Neuer Darts-Weltmeister Humphries
Wegen Panikattacken stand er vor Karriere-Aus

Als sein Triumph feststand, wurde er von den Emotionen übermannt. Denn der neue Darts-Weltmeister Luke Humphries hatte in der Vergangenheit massive Probleme zu überwinden.
Publiziert: 04.01.2024 um 14:20 Uhr
Die grosse Erleichterung, als es geschafft ist: Luke Humphries ist der neue Darts-Weltmeister.
Foto: IMAGO/Pro Sports Images
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Er war aufgrund seiner eindrücklichen letzten Monate der grosse Favorit auf den WM-Titel. Aber dass es Luke Humphries (28) tatsächlich geschafft hat, im Final am Mittwoch-Abend Wunderkind Luke Littler (16) letztlich mit 7:4 in die Schranken wies, ist trotzdem alles andere als selbstverständlich. Denn der Engländer musste lange gegen innere Dämonen ankämpfen.

«Es gab in meinem Leben eine Zeit, in der ich depressiv war. Ich dachte damals, dass es das für mich gewesen war, konnte nicht mehr auf die grossen Bühnen gehen. Ich bin durch eine Menge Probleme gegangen. Dass ich jetzt die Nummer eins und Weltmeister bin, beweist eine Menge und sagt viel über meine mentalen Fähigkeiten aus», erklärte er nach seinem Triumph im legendären Londoner Darts-Tempel Alexandra Palace voller Stolz. 

Angst vor einem Herzinfarkt

Der aus der Vodafone-Stadt Newbury stammende Humphries spielte damit unter anderem auf das Jahr 2017 an, als er als Frischling auf der Profitour erstmals Probleme bekam, er immer wieder von Panikattacken heimgesucht wurde. Oft machte sich eine kardiologisch unbegründete Angst vor einem Herzinfarkt bei ihm breit – und so gab der Juniorenweltmeister von 2019 immer wieder Spiele, bei denen er sich auf Siegeskurs befand, aus der Hand. Die Probleme wurden kontinuierlich schlimmer, sogar das Karriere-Aus stand im Raum.

Schliesslich fasste er damals den Entschluss, die einzige Möglichkeit diese zu retten, sei der Gang an die Öffentlichkeit. Zudem unterzog er sich einer intensiven Behandlung. Dank ärztlicher Hilfe und dem offenen Umgang mit dem Thema bekam das grosse Talent sein Leben wieder in den Griff. Auch im Darts lief es für ihn von Jahr zu Jahr besser. Einzig am wichtigsten Turnier des Jahres, der WM, wollte es für ihn nie klappen. Bis zu diesem Jahr kam er nie über die Viertelfinals hinaus.

Verkrampft in die WM gestartet

Auch der Start in diese WM gestaltete sich zunächst schwierig, Humphries wirkte verkrampft. Und wäre in den Sechzehntelfinals um ein Haar am aufstrebenden Deutschen Ricardo Pietreczko (29) gescheitert, zitterte sich aber schliesslich mit einem 4:3-Sieg weiter. Doch ab den Viertelfinals – und einem überzeugenden 5:1-Erfolg gegen den stark einzuschätzenden Engländer Dave Chisnall (43) geriet Humpries in einen Flow – und war nicht mehr zu stoppen. Auch nicht von Wunderkind Littler.

Angesichts seiner grossen Probleme von einst war es schon beeindruckend, wie nervenstark Humphries sein Ding bis zum Schluss im Final durchzog. «Beim letzten Pfeil hat meine Hand gezittert», gestand er. Das war jedoch kein Warnsignal. Sondern der Zeitpunkt, als eigentlich nichts mehr schiefgehen konnte und Humphries von seinen Emotionen übermannt wurde.

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