Japans Mächtige üben Kritik
«Organisation von Olympia eine Selbstmordmission»

Das japanische Volk, die Mächtigen, die Sportler – immer mehr stellen Olympia in Tokio in Frage. Das IOC bleibt stur.
Publiziert: 15.05.2021 um 11:06 Uhr
|
Aktualisiert: 15.05.2021 um 12:17 Uhr

Rund zehn Wochen vor den Olympischen Spielen in Tokio (23. Juli bis 8. August) ist der Widerstand massiv. Das japanische Volk stellt sich vereint gegen eine Durchführung.

Olympiagegner übergaben am Freitag eine Petition gegen die Austragung an Gouverneurin Yuriko Koike – unterzeichnet von rund 351'000 Menschen. «Es geht darum, ob wir in Zeiten einer Pandemie das Leben priorisieren oder eine Veranstaltung, die sich Olympische Spiele nennt», sagte Initiator Kenji Utsunomiya.

Die Wirtschaftsbosse kämpfen gegen Olympia

Widerstand regt sich aber nicht nur in der Masse. Auch die Mächtigen des Landes schiessen sich gegen Olympia ein. Hiroshi Mikitani, der CEO des führenden Internet-Unternehmens Rakuten, kämpft gegen den Grossanlass. Die Durchführung der Spiele sei «eine Selbstmordmission», sagt er zu CNN. «Ich habe versucht, die Regierung davon zu überzeugen, die Spiele abzusagen.»

Roger Federer äusserte seine Bedenken betreffend Olympia in Tokio. Er fordert für die Athleten endlich eine Entscheidung.
Foto: keystone-sda.ch
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Federer fordert Klarheit wegen Olympia

Tennisstar Roger Federer empfindet die Ungewissheit angesichts einer möglichen Absage der Olympischen Spiele in Tokio als belastend. «Es ist schwierig», sagte der 39-Jährige im Schweizer TV-Sender Leman Bleu: «Wir hören nicht viel. Das lässt mich glauben, dass die Spiele stattfinden werden, auch wenn ich gehört habe, dass viele Leute in Tokio gegen die Spiele sind.»

Federer, der nun auch geimpft wurde, wirkt mit Blick auf Olympia ratlos und wünscht sich mehr Kommunikation. «Ehrlich gesagt weiss ich nicht, was ich denken soll», sagte der Schweizer, der in der kommenden Woche in Genf in die Sandplatzsaison startet. Die Athleten bräuchten endlich eine finale Entscheidung: «Passiert es oder passiert es nicht?»

Er selbst würde «gerne bei Olympia spielen, um eine Medaille für die Schweiz zu gewinnen. Aber wenn das aufgrund der Situation nicht möglich ist, wäre ich der Erste, der das verstehen würde.»

Letzte Woche äusserten auch Japans Tennis-Stars Kei Nishikori und Naomi Osaka ihre Bedenken. Sie sei zwar eine Athletin und wolle natürlich bei Olympia spielen, meinte Osaka. «Aber als Mensch würde ich sagen, dass wir uns in einer Pandemie befinden, und wenn die Leute nicht gesund sind und sich nicht sicher fühlen, dann ist das definitiv ein wirklich grosser Grund zur Sorge.» (sid/sme)

Tennisstar Roger Federer empfindet die Ungewissheit angesichts einer möglichen Absage der Olympischen Spiele in Tokio als belastend. «Es ist schwierig», sagte der 39-Jährige im Schweizer TV-Sender Leman Bleu: «Wir hören nicht viel. Das lässt mich glauben, dass die Spiele stattfinden werden, auch wenn ich gehört habe, dass viele Leute in Tokio gegen die Spiele sind.»

Federer, der nun auch geimpft wurde, wirkt mit Blick auf Olympia ratlos und wünscht sich mehr Kommunikation. «Ehrlich gesagt weiss ich nicht, was ich denken soll», sagte der Schweizer, der in der kommenden Woche in Genf in die Sandplatzsaison startet. Die Athleten bräuchten endlich eine finale Entscheidung: «Passiert es oder passiert es nicht?»

Er selbst würde «gerne bei Olympia spielen, um eine Medaille für die Schweiz zu gewinnen. Aber wenn das aufgrund der Situation nicht möglich ist, wäre ich der Erste, der das verstehen würde.»

Letzte Woche äusserten auch Japans Tennis-Stars Kei Nishikori und Naomi Osaka ihre Bedenken. Sie sei zwar eine Athletin und wolle natürlich bei Olympia spielen, meinte Osaka. «Aber als Mensch würde ich sagen, dass wir uns in einer Pandemie befinden, und wenn die Leute nicht gesund sind und sich nicht sicher fühlen, dann ist das definitiv ein wirklich grosser Grund zur Sorge.» (sid/sme)

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Er ist nicht der einzige Top-Manager, der Kritik übt. «Ich habe grosse Angst, dass die Spiele stattfinden werden», sagt Masayoshi Son, CEO von SoftBank, bei CNBC. «Aber nicht nur für Japan, sondern für viele Länder. Sie befinden sich in einer schwierigen Situation. Ich weiss nicht, wie sie die Entsendung von Athleten unterstützen können.»

Sogar Toyota, einer der wichtigsten olympischen Sponsoren, äusserte diese Woche seine «Besorgnis» über die Situation. «Wir haben daran gearbeitet, herauszufinden, was wir als Sponsor tun können um zu helfen», sagt Toyotas Kommunikations-Chef Jun Nagata. Es gehe dem Unternehmen vor allem darum, die Athleten vor dem Frust der Bevölkerung zu schützen.

IOC bleibt stur, aber die Regierung zweifelt

Bei all den Bedenken: Das IOC bleibt stur. Am Mittwoch stellt Chefsprecher Mark Adams klar, dass man entschlossen sei, «exzellente Spiele zu liefern, die die Welt zusammenbringen werden». Ein Plan B existiere nicht, meinte IOC-Vize John Coates.

Doch mittlerweile zeigt der Widerstand auch in Japans Regierung erste Wirkung. «Für mich standen die Olympischen Spiele niemals an erster Stelle», sagte Premierminister Yoshihide Suga im Parlament. «Der Schutz von Leben und Gesundheit der Menschen hat höchste Priorität.» (sme)

Die Corona-Situation in Japan

Am Freitag erreichte die offizielle Sieben-Tage-Inzidenz in Japan den höchsten Stand seit dem 12. Januar und den zweithöchsten seit Ausbruch der Pandemie. Der Corona-Notstand wurde auf drei weitere Regionen ausgeweitet.

In den Präfekturen Hokkaido, Okayama und Hiroshima werden die Restriktionen zunächst bis zum 31. Mai verschärft, erklärte Premierminister Yoshihide Suga. In diesen drei Regionen sei «die Bevölkerung relativ gross und die Zahl der neuen Fälle steigt sehr schnell an.» Der 7-Tage-Mittelwert liegt bei 6460 Neuansteckungen am Tag.

Die japanische Regierung hatte erst am 7. Mai den Notstand unter anderem für Tokio abermals verlängert. Insgesamt gelten schärfere Restriktionen damit nun in neun der 47 Präfekturen des Landes. Erst rund drei Prozent der gut 125 Millionen Japaner haben wenigstens eine Impfdosis erhalten, die Krankenhäuser sind überfüllt. (sid)

Am Freitag erreichte die offizielle Sieben-Tage-Inzidenz in Japan den höchsten Stand seit dem 12. Januar und den zweithöchsten seit Ausbruch der Pandemie. Der Corona-Notstand wurde auf drei weitere Regionen ausgeweitet.

In den Präfekturen Hokkaido, Okayama und Hiroshima werden die Restriktionen zunächst bis zum 31. Mai verschärft, erklärte Premierminister Yoshihide Suga. In diesen drei Regionen sei «die Bevölkerung relativ gross und die Zahl der neuen Fälle steigt sehr schnell an.» Der 7-Tage-Mittelwert liegt bei 6460 Neuansteckungen am Tag.

Die japanische Regierung hatte erst am 7. Mai den Notstand unter anderem für Tokio abermals verlängert. Insgesamt gelten schärfere Restriktionen damit nun in neun der 47 Präfekturen des Landes. Erst rund drei Prozent der gut 125 Millionen Japaner haben wenigstens eine Impfdosis erhalten, die Krankenhäuser sind überfüllt. (sid)

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