Bob-Boss reagiert auf Swiss-Ski-Kritik
«Schon eine von Lehmanns 70 Millionen würde helfen»

Die Olympia-Bilanz von Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann schlägt hohe Wellen, weil er medaillenlose Sparten wie Biathlon, Langlauf und Bob kritisiert. Jetzt kommt Gegenwehr aus dem Eiskanal.
Publiziert: 21.02.2022 um 20:27 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2022 um 08:58 Uhr
Matthias Dubach

Alle 14 Schweizer Olympia-Medaillen gehen aufs Konto von Swiss Ski – danach holt Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann (52) zum Rundumschlag gegen andere Verbände aus. Lehmann fordert im Blick, dass sich auch andere Sparten wie Biathlon derart entschlossen wie die Alpinen an der Weltspitze ausrichten sollten.

Selbst dass man im Bob gegen Deutschland und im Langlauf gegen Norwegen traditionell einen schweren Stand hat, lässt Lehmann nicht gelten: «Es ist mir bewusst, dass der Prozess lange dauern kann. Umso eher müssen wir damit beginnen. Vor 14 Jahren hatten wir bei Swiss-Ski 26 Millionen zur Verfügung. Im nächsten Jahr werden es 70 Millionen sein.»

Bob-Verband auf Sponsorensuche

Das sind Zahlen, von denen der Bob-Verband aber nicht mal träumen kann. Für Swiss-Sliding-Boss Sepp Kubli vergleicht Lehmann Äpfel mit Birnen. «Uns würde nur schon eine dieser 70 Millionen enorm helfen», sagt Kubli. Denn Swiss Sliding steht nach dem Ausstieg des Hauptsponsors vor finanziell ungewissen Zeiten. Für den Winter 2022/23 konnte bisher trotz Heim-WM in St. Moritz kein neuer Partner akquiriert werden, dabei ist das Hauptsponsoring bereits für unter 1 Million zu haben.

Keine Bob-Medaille an Olympia: Für Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann gibts dafür Kritik.
Foto: freshfocus
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Auch Streethockey-Boss wehrt sich

Urs Lehmann hatte neben Bob, Langlauf und Co. mit Streethockey auch einen nicht-olympischen Mini-Verband ins Visier genommen. Er steht exemplarisch für das vom Swiss-Ski-Boss kritisierte Giesskannen-Prinzip im Schweizer Sport. Und Lehmann poltert, dass sich bei den Wahlen in den Swiss-Olympic-Exekutivrat der Swiss-Ski-Kandidat erst im 4. Wahlgang mit Müh und Not gegen den Kandidaten des Streethockey-Verbands durchgesetzt habe.

Stefan Kunz ist Präsident von Swiss Streethockey und sagt zu Blick: «Lehmanns Aussage hat bei uns einige Wellen geschlagen. Wir haben nichts gegen eine Förderung des Spitzensports. Aber Sport ist allgemein wichtig für die Gesellschaft, gerade auch für Kinder und Jugendliche.»

Zudem hätte sein Verband bei den Exekutivratswahlen mit Generalsekretärin Claudia Nessier keinen Kandidat, sondern eine Kandidatin gestellt, eine kompetente und sportarten-übergreifend denkende dazu.

Für Streethockey-Boss Kunz ist klar: «Die grossen Verbände wissen von der Realität in den kleinen Verbänden offenbar nichts. Wenn wir ein Team an die WM schicken, beteiligen sich die Spieler an den Kosten und müssen Ferien nehmen. Es gibt kaum Medieninteresse. Unsere Teams trainieren abends nach der Arbeit, auch die Trainer sind keine Profis.»

Streethockey ist in der Schweiz eine Nischensportart.
Keystone-SDA

Urs Lehmann hatte neben Bob, Langlauf und Co. mit Streethockey auch einen nicht-olympischen Mini-Verband ins Visier genommen. Er steht exemplarisch für das vom Swiss-Ski-Boss kritisierte Giesskannen-Prinzip im Schweizer Sport. Und Lehmann poltert, dass sich bei den Wahlen in den Swiss-Olympic-Exekutivrat der Swiss-Ski-Kandidat erst im 4. Wahlgang mit Müh und Not gegen den Kandidaten des Streethockey-Verbands durchgesetzt habe.

Stefan Kunz ist Präsident von Swiss Streethockey und sagt zu Blick: «Lehmanns Aussage hat bei uns einige Wellen geschlagen. Wir haben nichts gegen eine Förderung des Spitzensports. Aber Sport ist allgemein wichtig für die Gesellschaft, gerade auch für Kinder und Jugendliche.»

Zudem hätte sein Verband bei den Exekutivratswahlen mit Generalsekretärin Claudia Nessier keinen Kandidat, sondern eine Kandidatin gestellt, eine kompetente und sportarten-übergreifend denkende dazu.

Für Streethockey-Boss Kunz ist klar: «Die grossen Verbände wissen von der Realität in den kleinen Verbänden offenbar nichts. Wenn wir ein Team an die WM schicken, beteiligen sich die Spieler an den Kosten und müssen Ferien nehmen. Es gibt kaum Medieninteresse. Unsere Teams trainieren abends nach der Arbeit, auch die Trainer sind keine Profis.»

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Auch dass gemäss Lehmann ausserhalb von Swiss-Ski die Visionen fehlen würden, lässt Kubli nicht gelten. Der Bob-Boss sagt: «Nach den medaillenlosen Spielen 2018 haben wir mit jungen Piloten einen kompletten Neuaufbau gemacht. Nun wurde Michael Vogt bereits starker Vierter hinter drei Deutschen, Melanie Hasler holte zwei Diplome. Wir sind auf dem richtigen Weg.»

Kein Kommentar von Langlauf und Biathlon

Ein für den Verband wichtiger Schritt auf dem Weg zurück an die Bob-Weltspitze wurde nun gemacht: Durch starke Europacup-Ergebnisse hat die Schweiz bei den Männern wieder einen dritten Weltcup-Startplatz zugut.

Die von Lehmann ebenfalls attackierten Swiss-Ski-Sparten Langlauf, Skispringen und Biathlon kommentieren auf Blick-Anfrage die Aussagen nicht.

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