TV-Nachtvogel Roger Benoit
Van Almsick: «Was muss diese Russin für ein Mensch sein»

«Ja, ja», brüllte der für einmal gar nicht neutrale ARD-Reporter Tom Bartels um 03.50 Uhr MEZ von Rio nach Europa. «Ein Sieg von Lilly King für den Sport gegen eine Athletin, die der Konkurrenz schamlos ins Gesicht lacht.» Gemeint war die Russin Julija Jefimowa.
Publiziert: 09.08.2016 um 07:46 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 09:20 Uhr
Yulia Efimowa mit der Silbermedaille.
Foto: REUTERS
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Roger Benoit

Es war die bisher emotionalste Olympia-Nacht am Zuckerhut. Ein Schwimm-Skandalrennen, das es nie mehr geben wird und nie mehr geben darf. Julija Jefimowa wurde bereits mit einem Pfeifkonzert in der Schwimmhalle empfangen.

Und auch bei der Siegerehrung über eine Stunde danach, die vor fast leeren Rängen stattfand, wurde Jefimowa gnadenlos ausgepfiffen.

Nur die kleine russische Delegation schwenkte begeistert die National-Fähnchen … SRF war übrigens vor dieser Sieges-Zeremonie um 05.02 Uhr mit der US-Hymne aus den Schwimm-Wettbewerben ausgestiegen!

Franziska van Almsick genervt

Zweimal als Dopingsünderin entlarvt, hatte sich Jefimowa vor vier Tagen vor Gericht den Olympiastart erkämpft. Über 100 Meter Brust. Ihre sieben Gegnerinnen im Final würdigten die ganz in Rot angetretene Russin keines Blickes.

Bei der ARD war die deutsche Schwimm-Legende Franziska van Almsick (38) als Expertin sichtlich genervt: «Das geht ja gar nicht. Eine solch komische Situation habe ich noch nie erlebt. Was muss diese Russin Jefimowa für ein Mensch sein? Das kann ihr doch gar keinen Spass mehr machen. Die ist ja völlig isoliert und tritt dennoch mit einer solchen Arroganz auf.»

Die Sünderin weinte…

Nach dem klar verlorenen Goldkampf gegen die Amerikanerin King sah man aber dann doch noch eine Russin, die weinte. Niemand hatte ihr zu Silber gratuliert. Sie stand da – wie bestellt und nicht abgeholt.

Bereits 20 Minuten vor dem Rennen über die 100 Meter Brust der Frauen hatten sich die Gemüter erregt. Der Chinese Yang Sun gewann die 200 Meter Crawl. Auch ein Mann, der schon zweimal mit Doping erwischt wurde. Deshalb wurde er auch aus Schwimmhallen in Australien rausgeworfen. Und weil der Chinese 2014 einen Autounfall ohne Führerschein verursacht hatte, sass er sogar eine Woche im Knast.

«Das ist zu langsam, Paul»

Für die ARD war dieser 200-m-Crawl-Final der Höhepunkt. Es war die letzte Chance für Deutschland am dritten Tag endlich die erste Medaille in Rio zu holen. Das haben nach 40 von 308 Wettbewerben bereits 38 Nationen (!) geschafft.

Doch das letzte Einzelrennen des grossen deutschen Paul Biedermann (30) in seiner langen Karriere wurde um 03.22 Uhr zum Desaster: Nur Platz sechs für den Mann, der einst Michael Phelps mit Weltrekord geschlagen hatte. Tom Bartels während des Rennens: «Er muss endlich den Turbo zünden. Er muss mehr bringen. Das ist zu langsam, Paul. Sechster – das tut einfach nur weh!»

Dream-Team und Joker-Aus

Und was sahen wir noch in der vergangenen Nacht? Das US-Basketball-Team «Air America» zerzauste auch Venezuela mit 113:69. Im Tischtennis dauerte der erste Satz zwischen dem Deutschen Owtscharow und dem Slowenen Tokic mehr als 32 Minuten – und endete 31:33. Dann gewann aber der Deutsche die nächsten vier Sätze 12:10, 11:5, 11:4, 11:6…

Und um 03.12 Uhr verabschiedete sich Tennis-Superstar Djokovic endgültig von Olympia. Die Nummer 1 der Welt hatte im Doppel mit Serbien gegen Brasilien klar in zwei Sätzen verloren.

Noch der Spruch der Nacht: SRF-Reporter Dani Kern nach dem 24:17 von Australien gegen Neuseeland im Frauen-Rugby-Final zu Studio-Moderator Jann Billeter: «Wollen wir Steffi Buchli für das Training anmelden?»

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