In Paris fehlen zu viele Top-Teams
Frauen-Olymp bröckelt, WM wird immer wichtiger

Während bei den Männern das olympische Fussballturnier einen geringen Stellenwert hat, war es bei den Frauen lange wichtiger als die WM. Dies scheint sich zu ändern, denn in Paris fehlen zu viele Top-Teams. Und die WM wird für die Fifa finanziell immer interessanter.
Publiziert: 24.07.2024 um 18:54 Uhr
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Während beim olympischen Fussballturnier der Männer bis 1984 nur Amateure und seit 1992 nur U23-Spieler (plus drei Ausnahmen) zugelassen sind, spielen bei den Frauen seit der Premiere an Olympischen Spielen 1996 die Besten gegen die Besten. Auch in Paris, schliesslich figuriert das olympische Turnier bei den Frauen im Gegensatz zu den Männern auch im offiziellen Fifa-Matchkalender. Ob dies auch in Zukunft der Fall sein wird? Fraglich.

Dies hat mit der Entwicklung der Frauen-WM zu tun. Das Turnier im letzten Sommer in Australien und Neuseeland, als erstmals 32 Nationen teilnahmen, brach alle Rekorde. Laut der Fifa wurden mit dem Turnier mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit erreicht, in diversen Ländern TV-Rekorde verzeichnet. Und bei Einnahmen von rund 570 Millionen Dollar machte die Fifa erstmals auch einen kleinen Gewinn.

Im Jahresbericht der Fifa wird das Turnier in Down Under als «Game changer» bezeichnet, die Entwicklung soll 2027 in Brasilien weitergehen. Mittelfristig hat die Fifa kein Interesse, ein finanziell attraktives Produkt mit einem anderen Turnier zu kannibalisieren, weshalb für die Fifa bei den Männern das olympische Turnier nie Priorität genoss. Hinzu kommt die Problematik des Kalenders. Auch die besten Frauen stossen an ihre Grenzen, zumal die Fifa 2026 auch eine Klub-WM durchführen will.

Zwei Stars, die in Paris fehlen: Lucy Bronze und Fridolina Rolfö.
Foto: IMAGO/Shutterstock
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Zu viele Stars fehlen

Sportlich kann das Turnier in Paris erstmals auch nicht mit der Qualität der Frauen-WM mithalten. Denn mit England, Schweden und Holland fehlt der WM-Finalist, der WM-Dritte (und Olympia-Finalist 2021) und ein WM-Viertelfinalist von 2023 und damit Stars wie Keira Walsh, Mary Earps, Fridolina Rolfö oder Jill Roord. Der Grund ist simpel: Im Feld der zwölf Teams gibt es nur drei europäische Startplätze, gleichzeitig nehmen mit Australien und Neuseeland zwei Teams aus Ozeanien teil, weil Australien offiziell zur asiatischen Konföderation gehört. Asien, Afrika, Nord- und Südamerika stellen je zwei Teams.

Die Fifa hat die Zeichen der Zeit erkannt und das Feld für 2028 auf 16 Teams aufgestockt. Einerseits wirft es für den Weltverband noch immer einen kleinen Gewinn ab. Und mit Los Angeles 2028 und Brisbane 2032 finden die nächsten zwei Olympischen Spiele in wichtigen Frauenfussball-Märkten statt. So schnell wird das olympische Turnier noch nicht an Relevanz verlieren. Entwickelt sich die Frauen-WM aber zu einer Cash Cow, könnte sich das schnell ändern.

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