Haven Shepherd (18) zeigt Training für die Paralympics
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Para-Schwimmerin Shepherd (18):Das Mädchen, das gar nicht leben dürfte

Paralympics-Schwimmerin Haven Shepherd (18)
Das Mädchen, das gar nicht leben dürfte

Es kommt einem Wunder gleich, dass Haven Shepherd (18) dieser Tage in Tokio an den Paralympics mitschwimmt. Als Baby verlor sie bei einem Familien-Suizidversuch beide Beine.
Publiziert: 26.08.2021 um 11:52 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2021 um 09:44 Uhr
Haven Shepherd posiert in Tokio mit dem Paralympics-Symbol.
Foto: Instagram
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An die dunkelsten Stunden ihres Lebens kann sich Haven Faith Shepherd gar nicht erinnern. Die heute 18-jährige US-Schwimmerin wird an den Paralympics in Tokio in der Disziplin 200m Lagen, SM8-körperbehindert der Frauen am Start sein.

Doch eigentlich sollte sie gar nicht mehr leben!

Als sie gerade mal 16 Monate jung ist, beschliesst ihr biologischer Vater in Vietnam, Familien-Suizid zu begehen. Er klebt seiner Frau und dem Baby eine Bombe an den Körper und zündet sie. Beide Eltern sterben – doch die kleine Haven überlebt.

Weil sie aber schwerste Verbrennungen erleidet, müssen ihre Beine unterhalb der Knie amputiert werden.

«Habe nur meine Beine verloren»

«Es ist ein Leben, das ich nie gelebt habe», erklärt sie vor ihrer Reise nach in Tokio dem «People»-Magazin. Denn nur vier Monate später wird sie vom Ehepaar Shepherd adoptiert und in die USA gebracht. «Ich habe nur meine Beine verloren, ich hätte mein Leben verlieren können», sagt sie heute voller Dankbarkeit.

In ihrem neuen Leben in Missouri hat sie vier Schwestern und zwei Brüder. Und ihre neuen Eltern unterstützen sie, wo sie können. Nach Versuchen als Läuferin findet sie ihr Element im Wasser – und blüht richtiggehend auf.

Auch heute ist zu sehen, wie Shepherd voller Lebensmut lacht, Sport treibt, ja sogar als Model aktiv ist und auch schon ihre Geschichte in einem Buch veröffentlichte. Sie hat über 33'000 Follower bei Instagram, versteckt ihre Behinderung überhaupt nicht.

«Kann attraktiv sein, keine Beine zu haben»

«Ich war nie wirklich unsicher, weil meine Beine fehlten», erzählt Haven. «Das war glaube ich vor allem, weil meine Mutter mich immer schick gemacht hat und mir gezeigt hat, wie attraktiv es sein kann, keine Beine zu haben.»

Komplett ablegen kann sie ihre Vergangenheit allerdings nicht. Shepherd: «Manchmal kommt es schon über mich. Dann wache ich auf und realisiere ‹Wow, ich habe keine Beine!›» Ihr wurde später erzählt, dass ihre Eltern damals eine unerlaubte Affäre miteinander gehabt hätten. Und weil dies in Vietnam ein Tabu gewesen sei, hätten sie keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als die Familie auszulöschen.

Spitzensportler, die zufällig Behinderung haben

Es gleicht also einem Wunder, dass das Mädchen, das gar nicht hätte leben dürfen, am Samstag in Tokio ins Wasser springen wird und um Medaillen schwimmen wird.

Dabei will sie vor allem Spass haben. Aber ihre Geschichte soll auch inspirieren, sagt Shepherd: «Ich möchte den Menschen nur zeigen, dass Menschen mit Behinderungen wie alle anderen sind. Paralympisten sind Spitzensportler, die zufällig eine körperliche Behinderung haben.» (wst)

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