Meter-Drama um Ruder-Frauen
«Wir haben im Boot alle geweint»

Der Frauen-Doppelvierer hätte seine historische Schweizer Premiere beinahe mit Edelmetall gekrönt – doch der Wettkampf endet hochdramatisch und schickt die Eidgenössinnen in ein Wechselbad der Gefühle.
Publiziert: 31.07.2024 um 17:57 Uhr

42 Hundertstel! Als Pascale Walker (29) in der Mixed Zone von den Journalisten an diese Zahl erinnert wird, schiessen ihr sofort die Tränen in die Augen. Die Schweizerinnen haben im Ruder-Doppelvierer einen echten Krimi verloren – ultraknapp verpassen sie Olympia-Bronze, weil ihre deutschen Konkurrentinnen hauchdünn schneller waren. Nur etwas mehr als ein Meter fehlt zum Glück.

Walker sagt Minuten nach dem bitteren Wettkampf: «Wir haben alles reingeworfen, was wir konnten. Wir können uns nichts vorwerfen, auch wenn der vierte Platz nicht das ist, was man sich vorstellt.» Und Lisa Lötscher (24), die neben ihr steht, meint: «Wir haben lange gar nichts realisiert. Erst im Ziel dann – und dann haben wir im Boot alle geweint.» 

Für die Schweiz war es die erste Teilnahme eines Frauen-Doppelvierers an Olympischen Spielen überhaupt. Walker, Lötscher, Fabienne Schweizer (26) und Célia Dupré (22) haben allein schon damit Geschichte geschrieben. Umso bitterer erscheint in diesem Zusammenhang das knappe Resultat.

Platt und enttäuscht: Der Doppelvierer der Schweizer Frauen belegt am Ende Platz vier.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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«Geilstes Rennen, das wir je gefahren sind»

Walker und Lötscher sagen dennoch unisono: «Es war das geilste Rennen, das wir je gefahren sind. Es fiel uns leicht, wir sind einfach geflogen. Wir können stolz auf uns sein.» Ihre Aussagen tätigen sie nach dem Wettkampf deshalb in einem emotionalen Zustand, der innert Sekunden zwischen Traurigkeit und Freude schwankt. Die Tränen im Boot und nach dem Rennen seien ein Mix aller möglichen Gefühle, sagt Lötscher: «Geweint haben wir auch vor Freude – es kamen bei uns einfach alle Emotionen hoch. Die Zielankunft war irgendwie auch befreiend.»

Wie es mit dem Doppelvierer weitergeht, bleibt vorerst offen. Die routinierte Walker ist bezüglich ihrer Zukunft noch unschlüssig, sie kündigt in jedem Fall eine «längere Pause» an. Und auch der Rest des Teams wird zumindest ein halbes Jahr durchatmen, bevor das nächste Olympia-Projekt in Los Angeles in Angriff genommen wird. Es ist auch eine willkommene Zeit, in der die Schweizerinnen den emotionalen Tag in Vaires-sur-Marne, 22 Kilometer ausserhalb von Paris, in Ruhe verarbeiten können.

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