Wieder Wirbel um Olympia-Selektion
Darum lässt Schiessverband unseren Super-Teenager (15) daheim

Die Schweizer Schützenszene ist in Aufruhr: Die 15-jährige Emely Jäggi fehlt im Olympia-Aufgebot, trotz eines gewonnenen Quotenplatzes und Podestplatzes beim Weltcup-Debüt. Jetzt redet Cheftrainer Daniel Burger.
Publiziert: 21.06.2024 um 16:15 Uhr
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Aktualisiert: 22.06.2024 um 15:12 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Jetzt haben auch die Schützen ihren Selektionswirbel. Als Verband Swiss Shooting und Swiss Olympic das Olympia-Aufgebot von Titelverteidigerin Nina Christen (30), Chiara Leone (26), Audrey Gogniat (21), Christoph Dürr (27) und Jason Solari (24) bekannt gibt, bricht in der Schützen-Szene ein regelrechter Shitstorm los.

Der Tenor: Warum nur fehlt Super-Talent Emely Jäggi (15) aus Niederbuchsiten SO im Olympia-Aufgebot? Die Schweizer Senkrechtstarterin ist mit einem Knall bei den Aktiven gelandet. Schon beim Weltcup-Debüt im Februar steht sie auf dem Podest. Im April holt Jäggi am Olympia-Qualiturnier dann einen Schweizer Quotenplatz.

Von drei Weltklasseathletinnen dürfen nur zwei nach Paris

Doch diesen besetzt der Verband nun nicht mit Jäggi selber. Nach langen Diskussionen, wie Cheftrainer Daniel Burger in einem bemerkenswert offenen Interview auf der Swiss-Shooting-Website erklärt: «Die schwierigste Entscheidung war definitiv bei den Frauen im Gewehr 50 m. Wir haben mit Nina Christen, Chiara Leone und Emely Jäggi drei Athletinnen auf Weltklasseniveau. Es war eine sehr intensive Diskussion im Selektionsgremium, bei der wir alle möglichen Szenarien mehrmals durchgespielt haben.»

Emely Jäggi im Schiessstand: Das Super-Talent hätte das Niveau für Olympia, doch der Teenager wird nicht für Paris selektioniert.
Foto: Schweizer Schiesssportverband
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Der Schiessverband lässt Super-Teenager Jäggi daheim und setzt auf ein erfahreneres Duo. Christen habe bei der Selektion nicht von einem Bonus als Medaillengewinnerin profitiert, schildert Burger. «Sie ist im internen Olympia-Ranking vorne.» Und Leone? Die amtierende Europameisterin habe diese Saison bewiesen, dass sie unter hohem Druck abliefern könne. Rein sportlich sei die Selektion von Christen und Leone anstelle von Jäggi zu rechtfertigen.

«Wir tragen eine ethische Verantwortung»

Doch dann betont Cheftrainer Burger auch, dass es bei der Schülerin auch ganz konkret um den Schutz in ihrem jungen Alter gegangen sei. «Wir tragen auch eine ethische Verantwortung für die Athletinnen – gerade für eine so junge wie Emely Jäggi. Es geht darum, die Athleten vor dem enormen Druck und der Dynamik, die durch Medien und Öffentlichkeit entstehen können, zu schützen.»

Hier flossen auch die nicht nur guten Erfahrungen mit ein, die der Schiesssport im Hype um Christens Olympiasieg 2021 machte. Burgers Fazit: «Deshalb waren wir uns im Selektionsgremium einstimmig einig, dass es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh für Emely ist, bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Denn da kommt Gewaltiges auf die Athletinnen zu.»

Dass auch Jäggis hochtalentierte Schwester Vivien (17) nicht nach Paris fährt, geht im ganzen Wirbel schon fast unter.

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