Endlich Olympia-Klarheit
Ehammer erklärt, warum zwei Starts keinen Sinn machen

Die Katze ist aus dem Sack: Simon Ehammer gibt an Olympia in Paris einen Start an seinem geliebten Zehnkampf auf, um die Top-Chancen im Weitsprung zu wahren. Am liebsten hätte er beides gemacht. Aus dem Konflikt wurde ein zähes Ringen.
Publiziert: 05.07.2024 um 18:38 Uhr
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Simon StrimerReporter & Redaktor Sport

Kraftvolle Sprünge über die Hürden, wuchtige Würfe mit Medizinbällen: Bei Simon Ehammer (24) sieht diesen Freitagmorgen beim Training in Teufen AR nichts danach aus, dass er Stunden später einen grossen Entscheid gegen den Zehnkampf kommunizieren wird. Am frühen Nachmittag ist klar: Der Appenzeller startet an Olympia definitiv im Weitsprung, er streicht den Zehnkampf von Paris. Voller Fokus auf die eine Disziplin.

Was machen dann die Hürden und Wurfgeschosse noch auf der Bahn? Das Bild steht sinnbildlich dafür, wie hart der Entscheid für Ehammer vor seiner ersten Olympia-Teilnahme war. «Es war mega schwierig, wir haben lange studiert», sagt die Schweizer Medaillenhoffnung. Der Entscheid für den Weitsprung bleibt aber nur ein kurzfristiger Entscheid gegen den Zehnkampf. Ausserdem hilft die Geschwindigkeit des Hürdentrainings zum Beispiel auch für den Anlauf im Weitsprung.

Aus Nachtschicht zu Morgen-Quali?

Dass Ehammer im Weitsprung startet, macht Sinn. Erst gerade Anfang Juni holte er in Rom EM-Bronze. Er hat immer noch die zweitbeste Weite im Weitsprung weltweit inne in diesem Jahr! Im Hinterkopf ist auch noch die mentale Negativspirale vom Zehnkampf in Götzis, wo er völlig unerwartet unter Tränen vor dem abschliessenden 1500m-Lauf aufgab. Dennoch war der Entscheid bis vor kurzem alles andere als klar. Denn Ehammer denkt gross: Warum nicht beides?

Ehammer bereitet sich an diesem warmen Juli-Freitag in Teufen AR auf Olympia vor.
Foto: Pius Koller
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Hintergrund: Der Zehnkampf findet in Paris am Freitag, 2. August und Samstag, 3. August statt. Bereits am 4. August steht der Weitsprung auf dem Programm, Ehammers Paradedisziplin, wo er auch den Schweizer Rekord innehat (8,45 m). Der ehrgeizige 24-Jährige gibt zu, dass er damit liebäugelte, am Tag nach den zwei kräfteraubenden Mehrkampf-Tagen in die Weitsprung-Quali zu starten und sich irgendwie in den Final zu mogeln.

Er hat eingesehen, dass das Doppel-Szenario kaum Sinn macht. Denn nach dem zweitägigen Zehnkampf wird er erst nach Mitternacht ins Bett kommen, am nächsten Morgen wäre bereits die Quali gegen die besten Weitsprung-Spezialisten der Welt.

Jetzt können wir von einer Medaille träumen

Ehammer ist erleichtert über die neugewonnene Klarheit. Er sagt: «Wäre es zeitlich besser aufgegangen, wäre es gar keine Frage gewesen, beides zu machen.» Obwohl er dem Zehnkampf eine Träne nachweinen wird, freut er sich jetzt riesig auf seine erste Olympia-Teilnahme: «Das ist nochmals grösser als alles, was wir bisher hatten.»

Ehammer könnte die erste Schweizer Olympia-Medaille in der Leichtathletik seit der bronzenen von Kugelstoss-Legende Werner Günthör 1988 in Südkorea holen. Hauptprobe für seinen ersten Grossanlass wird das Meeting in La Chaux-de-Fonds am Sonntag in einer Woche sein – eine Hauptprobe im Weitsprung.

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