich gebeten, den komplizierten Wechsel vom Privatteam zum Werksteam eines Weltkonzerns zu begleiten. Das war ich ihm schuldig, da er mir meine ganze Karriere ermöglicht hat.

Später, als Peter das Team wieder selber führte, kamen auch Angebote. Aber in der damals schwierigen Situation konnte ich ihn nicht alleine lassen. Jetzt bin ich 33 Jahre im Team. Ich habe es nie bereut, geblieben zu sein. Klar, ich hätte woanders massiv besser verdienen können. Doch meine Frau und ich führen ein schönes Leben in Küsnacht, uns fehlt es an nichts.

Ob ich bis zur Pensionierung oder gar darüber hinaus bei Sauber bleibe? Wer weiss. Ich bin in diesem Sport, um Podestplätze und Siege zu holen.»

Beat Zehnder (54) ist gelernter Schiffmotoren-Mechaniker. Der Illnauer stiess 1988 als Schrauber zum Sauber-Team. Ab Mitte 1994 wird der Zürcher Formel-1-Teammanager – und ist es bis heute, was F1-Weltrekord ist.

Peter Bernhard: «Riesen-Enttäuschung wegen zwei Schräubchen»

Peter Bernhard
Foto: zVg

«1977 war erstmals ein Sauber in Le Mans am Start, das Team Francy Racing setzte für Geni Strähl und mich einen C5 ein. Peter Sauber hatte das Auto gebaut, Rico Steinemann war Rennleiter. Das war für mich eine Riesen-Sache. Es war mein einziges Mal am 24-Stunden-Rennen.

Das Team gehörte einem Basler Industriellen. Dank ihm konnten wir gratis fahren und mussten keine Spesen machen. Wir mussten lediglich privat anreisen. Bis morgens um 4 Uhr lief es problemlos, wir lagen in unserer Klasse an dritter Stelle.

Doch auf der langen Hunaudières-Gerade bemerkte ich, dass ich Leistung verliere. Damals gab es auf dieser Geraden noch keine Schikanen wie heute, wir haben mit dem 2-Liter-BMW-Motor 320 km/h erreicht. Ich musste stoppen und stellte fest, dass der Ölschlauch, der in den Motor führt, lose war. Das Öl war ausgelaufen.

Über den Funk der Streckenposten sagte ich den Mechanikern, sie sollen mir eine Flasche mit Öl bringen. Doch dann stellte sich heraus, dass das verboten war. Wir waren ausgeschieden. Weil ich den Wagen rechtzeitig abstellte, wurde ein gröberer Motorschaden verhindert.

In der Box war Sauber sehr enttäuscht, weil es eine Bagatelle am Motor war, der ihm so im Originalzustand angeliefert wurde. Zwei kleine Schräubchen am Flansch hatten sich gelockert. Das Auto war sonst völlig intakt.

Wir haben mit dem C5 in dieser Saison noch an weiteren Langstrecken-Rennen teilgenommen. Sonst bin ich in meiner Karriere immer Porsche gefahren, deshalb hat sich der Kontakt mit Sauber verloren.»

Der Winterthurer Rennfahrer und Garagist Peter Bernhard (77) war 1975 Schweizer Vize-Meister.

Michael Stäuble: «Zum Glück hats Peter nicht mitgekriegt»

SRF-Kommentator Michael Stäuble.
Foto: Heinz Stucki

«Von allen Sauber-Fahrern war wohl Johnny Herbert einer, der mit für die meisten Emotionen bei Peter Sauber sorgte. Wenn das Visier bei ihm unten war, konnte alles passieren. 1998 in Silverstone war er auf einer anderen Strategie unterwegs als Teamkollege Jean Alesi. Also sollte Herbert Alesi überholen lassen.

Das tat er aber nicht – Johnny kämpfte gegen Alesi und landete im Kiesbett. Sauber musste danach den aufgebrachten Alesi beruhigen, der Herbert nicht mehr als Teamkollegen haben wollte. Aber der Brite war auch ein genialer Fahrer. 1997 hat er etwa im Alleingang Sauber mit WM-Punkten versorgt.

Neben der Strecke war es mit Herbert sowieso nie langweilig. Zum Glück hat Peter nicht alles mitgekriegt… 1997 war ich an einem Test in Fiorano dabei. Herbert und Nicola Larini waren damals die Stammfahrer. Larini ist mit einem Ultraleicht-Flugzeug angereist, er landete einfach auf der Start-Zielgeraden. Johnny machte bei der Landung einen auf Fluglotsen, stand auf der Rennstrecke und tat so, als wolle er Larini einweisen. Er sprang dann im letzten Moment weg, als der Flieger auf ihn zukam.

Danach stellte Larini seinen Flieger ab. Kurz darauf sah ich Johnny ins Cockpit klettern. Er hat sogar den Motor zum Laufen gebracht, das Flugzeug machte einen Satz nach vorne. Da fand es Larini nicht mehr so lustig!»

TV-Journalist Michael Stäuble (61) arbeitet seit 1989 beim SRF. Ab 1992 kommentiert er Formel-1-Rennen. Der Schaffhauser ist Co-Autor des Buchs «Die Sauber-Formel».

Felipe Massa: «Ich hoffe, Sauber hat es mit mir auch genossen»

Massa und Sauber 2004 in Monaco.
Foto: Keystone

«Ich denke sehr gerne an meine Zeit bei Sauber zurück, es war eine fantastische Zeit. Daheim habe ich ein kleines Museum mit allerlei Sachen aus meiner Karriere. Pokale, Bilder, Helme, Autos. Da steht auch ein C24 von 2005.

Von meiner Punkte-Premiere in Malaysia 2002 in meinem zweiten Grand Prix habe ich ein gerahmtes Bild, das mich nach dem Rennen mit Peter zeigt. Ich wurde Sechster. Wir waren ziemlich happy…

Ich bin Peter sehr dankbar, dass er mir als erst 20-Jährigem die Möglichkeit gab, in der Formel 1 Fuss zu fassen. Im Oktober 2001 durfte ich erstmals testen, 2002 folge meine erste Saison in der Formel 1. Ebenfalls unvergesslich ist der vierte Rang 2005 in Kanada in einem Wahnsinnsrennen. Ich bin auch sonst ein paar Mal im Sauber am Podest vorbei geschrammt.

Ich kann mich für meine drei Saisons bei jedem im Team und natürlich bei Peter Sauber selber nur bedanken. Ich hoffe, sie haben die Zeit mit mir genauso genossen wie ich es tat!»

Felipe Massa (39) bestritt die Saisons 2002, 2004 und 2005 für Sauber. Danach folgten 11 GP-Siege und ein Vize-WM-Titel für Ferrari sowie drei Jahre bei Williams. Heute fährt der Brasilianer in der Formel E.

Robert Kubica: «Ich habe nicht die exakte Wahrheit gesagt»

Kubica und Sauber 2008 in Valencia.
Foto: Antti Puskala

«Peter Sauber war eigentlich nie mein Chef, da ich zu BMW-Zeiten und nun zu Alfa-Romeo-Zeiten angestellt war. Aber wer über Sauber und Hinwil redet, denkt als erstes an Peter Sauber. Das Team ist sein Baby, da bleibt eine lebenslange Verbindung. Ich habe riesigen Respekt vor seiner einzigartigen Leistung, in einem Land wie der Schweiz ein Team aufgebaut und so lange geführt zu haben.

Als ich Ende 2005 für Vertragsverhandlungen nach Hinwil kam, war Sauber neben Mario Theissen von BMW noch stark involviert. Beim ersten Treffen war ich aus einem Grund nervös. Die Autos waren damals sehr schmal und kompakt gebaut und das Team hatte mit Heidfeld einen kleinen Fahrer unter Vertrag. Sie fragten mich deshalb: Wie gross bist du? Ich wusste, dass es um jeden Zentimeter geht. Also habe ich nicht die exakte Wahrheit gesagt… (Kubica misst 1,84 m, d. Red.)

Beim zweiten Meeting in Hinwil war klar, dass sie mich engagieren wollen. Als alles praktisch unter Dach und Fach war, sind wir fürs Händeschütteln vom Tisch aufgestanden. Da rief Peter: Du wirkst grösser als 1,80! Er bestand darauf, dass ich mich in der Werkstatt ins Auto setze.

Glücklicherweise habe ich reingepasst. Es war nicht das bequemste Auto meiner Karriere. Aber das nimmst du natürlich in Kauf, wenn du in die Formel 1 einsteigen kannst. Das war ein Meilenstein für mein ganzes Leben.

Als ich viel später in meiner Karriere Peter nach einigen Jahren wieder mal persönlich traf, war es emotional, weil ich ihm für die Chance damals sehr dankbar bin. Und übrigens: Wenn ich mit Freunden über meinen Job rede, spreche ich immer vom Sauber-Team.»

Robert Kubica (35) schreibt 2008 in Kanada mit Saubers einzigen GP-Sieg Team-Geschichte. Seit dieser Saison ist der 97-fache GP-Teilnehmer bei Alfa-Sauber Test- und Simulatorfahrer.

Josef Leberer: «Sauber hat früh an Schumis Fähigkeiten geglaubt»

Leberer während den «Schnee-Testfahrten» in Barcelona 2018.
Foto: Lukas Gorys

«Ich erinnere mich gut an ein Trainingscamp im Januar 1991, das Peter Sauber und Jochen Neerpasch von Mercedes damals bei Willi Dungl und bei mir organisierte. Das Team war in der Gruppe C sehr erfolgreich, Sauber hatte aber sicher schon die Vision von der Formel 1 im Kopf.

Ins Camp kamen mehr als zehn Fahrer. Darunter Jean-Louis Schlesser, Jochen Maas und die Junioren wie Karl Wendlinger –Frentzen war noch in Japan – und Michael Schumacher.

Bei der Leistungsdiagnostik hat sich Schumacher schon verglichen mit Fahrern wie Prost und wollte wissen, wie deren Herangehensweise ist und so weiter (Leberer arbeitete ab 1988 mit Alain Prost und Ayrton Senna, d. Red.).

Von meiner Seite aus war klar, dass er von der Physis und der Entschlossenheit her schon für die Formel 1 bereit war. Michael meinte aber, es sei sicher ein Traum, aber eigentlich nicht machbar.

Heute weiss man, dass er bereits ein paar Monate später seinen ersten GP gefahren ist. Speziell Peter Sauber hat schon früh an Schumis Fähigkeiten geglaubt.

Jetzt sind 30 Jahre vergangen und ich arbeite immer noch fürs Team. Mit Peter Sauber, anderen Urgesteinen wie Zehnder und Bruno Rohr sowie dem ganzen Team hat sich ein freundschaftliches und professionelles Verhältnis entwickelt. Wir haben einige junge Fahrer an die Spitze gebracht. Ich geniesse es sehr, sie zu unterstützen und zu begleiten. Ich wünsche dem Team noch weitere 50 oder 100 Jahre!»

Josef «Jo» Leberer (61) arbeitet seit 1988 in der Formel 1. Ab 1997 ist der Österreicher fix als Physiotherapeut und Fahrerbetreuer bei Sauber. Er arbeitete über sechs Jahre mit Ayrton Senna zusammen.

Peter Sauber: 50 Jahre Motorsport

15. Mai 1970: Peter Sauber gründet seine Firma.

20. Mai 1970: Die Firma PP Sauber AG wird offiziell eingetragen. Das zweite P steht für Paul.

27. September 1970: Peter Sauber wird mit seinem C1 Schweizer Sportwagen-Meister.

31. Oktober 1976: Längst hat sich Sauber als Rennfahrer zurückgezogen. Herbert Müller gewinnt mit dem C5 die renommierte Interserie.

12. Juni 1977: Das Sauber-Team startet zum ersten Mal bei den 24 Stunden von Le Mans. Mit einer Langheckversion des C5-BMW.

24. August 1986: Das Duo Pescarolo/Thackwell gewinnt mit dem C8 das 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring. In der Zeit gelingt es Sauber, Mercedes von einer Rückkehr in den Motorsport zu überzeugen.

11. Juni 1989: Sauber Mercedes feiert in Le Mans mit dem C9 einen Doppelsieg. Es siegen Jochen Mass, Manuel Reuter und Stanley Dickens vor Mauro Baldi, Kenny Acheson und Gianfranco Brancatelli. 1989 und 90 wird Sauber auch Sportwagen-Weltmeister.

20. Mai 1990: Ein 21-jähriger Deutscher startet für Sauber in der Sport-wagen-WM. Sein Name: Michael Schumacher. Er gehört zusammen mit Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger dem Junior Team an.

14. März 1993: Im ersten F1-GP der Sauber-Geschichte fährt JJ Lehto als Fünfter gleich in die Punkte.

12. Mai 1994: Im freien Training zum GP Monaco verunglückt Sauber-Pilot Karl Wendlinger schwer. Er kämpft tagelang ums Überleben. Erst nach drei Wochen erwacht er wieder aus dem Koma.

10. September 1995: Zum ersten Mal fährt ein Sauber aufs Podest: In Monza wird Heinz-Harald Frentzen Dritter.

14. Oktober 2001: Freude bei Sauber! Nach dem letzten Rennen ist klar: Das Team mit den Fahrern Kimi Räikkönen und Nick Heidfeld wird Vierter in der Konstrukteurswertung. So gut wie noch nie.

22. Juni 2005: BMW kauft Sauber auf! Damit endet Peter Saubers Formel-1-Karriere. Zumindest vorerst ...

8. Juni 2008: BMW-Sauber-Pilot Robert Kubica gewinnt den GP Kanada. Peter Sauber erlebt diesen historischen Triumph von zu Hause aus.

29. Juli 2009: BMW steigt wieder aus! Der Rennstall steht vor dem Nichts. Bis Peter Sauber das Team zurückkauft.

20. Juli 2016: Die Investmentfirma Longbow übernimmt den Sauber-Rennstall. Peter Sauber scheidet zum zweiten Mal aus der Formel 1 aus.

28. November 2017: Jetzt ists offiziell: Alfa Romeo steigt bei Sauber ein.

6. September 2020: In Monza hätte das Sauber-Team seinen 500. GP feiern dürfen. Doch wegen des Coronavirus wird dieses Jubiläum erst im nächsten Jahr stattfinden.

15. Mai 1970: Peter Sauber gründet seine Firma.

20. Mai 1970: Die Firma PP Sauber AG wird offiziell eingetragen. Das zweite P steht für Paul.

27. September 1970: Peter Sauber wird mit seinem C1 Schweizer Sportwagen-Meister.

31. Oktober 1976: Längst hat sich Sauber als Rennfahrer zurückgezogen. Herbert Müller gewinnt mit dem C5 die renommierte Interserie.

12. Juni 1977: Das Sauber-Team startet zum ersten Mal bei den 24 Stunden von Le Mans. Mit einer Langheckversion des C5-BMW.

24. August 1986: Das Duo Pescarolo/Thackwell gewinnt mit dem C8 das 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring. In der Zeit gelingt es Sauber, Mercedes von einer Rückkehr in den Motorsport zu überzeugen.

11. Juni 1989: Sauber Mercedes feiert in Le Mans mit dem C9 einen Doppelsieg. Es siegen Jochen Mass, Manuel Reuter und Stanley Dickens vor Mauro Baldi, Kenny Acheson und Gianfranco Brancatelli. 1989 und 90 wird Sauber auch Sportwagen-Weltmeister.

20. Mai 1990: Ein 21-jähriger Deutscher startet für Sauber in der Sport-wagen-WM. Sein Name: Michael Schumacher. Er gehört zusammen mit Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger dem Junior Team an.

14. März 1993: Im ersten F1-GP der Sauber-Geschichte fährt JJ Lehto als Fünfter gleich in die Punkte.

12. Mai 1994: Im freien Training zum GP Monaco verunglückt Sauber-Pilot Karl Wendlinger schwer. Er kämpft tagelang ums Überleben. Erst nach drei Wochen erwacht er wieder aus dem Koma.

10. September 1995: Zum ersten Mal fährt ein Sauber aufs Podest: In Monza wird Heinz-Harald Frentzen Dritter.

14. Oktober 2001: Freude bei Sauber! Nach dem letzten Rennen ist klar: Das Team mit den Fahrern Kimi Räikkönen und Nick Heidfeld wird Vierter in der Konstrukteurswertung. So gut wie noch nie.

22. Juni 2005: BMW kauft Sauber auf! Damit endet Peter Saubers Formel-1-Karriere. Zumindest vorerst ...

8. Juni 2008: BMW-Sauber-Pilot Robert Kubica gewinnt den GP Kanada. Peter Sauber erlebt diesen historischen Triumph von zu Hause aus.

29. Juli 2009: BMW steigt wieder aus! Der Rennstall steht vor dem Nichts. Bis Peter Sauber das Team zurückkauft.

20. Juli 2016: Die Investmentfirma Longbow übernimmt den Sauber-Rennstall. Peter Sauber scheidet zum zweiten Mal aus der Formel 1 aus.

28. November 2017: Jetzt ists offiziell: Alfa Romeo steigt bei Sauber ein.

6. September 2020: In Monza hätte das Sauber-Team seinen 500. GP feiern dürfen. Doch wegen des Coronavirus wird dieses Jubiläum erst im nächsten Jahr stattfinden.

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