Max frisch
Fechter Heinzer bereitet sich bei minus 110 Grad auf Olympia vor

Der Degenfechter lässt nichts aus, um in Rio Erfolg zu haben. Max Heinzer wagt (28) sich sogar in die Eiskammer – und BLICK geht mit.
Publiziert: 25.07.2016 um 23:41 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:55 Uhr
Nur an den Extremitäten geschützt steht Heinzer zweieinhalb Minuten in der -110 Grad kalten Eiskammer.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Carl Schönenberger (Text), Benjamin Soland (Fotos)

Gerade erst EM-Zweiter im Einzel geworden, will Heinzer in Rio auf der Olympia-Bühne noch einen Zahn zulegen. Allein und mit dem Team. Für diesen Traum vertraut der Immenseer nicht bloss seiner Routine – er baut in seine Vorbereitung immer wieder neue leistungs- und erholungsfördernde Reize ein. Erlaubte!

Regelmässige Besuche in der Eiskammer

Seit wenigen Monaten sind das regelmässige Besuche in einer Eiskammer in Luzern. «Nur wenn man immer wieder neue Puzzle-Teile entdeckt, kann man zum sportlichen Erfolg kommen und sich immer noch weiter steigern», erklärt Max seine Experimentierfreude.

«Med-Ice» steht draussen an der Tür. Drinnen erwartet Astrid Bösch ihre Eisbären. «Ausziehen bis auf die Shorts, Handschuhe und Socken, damit Finger und Zehen beim bevorstehenden Prozedere nicht abfrieren, ein Stirnband zum Schutz der Ohren, eine feine Atemmaske zum Schutz der Atemwege vor der eiskalten Luft. Turnschuhe, damit die Füsse am Boden nicht anfrieren.» Das wird ja zur Folter, denkt der Eis-Kammer-Frischling.

Damit ich weiss, worüber ich schreibe, will ich’s selbst probieren. Und der fiese Max schiebt mich als Journi gleich als Ersten vor. Auf gehts! «Zum Akklimatisieren 30 Sekunden in die Vorkammer, da ist es nur minus 60 Grad», befiehlt Frau Bösch. «Dann zweieinhalb Minuten in die auf minus 110 Grad gekühlte Hauptkammer. Ruhig atmen, Sie können Kniebeugen oder Liegestützen machen. Nur keine Panik. Die letzten 30 Sekunden zähle ich über Lautsprecher in 10-Sekunden-Schritten zurück.»

Oh Wunder! Bei sechs Grad im Zürichsee zu schwimmen, habe ich schon genossen – die minus 110 Grad bei 0 Prozent Luftfeuchtigkeit empfinde ich gar nicht als sehr kalt.

Perfekte Therapie

Dann ist Max dran. Heinzer ist es sich zwar bereits gewohnt, hat aber vor der Kälte immer noch Respekt. Während er in der Kammer steht, erklärt mir Frau Bösch den Effekt. «Die Eis-Kammer ist in der Schweiz immer noch wenig bekannt. Aber das ist die perfekte Therapie für Rheumakranke, ganz ohne Nebenwirkung wie etwa bei Kortison. Durch die tiefe Temperatur und die Trockenheit ist der Sauerstoff-Gehalt in der Kammer extrem hoch, die positive Wirkung geht damit auch in den Kopf.»

Auch der Weltklasse-Fechter übersteht das Prozedere schadlos. Während bei mir das durch die Kälte entstandene neue Körpergefühl aus Kribbeln und Euphorie danach stundenlang anhält, setzt es Heinzer direkt in den Sport um. «Ich habe zum Training Badminton gespielt. Den ersten Satz brauchte ich zum Aufwärmen und habe ihn verloren. Danach habe ich aber bloss noch gewonnen.»

Das will Max Heinzer demnächst auch bei Olympia in Rio tun.

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