Sohn Jules (4) ist schon Social-Distancing-Experte
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Formel-E-Star Sébastien Buemi:Sohn Jules (4) ist schon Social-Distancing-Experte

Formel-E-Star Sébastien Buemi im Skype-Interview
Sohn Jules (4) ist schon Social-Distancing-Experte

Mit drei Rennfahrer-Jobs hetzt Sébastien Buemi sonst von Rennen zu Rennen. Jetzt ist er daheim in Aigle VD so erholt wie noch nie.
Publiziert: 20.04.2020 um 19:02 Uhr
Matthias Dubach und Samuel Stähli

Sie haben sonst im Langstrecken-Toyota, im Formel-E-Nissan und im Formel-1-Simulator von Red Bull drei Jobs. Jetzt haben sie null!
Sébastien Buemi:
Das ist eine völlig verrückte Situation, dass ich es manchmal am Morgen nach dem Aufstehen immer noch nicht richtig glauben kann. Aber vielleicht haben wir das Gröbste bald überstanden. Heute habe ich von Toyota einen Anruf bekommen, dass sie mich Anfang Mai in Köln im Simulator haben möchten.

Wie wollen sie die geschlossene Grenze zu Deutschland überwinden?
Offenbar scheint es gewisse Ausnahmen zu geben, wenn man zur Arbeit muss. Aber ich muss es zuerst genau abklären.

Fällt Ihnen daheim in Aigle VD die Decke auf den Kopf?
Oh nein. Ich versuche, es positiv zu sehen. Ich habe mehr Zeit für meine Frau, meine Kinder und um liegengebliebene Dinge zu erledigen. Und ich trainiere so viel wie möglich.

Sébastien Buemi mit Sohn Jules: Hier feiern sie 2019 auf dem Formel-E-Podest in Bern.
Foto: Keystone
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Wie trainieren Sie?
Ich verfolge seit fast vier Wochen ein umfangreiches Programm. Nach unserem Interview werde ich sofort laufen gehen. Ich gehe aber eher selten raus. Daheim habe ich Geräte zum Radfahren und Rudern. Es ist cool, einen schönen Tages-Rhythmus zu haben. Ich kann gut essen, viel schlafen, gut trainieren. Das tut wirklich gut.

Sie erholen sich jetzt vom stressigen Leben mit drei Jobs?
Ja, ich fühle mich auch im Kopf gut erholt. Sonst fliege ich sehr viel und habe viele Rennen und Termine mit Toyota, Nissan und Red Bull. Das ist nicht einfach. Deshalb geniesse ich, mal einige Wochen am Stück daheim zu sein.

Wie sehr geniessen Jules (4) und Théo (2) ihren Papa?
Sie sind sehr zufrieden – und stehen täglich um 6.30 Uhr auf (lacht). Wir spielen viel und sind oft im Garten. Der Grosse versteht auch, warum er schon seit einem Monat meine Eltern und die Eltern meiner Frau nicht mehr sehen darf.

Sie haben ihm das Coronavirus erklärt?
Ich finde es wichtig, dass man den Kindern alles möglich normal schildert. Vor unserem Garten kommen manchmal Leute vorbei. Jules sagt dann stets «sie sind zu nah! Sie müssen mehr Abstand einhalten.» Hoffentlich ist im August alles vorbei, damit er wie geplant erstmals in den Kindergarten gehen kann.

Wann fahren Sie wieder ein Rennen?
Ich hoffe auf Ende Juli oder August. Man kann nichts planen. Es ist ja auch unklar, wie es mit der Fliegerei gehen soll. Muss man nach Ankunft in eine Quarantäne? Solche Fragen sind völlig offen. In der Formel E könnte es noch sechs, sieben Rennen geben, wenn sie an einem Ort zwei E-Prix austragen oder auf eine normale Rennstrecke ausserhalb der Städte ausweichen. Für Le Mans bin ich zuversichtlich, da es auf September verschoben wurde.

Sind Sie froh, dass Sie nicht ins Corona-Camp von Red-Bull-Berater Helmut Marko einrücken mussten? Er wollte für die Immunität seine Piloten absichtlich infizieren.
Mich hat er deswegen nicht angerufen, ich habe es nur in der Zeitung gelesen. Es hätte wohl nur die vier Formel-1-Fahrer von Red Bull und Alpha Tauri betroffen. Ich glaube aber nicht, dass er das wirklich so geplant hat.

Sie sind in Aigle an einer Auto-Werkstatt beteiligt. Wie ist dort die Lage?
Wir dürfen jetzt keine Autos verkaufen. Aber in der Werkstatt haben noch etwa 25 Mitarbeiter zu tun. Das ist okay. Aber es sollte nicht mehr monatelang so weitergehen, sonst wirds finanziell schwierig.

Gilt das auch für den Rennsport?
Bei der Situation mit dem Virus hat der Motorsport nicht erste Priorität. Wenn die Hersteller keine Autos verkaufen können, wird es für sie schwierig, weiterhin im Motorsport viel Geld auszugeben. Wenn also der Lockdown noch mehrere Monate dauert, könnte das für unseren Sport schlimm enden.

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