Das waren die Olympischen Spiele in Tokio
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Die schönsten Momente:Das waren die Olympischen Spiele in Tokio

Strick-Sportler! Jubel-Tubel! Gaga-Double!
So verrückt war Olympia in Tokio

Olympia ist eben mehr als nur Gold, Silber und Bronze. Diese zehn Geschichten von Tokio 2020 sind unglaublich.
Publiziert: 08.08.2021 um 16:16 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2021 um 17:24 Uhr
Daniel Leu

Auf den Kopf gestellt

Als der Brasilianer Italo Ferreira (27) bei der Surf-Premiere die Goldmedaille erhielt, konnte er seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Denn vor zwei Jahren schien sein Olympia-Traum vorzeitig ausgeträumt zu sein. Rückblende: Drei Tage vor der entscheidenden Qualifikation im September 2019 wurde in den USA sein Auto gestohlen. Darin sein Pass und sein gesamtes Surf-Equipment. Mit Ersatzdokumenten ging es dennoch zum Flughafen, bereit für den Flug, der ihn zur Quali nach Tokio bringen sollte. Doch wegen eines Taifuns verzögerte sich der Flug immer wieder.

Die Zeit wurde knapp. Verdammt knapp. So kam es, dass er erst neun Minuten vor dem Wettkampf am Strand von Tokio eintraf. Mit einem geborgten Shirt und Surfbrett ging er an den Start und qualifizierte sich doch noch für Olympia. Was er damals noch nicht wissen konnte: Zwei Jahre später würde er an gleicher Stelle Olympiasieger werden.

Was für ein Knochenjob

Als Boxer Aidan Walsh seinen Viertelfinal im Weltergewicht gewann, gab es kein Halten mehr. Der Ire sprang vor Freude in die Luft, landete unsanft und brach sich dabei den rechten Knöchel. Deshalb konnte er danach nicht mehr zum Halbfinal antreten, und eine mögliche Goldmedaille war futsch. Als Trost gab es immerhin Bronze für den 24-Jährigen, denn gemäss Reglement klassieren sich beide Halbfinal-Verlierer auf Rang 3.

Italo Ferreira: Auf den letzten Drücker für Tokio qualifiziert und jetzt Surf-Olympiasieger!
Foto: keystone-sda.ch
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Gaga-Gaga-Vergleich?

Zugegeben, sportlich hat Julyana Al-Sadeq in Tokio nicht viel gerissen. Im Taekwondo-Mittelgewicht schied die Jordanierin im Achtelfinal aus. Doch im Netz ging die 28-Jährige viral. Der Grund? Ihre Ähnlichkeit zur Pop-Ikone Lady Gaga. Als die grösste Fanpage der Sängerin darauf aufmerksam machte, gab es im Netz kein Halten mehr, über 24'000 Nutzer bekräftigten die Ähnlichkeit mit einem Like. Völlig gaga, dieser Hype um das Gaga-Double ...

Gut im Schuss

Vor Tokio nahmen Sportler aus San Marino schon 22-mal an Olympischen Winter- und Sommerspielen teil. Das Resultat war jedes Mal das gleiche: Die Athletinnen und Athleten reisten ohne Edelmetall in ihre Heimat zurück. Doch jetzt ist alles anders. Dank Alessandra Perilli. Erst gewann die 33-jährige Sportschützin Bronze im Trap-Schiessen und zwei Tage später doppelte sie im Mixed-Wettbewerb mit ihrem Partner Gian Marco Berti mit Silber nach. Damit durfte das Land mit nur gut 33’000 Einwohnern gleich zwei Medaillen feiern. Zum Vergleich: Hätten wir Schweizer pro Einwohner die gleiche Medaillen-Ausbeute, hätten wir uns über 504-mal Edelmetall erfreuen dürfen.

Eine echte Nullnummer

10,0: Das ist die Höchstnote beim Wasserspringen. 0,0: Das ist die Punktezahl, die Pamela Ware für einen Sprung im Halbfinal bekam. Die 28-jährige Kanadierin gehörte vom 3-Meter-Brett eigentlich zu den Favoritinnen, doch ihr letzter Versuch war eine echte Nullnummer. Beim Absprung rutschte sie auf dem Sprungbrett leicht weg, brach deshalb die geplante Ausführung ab und landete kerzengerade mit den Füssen voraus im Wasser. Das Verdikt: 0,0, in Worten null Komma null! «Mein Traum lebt noch immer. Dieser Wettkampf wird mich nicht besiegen, er macht mich zehnmal stärker», erzählte sie danach auf Instagram.

Zweite Chance, zweiter Platz

Am 25. Juli verabschiedete sich MyKayla Skinner (24) von den Olympischen Spielen. Ohne Medaille, versteht sich, und scheinbar für immer. Am 1. August stand Skinner auf dem Podest. Mit Medaille, versteht sich. Wie das geht? So: In der Sprung-Quali wurde die amerikanische Kunstturnerin zwar Vierte, doch weil vor ihr zwei Landsfrauen lagen, qualifizierte sie sich nicht für den Final. So will es das Reglement. Für Skinner schien damit der Traum von einer Medaille ausgeträumt, weil sie nach Tokio ihr Studium beenden wollte. Doch dann nahm das Glück seinen Lauf. Weil Simone Biles aus mittlerweile bekannten Gründen nicht zum Endkampf antrat, rückte Skinner nach und nutzte ihre zweite Chance: Silber!

Ganz in Weiss

Nicht nur der deutsche Fussballer Max Kruse machte während Olympia einen Heiratsantrag, sondern auch Lucas Guillermo Saucedo, der Partner und Trainer der argentinischen Säbelfechterin Maria Belen Perez Maurice (36). Während sie nach ihrem frühen Out den Reportern Rede und Antwort stand, hielt er hinten einen handgeschriebenen Zettel mit der Frage aller Fragen in die Kamera. Als sie realisierte, was hier gerade passiert, warf sie sich ihm in die Arme und sagte Ja. Passt ja irgendwie auch, schliesslich war sie schon ganz in Weiss gekleidet. Übrigens: Schon an der WM 2010 versuchte Saucedo mit diesem Trick sein Glück – und blitzte ab. Elf Jahre später gab es jetzt doch noch ein versöhnliches Happy End.

Queere Spiele

Wenn das mal nicht ein gesellschaftlicher Fortschritt ist! 19 LGBTQ-Sportler haben in Tokio eine Medaille gewonnen. Die Abkürzung steht für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle transgender, queere, intersexuelle und asexuelle Menschen. Gemäss der Website outsports.com nahmen in Tokio 181 bekennende queere Sportler teil. Zum Vergleich: In Rio waren es noch bloss 56. Besonders spektakulär war der Auftritt von Tom Daley (27). Nachdem der britische Synchronspringer vom 10-Meter-Turm Gold gewonnen hatte, schaute der bekennende Homosexuelle beim Wettkampf vom 3-Meter-Brett als Fan zu und strickte sich nebenbei gemütlich eine Olympia-Tasche für seine Medaille. Für Daley ist Stricken übrigens mehr als nur ein Hobby. «Meine Liebe zum Stricken und Häkeln hat mich während den Spielen bei Verstand gehalten.»

Pech, Glück, Pech

Eigentlich hat Thomas Van Der Plaetsen (30) in seinem Sportlerleben schon viel erlebt. Zu viel. 2014 blieb der belgische Zehnkämpfer in einer Dopingkontrolle hängen. Zum Glück, denn dank der positiven Probe wurde bei ihm der Hodenkrebs frühzeitig diagnostiziert. Van Der Plaetsen kämpfte sich zurück, wurde 2016 Europameister und wollte jetzt auch in Tokio brillieren. Sein Plan ging gründlich schief. Im Weitsprung vertrat er sich beim Absprung den Fuss, flog quer durch die Lüfte und landete unsanft im Sand. Die erste Diagnose: eine schwere Knieverletzung, Abgang im Rollstuhl. Man braucht kein Prophet zu sein: Van Der Plaetsen wird wieder aufstehen!

Versteckis!

Unsereins wird nie auch nur in die Nähe einer Olympia-Qualifikation kommen, für manch ehrgeizigen Sportler ist aber sogar der Gewinn der Silber-Medaille zu wenig. So wie für Benjamin Whittaker (24). Als der englische Boxer sich während der Siegerehrung Silber umhängen sollte, liess er diese direkt in seiner Hosentasche verschwinden. «Ich wollte Gold, nicht Silber, und fühlte mich deshalb als Versager», so seine für ihn logische Erklärung.


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