Zoff um Olympia-Quali
Schweizer Surferin attackiert den Verband

Im Surfen wirds 2024 keine Schweizer Olympioniken geben. Für Surferin Miriam Faccenda ist es unverständlich, dass sie nicht einmal die Quali bestreiten durfte. Der Verband wehrt sich gegen den Vorwurf.
Publiziert: 28.03.2024 um 13:29 Uhr
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Aktualisiert: 28.03.2024 um 17:30 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Der Traum von den Olympischen Spielen 2024 entstand bei Miriam «Mimi» Faccenda (29) schon bald, nachdem sie 2015 für ihre grosse Surf-Leidenschaft nach Fuerteventura auswanderte. Doch jetzt findet Olympia ohne die Urnerin statt. Und das Schlimmste am geplatzten Traum für Faccenda: Sie hatte nicht einmal eine Quali-Chance bekommen.

«Wir Frauen sind dem Verband offenbar nichts wert», sagt sie frustriert zu Blick. Wir? Mit der Lausannerin Alicia Martinet (25) fehlt zuletzt in Puerto Rico, wo an den «World Surfing Games» die letzten Olympia-Tickets vergeben wurden, auch die nominell beste Schweizerin.

Die Urnerin Miriam Faccenda lebt für den Surf-Sport auf Fuerteventura: Der Traum von Olympia 2024 platzte aber denkbar früh.
Foto: zvg
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Martinet wurde ausgerechnet aufs Olympiajahr 2024 aus der Surf-Nati gestrichen, Faccenda wurde gar nie erst dafür aufgeboten. Sie sagt: «Ich fühle mich im Stich gelassen. Ich betreibe für den Sport einen enormen Aufwand, doch eine Unterstützung habe ich nie erhalten.»

Surferin vermisst ideelen Support durch den Verband

Faccenda schildert, dass sie sich in den letzten Jahren nach einer schweren Ellbogenverletzung und einem Kreuzbandriss zurückgekämpft habe. Sie finanziert sich ihren Sport selber. Bei einem Crowdfunding vor zwei Jahren kommen 15'000 Franken zusammen, ein Sponsor verdoppelt die Summe auf 30'000 Franken. Aber immer wieder kehrt die frühere NLA-Fussballerin aus ihrer spanischen Surf-Heimat in die Schweiz zurück, um als Temporärkraft in der Gastronomie etwas dazuzuverdienen.

Weil die Surf-Events weltweit stattfinden und wegen des Wetterfensters stets ein zwei- bis dreiwöchiger Aufenthalt geplant werden muss, geht die Teilnahme ins Geld. 3000 bis 4000 Franken sind rasch für einen Wettkampf weg.

Faccenda ist sich bewusst, dass sie vom kleinen Verband Swiss Surfing Association keine grosse finanzielle Unterstützung erwarten kann. Ihr geht es um ideellen Support. Dass eben der Verband den wenigen überhaupt vorhandenen Athletinnen geholfen hätte, ihren Olympiatraum zu verfolgen. Faccenda: «Beim Quali-Event in Puerto Rico waren viele kleine Nationen aus der ganzen Welt dabei.» Die Schweiz schickt aber lediglich Fantin Habashi (20) als Männer-Starter, bei den Frauen niemanden. 

Olympia-Quali sportlich aussichtslos

Der Verband erklärt das Mini-Aufgebot nüchtern mit fehlenden Perspektiven. «Wir hätten auch bei den Frauen dabei sein können, doch das hätte sportlich wenig Sinn gemacht», sagt Marco Bruni – der frühere Trainer von Snowboard-Olympiasieger Iouri Podladtchikov ist beim Surfverband «Head of Athlete Performance». Er schildert, dass mit der Aufnahme 2018 bei Swiss Olympic strenge Richtlinien für den Einsatz der Fördergelder und ein klarer Leistungsauftrag existieren. 

Aus der Optik des Verbands hatte keine Schweizerin das nötige Niveau, in die Nähe der auf Tahiti stattfindenden Olympia-2024-Wettkämpfe zu kommen – da helfe auch nichts, sich auf Social Media mit dem Olympia-Traum zu inszenieren. 

Das sind bittere Erkenntnisse für Faccenda und auch Martinet. Denn Bruni schildert, dass für die Spiele 2028 in Los Angeles bereits jetzt der Fokus auf der neuen Generation liegt. «Zusätzlich suchen wir in den Surf-Hotspots wie Hawaii nach Athletinnen und Athleten mit Schweizer Wurzeln», sagt er. 

Bei Faccenda bleibt das Unverständnis bestehen. Doch ihrer Leidenschaft für die grossen Wellen bleibt sie auch ohne Olympia treu. 

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