Aus zwei einfachen Gründen
Warum überhaupt beissen Olympia-Gewinner in ihre Medaillen?

Die Szene ist bei Olympia-Medaillengewinnern üblich. Schon das Olympische Komitee von Tokio 2020 erinnerte Athleten scherzhaft daran, dass die Medaillen nicht essbar sind. Was steckt hinter dem Biss ins frisch gewonnene Edelmetall?
Publiziert: 11.08.2024 um 02:17 Uhr
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Aktualisiert: 11.08.2024 um 12:26 Uhr
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Es ist ein Ritual: Fast alle Olympia-Gewinner beissen gleich in ihre Medaillen. Warum?

Auf dem Podest wiederholt sich das Schauspiel der Erst-, Zweit- und Drittplatzierten. Mit Blick in die Kameras wird in die Medaillen gebissen. Natürlich nicht richtig, nur so zum Schein. Doch noch bei den letzten Olympischen Spielen in Tokio scherzten die Veranstalter: «Wir möchten nur offiziell bestätigen, dass die Medaillen nicht essbar sind!»

Zahnabdruck im Gold

Das Ritual hat Tradition. Bei den ersten Olympischen Spielen im Jahr 1896 und 1900 wurden nur die ersten und zweiten Plätze mit Medaillen ausgezeichnet. Dabei gab es bloss Silber für den Erstplatzierten und Bronze für den Zweiten. Ab 1904 erhielten die Siegerinnen und Sieger dann erstmals eine Goldmedaille. Silber und Bronze gab es nun für Platz zwei und drei. Da Gold weicher und verformbarer als andere Metalle ist, war es beispielsweise bei Goldgräbern gang und gäbe, ins Metall zu beissen, um es zu prüfen. Der Grund: Wenn es Gold ist, wird beim Hineinbeissen ein Zahnabdruck sichtbar.

Fast alle beissen sie an Olympia in ihre frisch gewonnenen Medaillen – hier James LeBron (l.) und Anthony Davis nach dem Sieg des US-Teams der Männer im Basketball.
Foto: AFP
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Seit 1912 hat diese Geste bei Olympia keinen Zweck mehr. Goldmedaillen bestehen zu 90 Prozent aus Silber, mit bloss noch sechs Gramm Gold drin – bei einem Gesamtgewicht von 529 Gramm.

Allein der Goldanteil hat damit einen Wert von etwas über 400 Franken. Das macht die olympischen Goldmedaillen von Paris zu den wertvollsten der jüngeren Geschichte. Auch ein Stück Eisen des Eiffelturms ist ja mit drin. Doch die Metalllegierungen auch der Silber- und Bronzemedaillen sind hart, da gibt es keine Zahnabdrücke.

Die Fotografen wollens

Inzwischen ist der Medaillenbiss auch eine Form des Feierns für die Olympioniken. Die Athleten auf dem Podest werden von Fotografen immer wieder dazu aufgefordert, in ihre Medaillen zu beissen – für diese ikonischen Bilder bei olympischen Siegen.

Das ist nicht ohne Risiko. Am 14. Februar 2010 hatte sich der Deutsche David Möller nach olympischem Silber im Einsitzer in Vancouver ein Stück seines oberen Zahns abgebrochen. Dies, nachdem er auf Wunsch der Fotografen in seine Medaille biss.

Im Olympischen Dorf in Paris gäbs eine Zahnklinik, die rund um die Uhr offen ist. Ansonsten wird den Athleten zum Scheinbiss geraten. Wer wirklich zubeissen will: Patisserien in Paris bieten auch Olympia-Medaillen aus Schokolade an.

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