Der Sport-Winter versinkt im Corona-Chaos
Werden die Olympischen Spiele wegen Omikron abgesagt?

Die Omikron-Variante schüttelt in diesen Tagen die Sportwelt durch. Was bedeutet das für die Olympischen Spiele, die bald in Peking stattfinden sollen? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 30.12.2021 um 16:46 Uhr
Mathias Germann, Marcel W. Perren und Emanuel Gisi

1. Werden die Spiele in Peking abgesagt?

Das ist höchst unwahrscheinlich. Nachdem das Internationale Olympische Komitee die Durchführung im Sommer in Tokio bereits ohne Zuschauer und mit strengem Quarantäne- und Testregime durchgepeitscht hat, ist klar, dass alles daran gesetzt wird, dass auch die Winterspiele (4. bis 20. Februar 2022) steigen können. Dass der Virologe Martin Stürmer im «Spiegel» davor warnt, dass die Spiele in China zum Superspreaderevent werden könnten, dürfte die Herren der Ringe um IOC-Präsident Thomas Bach kaum beeindrucken.

2. Wie argumentiert das IOC?

Nachdem sich das Bubble-Prinzip in Tokio recht gut bewährt hat, wähnt man sich für Peking gerüstet. Beim Schweizer Dachverband Swiss Olympic bezeichnet man die derzeitige Situation mit der neuen Omikron-Variante als «sicherlich angespannt», zeigt sich generell aber zuversichtlich. Derweil mussten im Schweizer Hockey in National und Swiss League, in den US-Profiligen NHL und NBA, in der englischen Premier League und an der Darts-WM Spiele abgesagt und verschoben werden. Chaotische Zustände.

3. Droht bei den Spielen ein ähnliches Corona-Chaos?

«Wir gehen davon aus, dass die Coronatests, die alle Olympia-Teilnehmenden im Vorfeld der Spiele, vor der Einreise nach China und während den Spielen machen müssen, sowie die Massnahmen, die bei einer Erkrankung ergriffen werden, dafür sorgen, dass die Pandemiesituation innerhalb der Olympiablase im Griff ist», heisst es bei Swiss Olympic auf Blick-Nachfrage. «Wir denken daher nicht, dass die Spiele im Corona-Chaos versinken werden.»

Was passiert mit den Olympischen Spielen? Olympia-Statue in einem Park in Peking.
Foto: keystone-sda.ch
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4. Welche Fragezeichen bleiben?

Die Omikron-Variante ist die grosse Unbekannte. Klar ist, dass Omikron deutlich ansteckender ist als die bis vor kurzem dominante Delta-Variante des Covid-19-Virus. Weil die chinesischen Impfstoffe der Unternehmen Sinovac und Sinopharm bei Omikron versagen, würde eine durch die Spiele provozierte Verbreitung der Variante in China verheerende Folgen für die lokale Bevölkerung haben.

5. Was bedeutet die aktuelle Lage für die Sportler?

Sie befinden sich in einer vertrackten Situation. Dass die Spiele in Peking stattfinden, haben sie sich nicht ausgesucht, in Bezug auf den Umgang mit Corona sind sie Verbänden und Regierungen ausgeliefert. «Wenn mir beim Surfen im Internet eine China-Schlagzeile in die Quere kommt, scrolle ich immer ganz schnell weiter, weil ich mich vor dem Abflug zu den Spielen nicht zu sehr verrückt machen will», sagt etwa Ski-Star Niels Hintermann. Der deutsche Kitzbühel-Sieger Josef Ferstl fürchtet problematische Zustände und harte Quarantäne-Regeln: «Unsere Teamleitung hat uns mitgeteilt, dass die Chinesen ihre Sitten auch während Olympia gnadenlos durchziehen werden. Das schmälert bei mir die Lust auf diese Spiele ganz gewaltig.»

6. Welchen Einfluss hat Omikron in der Vorbereitung auf die Spiele?

Einen riesigen. «Eine besondere Herausforderung besteht aktuell darin, dass mit Blick auf die Selektionen für alle Sportlerinnen und Sportler faire Wettkämpfe stattfinden können», heisst es bei Swiss Olympic. Absagen, Verschiebungen, Quarantänen könnten das Programm durcheinanderwirbeln. «Der Ski-Weltcup hängt am seidenen Faden», sagt FIS-Renndirektor Markus Waldner bei «sportnews.bz». «Sollten wir bis Olympia im Februar heil durchkommen und dort wirklich alle weltbesten Athleten am Start stehen, dann grenzt das an ein Wunder.»

7. Was passiert, wenn ein Athlet kurz vor Olympia positiv getestet wird?

Dann droht das Verpassen der Spiele. «Sollte ich genau vor Olympia positiv getestet werden, wäre das eine Katastrophe», sagt Ski-Aufsteigerin Camille Rast. «Aber es ist, wie es ist. Wir müssen einfach aufpassen, egal was wir tun. Ein Restrisiko gibt es allerdings immer, das hat man zuletzt im Weltcup gesehen.»

8. Was, wenn sich ein Sportler nicht qualifizieren kann, weil Wettkämpfe ausfallen?

Dann können zumindest in der Schweiz die Verbände ein Auge zudrücken. Swiss Olympic gibt ihnen «die Möglichkeit, die Kriterien flexibler zu handhaben».

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