«Ich fahre nicht wie ein Hosenscheisser»
Nevin Galmarini holt im Parallel-Riesen Olympia-Gold!

Dieser Typ ist der Wahnsinn! Nachdem Snowboarder Nevin Galmarini vor vier Jahren in Sotschi zu Silber düste, staubt er 2018 in Pyeongchang die Goldmedaille im Parallel-Riesen ab.
Publiziert: 23.02.2018 um 22:28 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:00 Uhr
Galmarini beglückt die Schweiz mit Snowboard-Gold!
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Im Parallel-Riesen:Galmarini beglückt die Schweiz mit Snowboard-Gold!
Emanuel Gisi aus Pyeongchang und Raphael Bischof

GOLD: Nevin Galmarini (SUI)
SILBER: Sangho Lee (KOR)
BRONZE: Zan Kosir (SLO)

In Sotschi holte Nevin Galmarini (31) vor vier Jahren Silber. In Südkorea will der Weltcup-Leader Gold. Und der Engadiner schafft dieses Kunststück tatsächlich. Die Sport-Schweiz verneigt sich.

Was der Schweizer in Pyeongchang zeigt, ist fabelhaft. In der Quali der Schnellste – und auch in sämtlichen K.o.-Läufen fährt er seinen Gegnern um die Ohren. Gold ist so etwas von verdient.

«Das war wirklich unheimlich»

Galmarini freut sich: «Es hat vier Jahre nach Silber am Tag X so gut funktioniert. Ich hatte in der Quali schon ein extrem gutes Gefühl. Am Abend vor dem Rennen und am frühen Morgen war ich sehr nervös, aber auf dem Brett habe ich mich so gut gefühlt, da hatte ich sogar noch Reserven. Das war wirklich unheimlich.»

Der Reihe nach. In der Quali lässt der Favorit gar nichts anbrennen. Weltcup-Leader Galmarini fährt in den beiden Qualifikationsläufen die insgesamt beste Zeit. «Es war mir wichtig, Bestzeit zu haben», sagt der Engadiner. «Darum habe ich ein bisschen mit dem Feuer gespielt.» Das zahlt sich aus. Im Rennen bleibt Galmarini dann als Schweizer allerdings allein – Kaspar Flütsch und Dario Caviezel bleiben in der Qualifikation hängen.

Durchatmen im Viertelfinal

Im Achtelfinal haut er den Slowaken Mastnak raus. Dann wirds dramatisch. Gegen den Italien-Oldie Fischnaller startet er zwar wieder wie die Feuerwehr, büsst unten aber ein und bringt knappe 6 Hundertstel ins Ziel. Durchatmen.

«Fischnaller er ist etwa doppelt so gross wie ich», sagt Galmarini lachend. «Mit seinen langen Beinen ist er in der Fläche doppelt so schnell wie ich. Darum habe ich oben voll attackiert. Aber das war kein heikler Moment, ich gehe immer davon aus, dass der Gegner seine beste Leistung zeigt.»

Was folgt, ist die Kür. Sowohl Halbfinal-Gegner Dufour als auch Final-Widersacher Lee haben keinen Stich gegen den Engadiner.

«Ich fahre nicht wie ein Hosenscheisser»

So ist um exakt 6:59 Uhr MEZ das fünfte Schweizer Gold an Olympia 2018 Tatsache. Nevin sei Dank!

Er sei mit einer ganz klaren Devise ins Rennen gegangen: «Ich habe mir gesagt: Ich fahre nicht wie ein Hosenscheisser. Ich gehe All-In. Wenn es nicht aufgeht, gehe ich stolz hier raus.»

Welche Medaille nun die emotional schönere ist? «Mal schauen. Es ist extrem schön. Vor vier Jahren war Silber für mich wie Gold. Da ist bei mir alles aufgegangen. Es lief mir so gut, die Medaillenfarbe hat mich da gar nicht interessiert. Und das heute, das checke ich noch gar nicht. Aber es ist gut.»

Er lässt in Pyeongchang rein gar nichts anbrennen.
Foto: freshfocus
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Kummer gegen sensationelle Ledecka chancenlos

Bei den Frauen gibt es für Titelverteidigerin Patrizia Kummer (31) eine frühe Schrecksekunde. Die Walliserin entscheidet sich gegen ihr Gold-Brett von Sotschi und für ein längeres Modell aus der letzten Saison. Sie tut sich in der Qualifikation schwer, rutscht im ersten Versuch weg und verliert viel Zeit. Dank einer guten zweiten Fahrt rettet sich die Schweizerin als 16. um eine Hundertstelsekunde in den Achtelfinal. Dort wartet allerdings ein ganz dickes Brett: Topfavoritin und Super-G-Olympiasiegerin Ester Ledecka! In Sotschi hatte Kummer bereits den schwerstmöglichen Weg zu Gold gehabt – und jetzt? Vier Jahre später ist sie gegen die Tschechin chancenlos.

Diese zieht wie Galmarini ihr Ding eiskalt durch und wird Olympia-Siegerin. Zur Erinnerung: Vor einer Woche triumphierte Ledecka bei den Skifahrerinnen im Super-G. Wahnsinn! Kummer meint nach ihrem Out zu SRF: «Als Skifahrerin würde mich das anscheissen.»

Mit Julie Zogg (Out im Viertelfinal) holt bei den Frauen zudem eine Schweizerin noch ein Diplom. Für Ladina Jenny ist wie für Kummer im Achtelfinal Endstation. Stefanie Müller, die vierte Schweizerin im Bunde, beisst sich in der Quali die Zähne aus.

Olympia-Ticker

Seit dem 09. Februar laufen die 23. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Alle Highlights und aktuellen Sportnews aus Südkorea gibts immer im Ticker.

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