Untypischer Olympia-Neuling
Bei Medaillenhoffnung Ehammer springt auch etwas Trauer mit

Simon Ehammer, Hallen-Weltmeister und Diamond-League-Sieger, gibt in Paris sein Olympia-Debüt. Er startet im Weitsprung, doch der Verzicht auf den Zehnkampf fällt ihm schwer.
Publiziert: 03.08.2024 um 14:08 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2024 um 21:53 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Mujinga Kambundji? Zum vierten Mal olympisch. Ihre Schwester Ditaji? Mit 22 Jahren auch schon das zweite Mal. Angelica Moser? Erlebt mit 26 schon die dritten Spiele. Simon Ehammer? Gibt in Paris sein Olympia-Debüt! Der Appenzeller ist mit seinen 24 Jahren zwar schon Diamond-League-Meeting-Sieger, Hallenweltmeister sowie Freiluft-WM- und EM-Bronzegewinner, aber ein Neuling auf der grössten Bühne der Leichtathletik.

Der erfolgreiche Appenzeller ein Anfänger bei Olympia – ein Problem? Ehammer winkt ab und sagt: «In einem solchen Stadion mit so vielen Zuschauern war ich zwar noch nie. Doch ich habe nun doch schon einige Erfahrung gesammelt. Ich habe deshalb nicht das Gefühl, dass mir in Paris etwas fehlen wird.»

Erstmals geht die Saisonplanung nicht auf

Tokio 2021 verpasste er verletzt. Und auch in Paris wird Ehammer etwas verpassen. Den Zehnkampf. Das Multitalent entschied sich vor den Spielen, nur in seiner Paradedisziplin Weitsprung anzutreten. Er tat es zähneknirschend. Der Zeitplan im Stade de France zwang Ehammer zur ungeliebten Entscheidung. Womit wir doch wieder bei seinem Olympia-Debüt landen. Denn der Hallen-Weltmeister sagt: «Grundsätzlich planen wir die Saison immer zweispurig, ohne dass etwas dem anderen in den Weg kommt. Olympia war nun etwas Neues.»

Nein, die Hürden lässt Simon Ehammer in Paris unberührt: Der Zehnkämpfer konzentriert sich an seinen ersten Spielen auf den Weitsprung.
Foto: Pius Koller
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Der Zehnkampf findet am Freitag und Samstag statt, während der Weitsprung am Sonntag und Dienstag über die Bühne geht. Beides kombinieren? Wollte sich Ehammer dann doch nicht zumuten, die im Herbst operierte Schulter spielte dabei auch eine Rolle.

Der Verzicht auf seine angestammte Disziplin führt dazu, dass Ehammer doch auch etwas traurig anreiste. «Ich habe ein weinendes Auge. Der Zehnkampf ist meine Leidenschaft, auch wenn sich der Weitsprung auch immer mehr zur Leidenschaft entwickelt hat. Der erste Tag beim Zehnkampf von aussen erleben zu müssen, wird enorm weh tun. Aber es wäre auch umgekehrt hart gewesen, den Weitspringern zuzuschauen.»

Verpfuschte Trainings, weil der Kopf an der grossen Frage herumstudierte

Ehammer schildert, dass ihm die Entscheidung zuweilen auch Trainings richtiggehend verpfuschte: «Es gab Momente diese Saison mit richtig schlechten Lauftrainings. Doch es konnte gar nicht am Körper liegen, denn ich hatte einen super Winter und war top vorbereitet. Es lag am Kopf.»

Jetzt tritt die Schweizer Medaillenhoffnung am Sonntag zur Weitsprung-Quali an. Im Juni an der EM in Rom knallte Ehammer in der Weitsprung-Quali eine Jahresweltbestleistung hin. Diese 8,41 Meter wurden zwar im Final von Europameister Miltiadis Tentoglou (8,65 m) gleich wieder abgelöst, aber das Top-Duo geht nun in dieser Hackordnung in die olympische Sandgrube.

Ein Schweizer startet mit der zweitbesten Saisonweite weltweit in einen Leichtathletik-Wettkampf. Wow. Doch trotz der verlockenden Ausgangslage. Ein bisschen Trauer über die entgangene Zehnkampf-Premiere bei Olympia springt beim Ostschweizer dennoch mit. Ehammer kämpferisch: «In Los Angeles 2028 bin ich im besten Alter für den Zehnkampf!»

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